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Die Mode der Zukunft wird gedruckt

Bei den Oscars mischt die 3D-Designerin Julia Körner heuer nicht mit. Sie beschäftigt die Mailänder Möbelmesse, gedruckte Gebäude und ein kleines Wunder.

Julia Körner hat sich mit 3D-Druck einen Namen gemacht.
Julia Körner hat sich mit 3D-Druck einen Namen gemacht.

Wie sieht die Zukunft der Mode aus? In einer Netflix-Dokumentation so: Eine Frau steht vor ihrem Kleiderschrank und druckt sich dort morgens ihr Oberteil aus. Die Salzburgerin Julia Körner, die zwischen Österreich und den USA pendelt, kommt in der Dokumentation zu Wort - und tut genau das bereits: Sie druckt Kleidung, Schmuck, Handtaschen oder Möbelstücke. "3D-Druck wird auch in der Alltagsmode vermehrt Anwendung finden. Das wird nicht von heute auf morgen passieren, sondern in fünf bis zehn Jahren", sagt Körner. Bei Materialien und Technologie gebe es einen immensen Fortschritt.

Die studierte Architektin brachte - als eine der Ersten - vor knapp zehn Jahren gemeinsam mit der Modedesignerin Iris van Herpen 3D-Druck auf den Laufsteg. Den Durchbruch schaffte sie in Hollywood: 2019 und 2023 hatte Körner Anteil am Kostüm-Oscar für den Film "Black Panther" beziehungsweise die Fortsetzung "Black Panther - Wakanda Forever": Sie entwarf unter anderem die Kronen der Königin Ramonda. Die diesjährige Oscarnacht wird Körner in Wien verbringen. Heuer ist keine Produktion, an der sie mitwirkte, im Rennen. "Aber die Erfolge, die wir letztes Jahr feiern durften, wirken sich aus." So arbeite sie bereits an neuen Projekten Filmschaffender mit.

Inspirationen holt sie aus der Natur. Die Kelp-Handtasche ist etwa von Seetang inspiriert, den sie in Malibu am Strand fand. Das Muster für eine 3D-gedruckte Jacke fand sie, als sie beim Kochen Pilze schnitt und das Geflecht auf der Unterseite inspizierte. "Es ist wichtig, wie wir mit der Natur umgehen. Ich will mehr Aufmerksamkeit darauf lenken, was wir anziehen, was wir kaufen und welchen Einfluss das auf Klima und Natur hat." Im Druck werden, wenn möglich, nachhaltige Materialien eingesetzt, etwa aus Maisstärke oder Rohrzucker.

Ihre Designs gibt es nicht nur für Hollywood. Ihre Marke JK3D mit Standorten in Salzburg, Wien und Los Angeles hat sie in der Pandemie gegründet. "Es läuft gut. Wir verkaufen international, bis nach Australien." Viele Kunden seien technologie- oder designaffin. Die Handtaschen werden meist direkt nach der Bestellung gedruckt - in Wien oder LA. Die Produktpalette wächst: Ihre Beistelltische oder Vasen werden im April im Rahmen der Mailänder Möbelmesse präsentiert.

Der Fortschritt beim 3D-Druck ist immens. "2010 liefen viele Patente aus. Seitdem haben sich die Geräte massiv verbessert." Maschinen sind nun erschwinglich, 3D-Drucker gibt es schon für einige Hundert Euro. Nach oben ist der Rahmen offen. "Für Hollywoodproduktionen arbeiten wir mit Spezialfirmen zusammen. Die haben Drucker, die eine halbe Million Euro kosten." Der Fortschritt macht auch größere Dimensionen möglich. Erste Gebäude sind bereits aus dem 3D-Drucker entstanden. Die gelernte Architektin Körner tüftelt hier ebenfalls an Projekten: "Ich hoffe, dass ich die Expertise, die ich mir im kleinen Maßstab angeeignet habe, nun auch im Größeren realisieren kann."

Vor vier Monaten ist Körner Mutter geworden. Ihre Professur an der University of California (UCLA) hat sie nun reduziert. Die anderen Projekte laufen weiter. "Das funktioniert gut. Ich habe ein tolles Team in Österreich und LA - und einen tollen Mann."

Pionierin beim 3D-Druck

Körner designt und druckt auch Handtaschen.
Körner designt und druckt auch Handtaschen.
Körner designt und druckt auch Handtaschen.
Körner designt und druckt auch Handtaschen.

Julia Körner (geb. 1984) ist in Salzburg aufgewachsen. Sie studierte Architektur in Wien und London und spezialisierte sich früh auf digitale Architektur und 3D-Druck.

Zwei Mal mischte sie bereits bei Oscar-Verleihungen mit: Julia Körner entwarf 3D-gedruckte Kostümteile für den Film "Black Panther" und "Black Panther: Wakanda Forever". Sie designt und druckt auch Möbelstücke oder Handtaschen.

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