Wenn bebaute Flächen in Städten effizienter genutzt werden, heißt das Nachverdichtung. Städte sollen so nach innen wachsen, die Wohndichte erhöht und der Zersiedelung entgegengewirkt werden. Gleichzeitig geht es auch im Stadtraum darum, bestehenden Grünraum möglichst zu erhalten.
Nachverdichtung: Vorzeigeprojekt in der Münchner Bundesstraße
Ein Projekt, das alle diese Parameter berücksichtigt, ist im Vorjahr auf der Münchner Bundesstraße entstanden. Das fünf- bis sechsstöckige Gebäude ragt unübersehbar über den Kreuzungsbereich mit Forellenweg und Lieferinger Hauptstraße.
Start für das Projekt war im Herbst 2021 mit der Verbreiterung der Münchner Bundesstraße auf vier Fahrspuren plus Rad- und Gehweg.
Zwei Häuser wurden abgerissen, darunter das ehemalige Gasthaus Bierbrunnen. Außerdem musste ein 280 Quadratmeter großer Grundstücksstreifen für die Straßenverbreiterung an das Land abgetreten werden. Auf der verbliebenen etwa 2050 Quadratmeter großen, bebaubaren Fläche wollte der Immobilienentwickler Fabian Vorderegger ein sinnvolles und architektonisch anspruchsvolles Projekt realisieren, das auch ein bestehendes Bürogebäude in zweiter Reihe miteinbezog.
Plan stammt vom Architekturbüro Lechner & Lechner
Der Plan dafür stammt vom Architekturbüro Lechner & Lechner, das auch das prägnante Nahversorgungszentrum im Norden von Itzling mitverantwortete. In der Münchner Bundesstraße hieß es für den Architekten Horst Lechner, "aus der Pragmatik eine gestalterische Logik zu entwickeln, etwas anderes war auf diesem Bauplatz nicht möglich".
Der beengte Raum und die ehrgeizigen Pläne erforderten von seinem Team viele "Bastelstunden" mit bis zu 50 Modellen aus dem 3D-Drucker, bis das jetzige Ergebnis feststand. "Eine technische Lösung in etwas formal Ansprechendes umzuwandeln war bei dem Projekt eine echte Challenge", meint Architektin Christine Lechner. Entstanden ist ein markanter, klar gegliederter Baukörper, der sich deutlich von den beliebigen Gewerbebauten entlang der Münchner Bundesstraße abhebt, aber auch einen guten Übergang zum ländlichen Gefüge Richtung Salzachseen schafft. 34 Mietwohnungen und 14 Gewerbeeinheiten fanden darin Platz.
Hoch über der B155 - Baukörper schützt vor Straßenlärm
Die Tatsache, dass auf Seite der Münchner Bundesstraße ein großer Teil des Grundstücks abgetreten werden musste, wird bei dem Projekt geschickt kompensiert. Das Gebäude überragt ab dem dritten Stockwerk den Straßenbereich auf Seite der Münchner Bundesstraße und des Forellenwegs um bis zu 7,5 Meter. Von Norden kommend fällt der kühn an den Rand der unteren Geschoße verschobene Baukörper gleich ins Auge. Rad- und Gehweg verlaufen teilweise unter dem Vorsprung hindurch. Der durch Fahrbahn, Rad- und Gehweg ohnehin versiegelte Bereich wird auf rund 180 Quadratmetern Fläche doppelt genutzt. Vom auskragenden Bauteil in den drei obersten Geschoßen bietet sich eine völlig neue Sichtachse hoch über der Münchner Bundesstraße Richtung Altstadt und Kleßheim.