SN.AT / Leben / Mobilität

E-Autos trotzen extremer Kälte

Stromer haben bei Minusgraden nicht mehr Pannen als Verbrenner. Das legen aktuelle Pannenstatistiken aus Norwegen nahe.

Fast ein Viertel aller Pkw fährt in Norwegen bereits elektrisch, der Stromanteil unter den Neuzulassungen beträgt über 80 Prozent.
Fast ein Viertel aller Pkw fährt in Norwegen bereits elektrisch, der Stromanteil unter den Neuzulassungen beträgt über 80 Prozent.

Während in Österreich das obligatorische Weihnachtstauwetter vorherrschte, startete der hohe Norden Europas mit arktischen Temperaturen ins Jahr 2024. In Teilen Nordschwedens und Norwegens war es mit minus 40 Grad so kalt wie zuletzt vor 25 Jahren. In der norwegischen Hauptstadt Oslo fiel die Temperatur sogar erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen unter minus 30 Grad.

Wenig überraschend wirkten sich die arktischen Bedingungen in Skandinavien auch auf den dortigen Autoverkehr aus. Wie der norwegische Privat-TV-Sender TV 2 berichtet, vermeldete der örtliche Pannendienstservice Viking während der Rekord-Kältewelle zu Jahresbeginn eine Verdoppelung der Panneneinsätze: Von 1. bis 11. Jänner wurden die Pannenhelfer 17.400 Mal zu Hilfe gerufen. Knapp die Hälfte der Einsätze war dabei auf Probleme mit der Starterbatterie zurückzuführen.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Antriebsformen im Winter: Erkenntnisse aus Norwegen

Spannend sind aber vor allem die Erkenntnisse nach der Kältewelle in Bezug auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Antriebsformen im Winter: Eine Erhebung des norwegischen Pannendienstes zeigt, dass 87 Prozent der Einsätze auf Fahrzeuge mit fossilem Antrieb entfielen. 13 Prozent betrafen hingegen rein elektrisch angetriebene Autos.

Im Jahr 2023 waren 82,38 Prozent der in Norwegen verkauften Neuwagen Elektrofahrzeuge. Laut den Daten des norwegischen Straßenverkehrsinformationsrats (OFV) handelt es sich aktuell bei 24,18 Prozent aller in Norwegen zugelassenen Pkw um Elektroautos. Geht es nach Viking-Sprecher Svein Setrom, waren strombetriebene Fahrzeuge in Relation zu ihrer Verbreitung auf der Straße während der Extremkälte demnach weniger häufig von Pannen betroffen als Verbrenner. Allerdings würden E-Autos im bisherigen Gesamtjahr rund 21 Prozent der Hilfeleistungen ausmachen, was wiederum annähernd ihrer Verbreitung entspricht, so Setrom gegenüber TV 2.

Zu beachten ist auch der Umstand, dass Elektroautos in der Bestandsflotte im Schnitt weniger alt sind als Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor. Neuere Fahrzeuge haben bei tiefen Temperaturen in der Regel weniger Startprobleme als Modelle älterer Baujahre. Der Hintergrund: Vollelektrische Fahrzeuge haben ebenso wie konventionell angetriebene Autos eine herkömmliche 12-Volt-Starterbatterie verbaut, welche die Energie für wichtige Nebenaggregate sowie die Fahrzeugelektronik samt Bordcomputer liefert. Fällt die Spannung dieses Energieträgers spürbar ab, so kann es bei E-Autos ebenso zu Startproblemen kommen wie bei Verbrennern - unabhängig vom Ladestand der großen Betriebsbatterie.

Reichweite von E-Autos auf längeren Strecken im Winter um ein Viertel geringer

Die Erfahrungen der jüngsten Kälteperiode zeigen jedoch auch, dass Elektroautos bei extremen Minustemperaturen eine deutlich reduzierte Reichweite haben. In der Regel kann man demnach damit rechnen, dass die Reichweite auf längeren Strecken im Winter um ein Viertel geringer ausfällt als im Sommer. Bei häufigen Kurzstrecken würden die längeren Stehzeiten zudem spürbare Energieverluste nach sich ziehen.