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E-Autos: Rabattschlachten lassen die Preise purzeln

Der Autoabsatz bricht ein. Das zwingt Hersteller und Händler zu Rabatten und Angeboten. Und das macht jetzt auch E-Autos billiger.

2024 locken Preisnachlässe.
2024 locken Preisnachlässe.
Günther Kerle, Vorsitzender der österreichischen Automobilimporteure.
Günther Kerle, Vorsitzender der österreichischen Automobilimporteure.

Das alte Auto gab den Geist auf, deshalb brauchte die Kollegin ein neues. Weil die Familie einen Wohnwagen besitzt, entschied man sich gegen eine elektrifizierte Variante. Stattdessen schaute man sich beim Kfz-Händler nach einem gebrauchten Benziner um. Doch die Rechnung ergab: Ein Neuwagen kommt billiger, den man sich schließlich auch kaufte.

Das Beispiel ist kein Einzelfall. "Wir kommen zurück in die Vor-Pandemie-Geschichte - mit höheren Rabatten als normal", sagt Günther Kerle, der Sprecher der österreichischen Autoimporteure. Schon im Herbst habe die Preisschlacht eingesetzt, heuer gehe es mit der gesamten Palette munter weiter. "Es gibt wieder Null-Prozent-Leasing bis hin zu großen Preisnachlässen - zehn Prozent gleich mal, in manchen Preisklassen bis zu 18 Prozent."

Rabattschlachten haben mehrere Hintergründe

Die neuen Rabattschlachten haben mehrere Hintergründe. Auf der einen Seite hat sich nach dem Coronachaos der Ablauf in der Autoindustrie wieder normalisiert. Lieferzeiten von bis zu einem Jahr sind vorbei, in drei Monaten steht das neue Auto wieder zum Abholen bereit. Allerdings: Im Inflations- und Zinshoch stehen nun die Konsumenten auf der Ausgabenbremse.

Dazu werden bei den E-Autos 80 Prozent nach wie vor von Firmen gekauft. Bis Anfang 2023 gab es für sie noch eine Kaufprämie von 5000 Euro (davon 3000 Euro vom Staat). 2022 wurde deshalb noch zahlreich bestellt - und noch verzögert ausgeliefert. Was die E-Auto-Neuzulassungen 2023 noch um fast 40 Prozent (plus 13.456 Stück) steigen ließ. "Doch jetzt fahren auch viele Unternehmen ihre Anschaffungen zurück", sagt Kerle. Insgesamt lag das Absatzniveau im Vorjahr mit knapp 240.000 Pkw-Neuzulassungen um satte 27 Prozent unter jenem im Vorkrisenjahr 2019. "Wir haben jedes Jahr um 100.000 Auto weniger", rechnet Kerle vor.

Turbulent geht es im Autoland Deutschland zu

Richtig turbulent geht es derzeit aber im Autoland Deutschland zu, wo die Regierung zuerst den E-Auto-Kauf massiv förderte, im Vorjahr dann deutlich kürzte und zuletzt die Kaufprämie für 2024 auf einen Schlag einstellte. In Summe führte das in Deutschland zuletzt im Dezember zu einem Absatzrückgang bei E-Autos um fast ein Viertel. Und auch EU-weit legte der Elektro-Neuwagenmarkt ein Minus von 17 Prozent hin. Was Hersteller und Händler, die längst auf den E-Auto-Zug umgesattelt sind, nun zwingt, an der Preisschraube zu drehen. "Und die Pipeline ist voll", erklärt Kerle, viele neue Modelle stünden vor der Markteinführung.

"Die Hersteller fahren jetzt massive Aktionen, um die Bänder in den Fabriken auszulasten", beobachtet auch Österreichs Branchenobmann der Kfz-Händler, Klaus Edelsbrunner, "die greifen in jede Trickkiste." So springen für den Endkonsumenten nun auch bei E-Autos leistbare Preise heraus. "Die neuen Modelle auf dem Markt sind schon deutlich billiger", sagt Edelsbrunner. Ein Elektro-Dacia etwa sei schon um weniger als 20.000 Euro zu haben, die E-Variante des neuen Citroën 3 liege bei knapp 24.000 Euro. Abgezogen wird da noch eine E-Auto-Prämie von 5000 Euro, die es in Österreich für Private auch heuer noch gibt. Und Edelsbrunner sieht im neuen Preiskampf auch einen intensiver werdenden Wettbewerb mit den schon länger günstigeren Chinesen: "Die Europäer reagieren jetzt."

Chinesischer E-Auto-Führer BYD bleibt gelassen

Beim chinesischen E-Auto-Führer BYD, der seit einem Jahr auch in Österreich aktiv ist, sieht man dem gelassen entgegen. Dort betont man sogar: "Wir sind nicht die Günstigsten und werden es auch nicht sein", erklärt BYD-Austria-Sprecher Pascal Sperger gegenüber den SN. Der Ansatz von BYD sei, leistbare Premium-Qualität zu liefern, mit innovativer Batterietechnologie, die kein Nickel, Kobalt oder Cadmium enthalte. 1024 E-Autos hat der chinesische Marktführer im Vorjahr in Österreich verkauft. Weltweit überholte er im letzten Quartal 2023 Tesla. Was Elon Musk dazu veranlasste, nach Handelsschranken für die Konkurrenz aus China zu rufen, "sonst werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören". Der US-Autobauer seinerseits will 2025 sein schon länger angekündigtes günstiges Einsteigermodell fertig haben.

Das aktuell günstige Modell von BYD, der Dolphin, wird in Österreich seit Novembern angeboten - um (je nach Batteriegröße) knapp 26.000 bis 29.000 Euro und "in der Basisversion schon voll ausgestattet", wie Sperger betont. Zu erwarten ist von BYD noch so einiges. So soll demnächst in Ungarn der Spatenstich für die erste Fabrik in Europa erfolgen. Und im österreichischen BYD-Händlernetz mit derzeit 30 Standorten will man heuer die Lücken in Salzburg und St. Pölten schließen.

Private Käufer sind noch zu überzeugen

Für Autoimporteuresprecher Günther Kerle gilt es vor allem private Käufer noch mehr vom E-Auto zu überzeugen, "die sind immer noch unsicher". Zumindest der Preis dürfte heuer stimmen. Der deutsche Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) erklärte jüngst im "Handelsblatt": "Die Frage ist nicht, ob es in diesem Jahr verstärkt Rabatte auf E-Autos geben wird, sondern wie hoch diese ausfallen werden."

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