Benediktiner-Erzabtei St. Peter

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Gesamtansicht der Benediktiner-Erzabtei St. Peter.
Karte
Stiftshof der Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Panorama;
Im Innenhof das Wappen der Benediktiner-Erzabtei St. Peter und des Abts Beda Seeauer.
Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Kreuzgang, Brunnen unter der Paulus-Kapelle.
Friedhof von St. Peter, im Hintergrund die Katakomben.
Impression im Friedhof von St. Peter.
Mühlenhof der Stiftsbäckerei St. Peter mit Wasserrad für den Almkanal.
Stolperstein für Gottfried Neunhäuserer (* 1882; † 1941) und Jakob Förtsch (* 1896, † 1944); im Innenhof der Erzabtei;
St.-Rupert-Statue vor dem Collegium Benedictinum.
Übersichtsplan der Erzabtei St. Peter.

Die Benediktiner-Erzabtei St. Peter ist das älteste bestehende Kloster im deutschen Sprachraum.

Einleitung

Die Baulichkeiten wurden um 696 (nach der Haustradition 582) von Rupert von Worms geschaffen.[1] Das Kloster und die Lebensgemeinschaft dürften Quellen nach schon bestanden haben. Es ist jedoch nicht das älteste Kloster im süddeutschen Raum[2].

Name

Der Name ist vom ersten Jünger und Apostel, Simon, dem Fischer aus Galiläa, dem Heiligen Petrus (altgriechisch πέτρα = Fels, Stein; "Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen"), abgeleitet. Es ist eine alte Tradition der römisch-katholischen Kirche, dass die erste Kirche in einem Missionsgebiet nach dem heiligen Petrus benannt wird.

Geschichte

Archäologische Grabungen, die seit 1980 auf dem Gebiet des heutigen Klosters durchgeführt werden, haben bereits drei Mosaike zu Tage gebracht. Damit konnte nachgewiesen werden, dass der heutige Stiftshof der Erzabtei mit einer großen, schönen Villenanlage verbaut gewesen war[3]. Das erste Kloster aber war ursprünglich im Raum des heutigen Kapitelplatzes beheimatet. Die ersten Äbte des Klosters waren gleichzeitig auch Bischöfe (Rupert, Vitalis, Flobrigis, Johannes, Virgil, Adalram, Liupram, Adalwin) bzw. Erzbischöfe (Theotmar I., Pilgrim I., Odalbert, Egilolf, Herold, Friedrich I., Hartwig).

Die Hauptaufgabe des Klosters und des Abtbischofs war neben der Seelsorge die (Slawen-)Mission. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts setzte sich in dem Kloster die Benediktinerregel als Grundlage des Ordens durch. 987 wurden Kloster und Erzbistum von einander getrennt und die bisherige Gütergemeinschaft aufgehoben. Das Kloster erhielt nun von Erzbischof Friedrich I. Grund am Mönchsbergfelsen nächst den Salzburger Katakomben zugewiesen, wo zuvor schon ein alter Friedhof bestanden hatte, wo bald ein neues Klostergebäude und danach auch eine neue Klosterkirche entstand. St. Peter blieb aber, trotz der Aufgabentrennung, bis ins 12. Jahrhundert Residenz des Salzburger Erzbischofs.

Die (mittlerweile) Abtei besaß zahlreiche Güter in der Umgebung von Salzburg. So gehörten beispielsweise Gutshöfe in Anif und Niederalm zum Stift. In der Halleiner Altstadt, am Unteren Markt, hatte es einen Amtssitz (u. a.m.). 1141 bestätigte Erzbischof Konrad I. dem Stift einen Grundbesitz in Arnsdorf in der Wachau, von wo das Stift dann seinen Wein bezog. Weiters hatte das Stift Besitzungen bei Dornbach im Wienerwald bei Wien.

Im Mittelalter hatte das Stift mit der einflussreichen Petersschule und dem Skriptorium (Erstellung wertvoller handschriftlicher Bücher, siehe auch Salzburger Buchmalerei) vielfältige und wichtige kulturelle Aufgaben. Die heutige Erzabtei St. Peter besitzt eine bedeutende Sammlung von Malereien und Plastiken und vor allem von wertvollen Büchern und Urkunden. Das Verbrüderungsbuch des ursprünglichen Klosters ist das älteste erhaltene Schriftstück auf dem Gebiet des heutigen Österreich.

Abt Johann von Staupitz, der lebenslang ein Freund Martin Luthers blieb, ist der bekannteste und wohl bedeutendste Abt des Klosters, der auch maßgeblichen Anteil an den Vorbereitungen zur Gründung der Benediktineruniversität hatte. Er liegt in der Marienkapelle der Erzabtei begraben.

Als P. Amand Pachler am 8. Februar 1657 zum Abt von St. Peter gewählt wurde, bedrohten die Pläne von Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun und Hohenstein (1654–1668) den Domplatz einheitlich zu gestalten das Stift St. Peter in seiner Existenz. Abt Amand Pachler (1657–1673) ist es zu verdanken, dass Fürsterzbischof Guidobald seine Pläne nochmals überdachte. Als der neu gewählte Abt an Josefi des Jahres 1657 (= 19. März) vom Fürsterzbischof zur Mittagstafel geladen wurde, konnte er den Landesfürsten mit einer selbst angefertigten Skizze davon überzeugen, dass es besser sei, wenn der nordseitige Klostertrakt parifiziert, das heißt unter zwei Eigentümern aufgeteilt würde. Während der Keller und die Lange Galerie dem Fürsterzbischof gehören sollten, könne der Rest des Gebäudes von den Mönchen genutzt werden.

Fürsterzbischof Guidobald ging auf den Vorschlag des Abtes zunächst unter zwei Bedingungen ein: Erstens müsse St. Peter die alleinige Baulast für das gesamte Gebäude tragen und zweitens müsse die Fassade jener der Residenz gleichen. Erst etwas später knüpfte der Fürsterzbischof auf Drängen seines adeligen Domkapitels eine dritte Bedingung an die Umsetzung dieses Bauprojektes: Der Konvent von St. Peter soll auf das Vorgangsrecht bei öffentlichen Prozessionen zugunsten der Domherren verzichten. Da dem Kloster eine langfristige Perspektive wichtiger war, ging es auf alle Bedingungen des Fürsterzbischofs ein und unterzeichnete am 4. Mai 1657 einen entsprechenden Vertrag. So wurde die neue Fassade hochgezogen, in der einige neue Zellen unterbracht wurden und das Refektorium vergrößert werden konnte.

Von 1924 bis 1926 wurde unter Erzabt Petrus Klotz das Collegium Benedictinum – das Benediktiner-Kolleg – nach Entwürfen von Peter Behrens erbaut. In der Zeit zwischen 1939 und 1945 war das Kloster enteignet, die Mönche von 1942 bis 1945 größtenteils aus dem Kloster vertrieben.

1927 wurde das Stift zur Erzabtei erhoben. 1982 fand in St. Peter die 3. Landesausstellung zum Thema St. Peter in Salzburg statt.

Der Konvent zählt heute (2009) 28 Mitglieder, die auch die zum Stift gehörenden Pfarren Grödig, Abtenau, Annaberg und Rußbach am Paß Gschütt sowie die Wallfahrtsbasilika Maria Plain und die Filialkirche zum hl. Michael am Salzburger Residenzplatz betreuen. Der Konvent beschäftigt in seinen Betrieben und Einrichtungen etwa 80 Mitarbeiter.

Missionierung

Hauptartikel Slawenmission

Von Kloster St. Peter in Salzburg aus begann im 8. Jahrhundert die Missionierung nach Süden und nach Osten.

Wappen

Das Wappen zeigt zwei gekreuzte Schlüssel auf gelbem Hintergrund.

Äbte von St. Peter

Zunächst waren die Äbte auch Bischöfe von Salzburg, seit 798 mit Arn auch Erzbischof bis 987, als es zur Trennung der Ämter des Abtes und des Erzbischofs kam.

Am 30. Jänner 2013 wurde Korbinian Birnbacher zum 88. Abt der Erzabtei gewählt.

St.-Peter-Bezirk

Hauptartikel St.-Peter-Bezirk

Der St.-Peter-Bezirk umfasst das eigentliche Kloster, die Abteikirche und den Friedhof St. Peter mit Katakomben, Innenhöfe sowie Nebengebäude mit verschiedenen Einrichtungen.

Kloster St. Peter

Das Kloster befindet sich im Osten der Anlage. Bauteile sind die Abteikämmerei, der romanische Saal, der Kreuzgang, das Brunnenhaus, der Klostergarten, die Marienkapelle, das Museum St. Peter mit der Kunst- und Wunderkammer und dem Langen Gang, die Kunstgalerie der Erzabtei. Die beiden Letztgenannten sind Teil des Museums DomQuartier Salzburg.

Der Zutritt erfolgt über die Klosterpforte vom St. Peter Innenhof. Dieser Bereich ist nicht öffentlich zugänglich und wird "Klausur" genannt.

Die Kunst- und Wunderkammer sowie der Lange Gang können über das Museum DomQuartier besichtigt werden.

Kirche zum hl. Petrus

Die erste Klosterkirche von St. Peter wurde um 696 errichtet, als Rupert (Hruodpert) die dortige wohl seit der Spätantike weiterlebende romanische Klostergemeinschaft erneuerte. Die heutige Kirche geht im Kern auf einen Bau zurück, der von 1125 bis 1143 erbaut wurde. Der mächtige Kirchturm, der um 1400 romanisierend erhöht wurde, stammt im Kern aus dem 9. Jahrhundert.

Im Geist der Renaissance wurde die Kirche 1605/1606 umgestaltet, 1619/1620 eingewölbt und 1622 mit einer schlanken Vierungskuppel versehen. Der unverwechselbare barocke Zwiebelturm wurde unter Abt Beda Seeauer 1756 errichtet. Die beiden Hochaltäre sind wesentlich von Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) gestaltet. Das Innere der Kirche ist 1760/1766 mit reicher Rokokoausstattung (Rocaille-Stuck und Deckenbilder) geschmückt. Die alte romanische Baustruktur bleibt dabei gut erkennbar.

Neben Gräbern von Äbten befinden sich in der Kirche das Grabmal von Johann Michael Haydn und an Stelle des ursprünglichen Grabes des hl. Rupertus eine Grabplatte mit einem ewigen Licht. Eine Prophezeiung besagt, dass Salzburg an dem Tag zerstört wird, an dem dieses Licht erlöschen würde.

Petersfriedhof

Dieser Friedhof ist neben dem Friedhof der Benediktinerinnenabtei Nonnberg die älteste christliche Begräbnisstätte Salzburgs. Er wurde bereits in nachrömisch-antiker Zeit als Begräbnisstätte benützt. Durch seine Lage am Fuß des Festungsberges und sein "malerisches" Gelände war der Friedhof von St. Peter ein bevorzugtes Thema der Malerei und Dichtung des 19. Jahrhunderts. Im Friedhof von St. Peter finden sich in den Berg hinein gehauene so genannte Katakomben. Sie dienten nicht als Begräbnisort und sind vermutlich spätantiken Ursprungs. Darin sind die Gertraudenkapelle und die Maximuskapelle zu finden.

Bei einem Spaziergang durch den Friedhof kann man zahlreiche bekannte Salzburger Namen entdecken. Aber auch berühmte Ausländer sind hier begraben, wie z. B. General Harry J. Collins (* 7. Dezember 1895, Chicago, Illinois, USA; † 8. März 1963 in Salzburg), der im Zuge des Zweiten Weltkriegs auch in Salzburg und mit Irene Gehmacher aus Salzburg verheiratet war.

Kapellen

Im St.-Peter-Bezirk befinden sich folgende Kapellen: Ägydiuskapelle, Gertraudenkapelle, Kreuzkapelle, Margarethenkapelle, Mariazellerkapelle (früher Katharinakapelle), Marienkapelle, Maximuskapelle

Innenhöfe und Brunnen

Von der Franziskanergasse kommend gelangt man durch einen Torbogen in den Großen Innenhof im St.-Peter-Bezirk. Der Torbogen ist unscheinbar und nur mit dem Wappen von Stift St. Peter, zwei gekreuzte Schlüssel von St. Petrus, und die Jahreszahl 803 gekennzeichnet.

Stiftshof

Der Stiftshof von St. Peter hat vier Seiten, ist jedoch unregelmäßig. In seiner Mitte liegt der Petrusbrunnen, sowie nordöstlich davon der Ziehbrunnen St. Peter. Der St. Peterer Innenhof wurde 1688 von Abt Edmund Sinnhuber in die heutige Form gebracht. Durch gleichförmige Fensterrahmungen – es sind Salzburger Kastenfenster), die um 1760 geschaffen wurden – hat der Hof eine monumentale Wirkung.

Vom St. Peter Innenhof hat man Zugang zur Stiftskirche St. Peter, den Friedhof von St. Peter und zum Stiftskeller St. Peter. In diesem Innenhof findet jedes Jahr der traditionelle Metzgersprung statt.

Hof Kolleg St. Benedikt

Der etwas kleinere Hof Kolleg St. Benedikt liegt westlich des Stiftshofes. In seiner Mitte liegt der Rupertusbrunnen. Hier befindet sich das Kolleg St. Benedikt. Durch einen Durchgang gelangt man in den Toscaninihof.

Betriebe und Institutionen

Zur Erzabtei gehören folgende Betriebe und Institutionen:

Ehemalige Betriebe

Inkorporierte Pfarren

Pfarren, deren Priester von Stift bestellt werden:

Grabungen, Funde

Im Oktober 2009 entdeckte der als Experte für Grabungen in der Erzabtei tätige Archäologe Stefan Karwiese im Innenhof des Stifts ein Kellergewölbe. Dieses aus dem 13. Jahrhundert stammende Gewölbe dürfte als Weinkeller gedient haben. Einst stand auf ihm das Rentmeisterstöckl, das 1657 abgetragen wurde. Die Grabungen waren zum Zweck der Verlegung einer Elektroleitung begonnen worden. Nach Beendigung der Arbeiten wurde das Gewölbe wieder zugeschüttet.[4]

Bilder

 Benediktiner-Erzabtei St. Peter – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki
 Stift Sankt Peter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Literatur

Weblink

Quellen

Einzelnachweise

  1. Prinz, Friedrich: Vorbenediktinisches Mönchtum, fränkische Mission und die Regula s. Benedicti im Salzburger Land, in: St. Peter in Salzburg, Seite 15.
  2. siehe Kloster Herrenchiemsee und dortige Quelle
  3. Stefan Karwiese, Archäologe, Quelle Salzburger Woche, Ausgabe "Stadt Nachrichten", 27. Mai 2011
  4. Quelle Salzburger Nachrichten, 22. Oktober 2009