Pilgrim II. von Puchheim

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Wappen des Pilgrim

Unter dem streitbaren Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim († 5. April 1396) erreichte das Erzbistum seine flächenmäßig größte Ausbreitung. Er war von 1365 bis 1396 Erzbischof von Salzburg und der wahrscheinlich der erste Salzburger Landesfürst des ausklingenden Mittelalters.

Leben

Bei seiner Wahl zum Erzbischof am 11. September 1365 war Pilgrim vermutlich gar nicht anwesend, da er in Avignon in Südfrankreich studierte. Papst Urban V. hatte die Wahl zwar am 7. Jänner 1366 kassiert – Salzburg war ja der Kurie reserviert –, aber Pilgrim gleichzeitig zum Erzbischof providiert. Dafür musste Pilgrim 12.600 Gulden an den Papst bezahlen und auch noch die Schulden seines Vorgängers Ortlieb in der Höhe von 4.000 Gulden bezahlen. Nach der Ablegung des Eides, der Bischofsweihe und dem Empfang des Palliums reiste Pilgrim nach Wien. Dort empfing er am 8. Mai von Kaiser Karl IV. in Gegenwart der jungen österreichischen Herzöge Albrecht III. und Leopold III. die Regalien. Nach Salzburg kam er dann erst am 19. Mai.

Im Oktober 1366 schloss er mit dem Herzogtum Bayern einen Waffenstillstand, den er zwei Mal verlängerte. In den Kämpfen 1368zwischen Österreich und dem Herzogtum Bayern um den Besitz von Tirol blieb er neutral. Er weigerte sich auch, die Alpenübergänge nach Venedig im Krieg der Habsburger gegen die Serenissima zu sperren, da diese für den Salzburger Handel von großer Bedeutung waren.

1368 ließ Pilgrim das Salzburger Stadtrecht neu fassen und engte darin als autokratischer Fürst die Stadtrechte stark ein. Dies war später der Anlass, das sich 1403 Adel und Stadtbürger, ein Schutzbündnis gegen die jeweiligen erzbischöflichen Landesherrn schlossen, den "Igelbund".

Zu einem Friedensabkommen mit den Bayern kam Pilgrim am 19. Juli 1370 in Raitenhaslach. Dabei musste er aber die Forderung der Bayern nach Zerstörung der Burgen Lichtentann und Tettelham gegen eine Zahlung von 12.000 Gulden ablösen.

Eine entscheidende Wendung in der Geschichte Salzburgs erreichte Pilgrim mit dem Laufener Bündnis mit Bayern am 6. März 1371. Im Verteidigungsbündnis war der Papst, nicht aber Kaiser und Reich ausgenommen. Der Grund für das Verlassen des Bündnisses mit Österreich, das es für das Erzstift seit 1297 gab, dürfte vor allem die Erkenntnis von Pilgrim gewesen sein, dass von Österreich nicht mehr zu erwarten war. Und Pilgrim hoffte mit diesem Bündnis, die anhaltenden Salzstreitigkeiten mit Bayern und möglicherweise auch die Frage der Propstei Berchtesgaden günstiger regeln zu können.

1371 besetzte er in einer militärischen Aktion Berchtesgaden, geriet aber selbst durch einen Hinterhalt am 27. November 1387 in Raitenhaslach in die Gefangenschaft der bayerischen Herzöge. Er wurde durch eine gemeinsame Aktion des Domkapitels und der Hohen Salzburger Landschaft um 30.000 Gulden und den Verzicht auf die Burgen Pilgrim und Kropfsberg im Inntal (beide im heutigen Nordtirol) freigekauft.

Im Frühjahr 1371 beteiligte sich dann der Erzbischof mit 200 Reitern an einem Feldzug der Bayern gegen Österreich. Das führte zu einer Klage von Karl IV. beim Papst, in der er Pilgrim als Reichsfeind verklagte. Pilgrim hatte überdies das Bistum Seckau besetzt, das er seinem Neffen Johann von Neuberg zukommen lassen wollte. Die Lage wurde für Pilgrim bedenklich und letztlich musste er sich im März 1373 dem Kaiser unterwerfen und das Bündnis mit den Wittelsbachern wieder lösen. Es folgte ein neuerliches Bündnis mit den Habsburgern. Die Seckauer Kandidatur seines Neffens musste er auch fallenlassen.

Es folgte eine ruhige Zeit mit zahlreichen Erwerbungen, was auf eine steigende Finanzkraft des Erzstifts hinweist. Zeitweise wurde der einträgliche Fernhandel mit Venedig gestört.

1377 ging das Brixental durch Verpfändung an Friedrich, Bischof von Chiemsee. Dieser verkaufte den ihm verpfändeten Besitz für 18.000 ungarische Gulden 1380 vorbehaltlich eines Rückkaufes an Pilgrim und 1385 gegen eine Summe von weiteren 8.000 ungarischen Gulden für immer an den Erzbischof von Salzburg.

1382 war er in die Berchtesgadener Expedition involviert.

Am 16. Juni 1393 wurde durch Papst Bonifaz IX. die Fürstpropstei Berchtesgaden der erzbischöflichen Mensa zur Versorgung der Hofhaltung einverleibt, was allerdings nur bis 1407 aufrecht blieb.

Pilgrim war der erste Fürsterzbischof, der in Salzburg einen glänzenden Hofstaat gründete und Salzburg mitteleuropaweit zu einem Mittelpunkt höfischer Kunst und Kultur machte. 1393 gründete er mit der Salzburger Cantorey ein Ensemble, das mit der Pflege der mehrstimmigen Kirchenmusik betraut war und aus dem der heute existente Salzburger Domchor hervorging. Er holte auch den größte Lyriker seiner Zeit, den Mönch von Salzburg an seinen Hof nach Salzburg. In früheren Jahren war vermutet worden, dass er der sagenumwobene Mönch von Salzburg gewesen sein könnte, was aber kaum glaubhaft ist. Ein Kunstwerk von besonderem Rang ist sein Thronsiegel, dessen Ausstattung bisher einzigartig war und das später Vorbild für zahlreiche Siegel nachfolgender Fürsterzbischöfe wurde.

Pilgrim II. war es auch, der gleichsam die ersten Schritte zur Verstaatlichung des Silber-, Gold-, Salzbergbaus und der Salzachschifffahrt einleitete. Er ließ den ersten Goldgulden Salzburgs in der Salzburger Münze prägen.

Quellen


Zeitfolge


Salzburger Bischöfe, Erz- und Fürsterzbischöfe

Bischöfe, 7. bis 8. Jahrhundert
Rupert von Worms · Vitalis · Flobrigis · Johannes I. · Virgil


Erzbischöfe
8. bis 10. Jahrhundert
Arn · Adalram · Liupram · Adalwin · Adalbert I. · Theotmar I. · Pilgrim I. · Adalbert II. · Egilolf · Herold · Friedrich I. · Hartwig
11. Jahrhundert
Gunther von Meißen · Thietmar II. · Baldwin · Gebhard · Berthold von Moosburg · Thiemo
12. Jahrhundert
Konrad I. von Abenberg · Eberhard I. von Biburg · Konrad II. von Babenberg · Adalbert III. von Böhmen · Heinrich von Berchtesgaden · Konrad III. von Wittelsbach · Adalbert III. von Böhmen
13. Jahrhundert
Eberhard II. von Regensberg · Burkhart I. von Ziegenhain · Philipp von Spanheim · Ulrich I. · Wlodizlaus von Schlesien · Friedrich II. von Walchen · Rudolf I. von Hohenegg · Stephan von Niederbayern · Konrad IV. von Fohnsdorf
14. Jahrhundert
Weichart von Polheim · Friedrich III. von Leibnitz · Heinrich von Pirnbrunn


Fürsterzbischöfe
Ortolf von Weißeneck · Pilgrim II. von Puchheim · Gregor Schenk von Osterwitz
15. Jahrhundert
Berthold von Wehingen · Eberhard III. von Neuhaus · Eberhard IV. von Starhemberg · Johann II. von Reisberg · Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg · Sigmund I. von Volkersdorf · Burkhard II. von Weißpriach · Bernhard von Rohr · Johann III. Beckenschlager · Friedrich V. von Schaunberg · Sigmund II. von Hollenegg
16. Jahrhundert
Leonhard von Keutschach · Matthäus Lang von Wellenburg · Ernst Herzog von Bayern · Michael von Kuenburg · Johann Jakob Kuen von Belasy · Georg von Kuenburg · Wolf Dietrich von Raitenau
17. Jahrhundert
Markus Sittikus von Hohenems · Paris Graf von Lodron · Guidobald Graf von Thun und Hohenstein · Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg · Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein
18. Jahrhundert
Franz Anton Fürst Harrach · Leopold Anton Freiherr von Firmian · Jakob Ernst Graf Liechtenstein · Andreas I. Jakob Graf Dietrichstein · Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach · Hieronymus Graf Colloredo


Erzbischöfe, die noch den Titel "Fürsterzbischof" trugen, aber keine weltliche Macht mehr hatten
19. Jahrhundert
Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg · Leopold Maximilian von Firmian · Augustin Johann Joseph Gruber · Maximilian Josef von Tarnóczy · Franz de Paula Albert Eder · Johann IV. Evangelist Haller
20. Jahrhundert
Johann V. Baptist Katschthaler · Balthasar Kaltner · Ignaz Rieder · Sigismund IV. von Waitz · Andreas II. Rohracher


Erzbischöfe 20. und 21. Jahrhundert
Eduard Macheiner · Karl Berg · Georg Eder ·Alois Kothgasser · Franz Lackner