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Der Neubau bringt Salzburg nicht mehr weiter - der Bestand schon

Salzburg hinkt bei der Sanierung von Bestandsobjekten hinterher. Der politische Fokus liegt auf dem Neubau. Zeit für einen Perspektivenwechsel.

Marco Riebler
Immo-Dumpstern ...
Immo-Dumpstern ...

Es ist stets der Neubau, der die wohnbaupolitische Debatte in Salzburg dominiert. Versprechen, dass Tausende neue Wohneinheiten entstehen, sind schon Monate vor den Gemeinderatswahlen in Plakatform Teil des Straßenbildes. Als "sozial, innovativ und klimaoptimiert" wird ein gefördertes Wohnbauprojekt am Dossenweg im Stadtteil Gneis bezeichnet. Bei einem Quadratmeterpreis von 6375 Euro für die "klassische Eigentumswohnung" fragen sich berechtigterweise viele Salzburgerinnen und Salzburger, wie "innovativ und sozial" dieses Bauvorhaben mit "Preisdeckel" wirklich ist. Das Projekt ist ein Beweis dafür, dass selbst der politische Wille die Regeln des Marktes nicht negieren kann. Der Mangel an Bauland ist allgegenwärtig und treibt die Preise nach oben. Je mehr Grundstücke verbaut werden, umso teurer werden jene, die noch zur Verfügung stehen. Dieses Bodengold könnte sich die öffentliche Hand weiter mittels gemeinnütziger Wohnbauträger für horrende Summen an Steuergeld sichern - oder durch Grünlandumwidmungen zwar den Wohnbau fördern, aber zugleich den Bodenverbrauch und das ökologische Desaster intensivieren.

Es gäbe allerdings auch noch einen anderen Ausweg aus der Sackgasse: die Revitalisierung des Altbestands. 310.000 Wohneinheiten zählt die Statistik Austria in Salzburg. Mehr als die Hälfte davon gilt aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Undichte Fenster, schlecht gedämmte Wände, fossile und ineffiziente Heizsysteme und daher hohe Betriebskosten kennzeichnen diese Objekte. Die jährliche Sanierungsrate lag in den Vorjahren bei nur einem Prozent. 4953 Sanierungen wurden heuer vom Land mit 35 Millionen Euro bis Oktober 2023 gefördert. Weitere Millionen Euro wünschten sich die Vertreter der Wirtschaftskammer in dieser Woche von der Landesregierung, um den Schatz des Vorhandenen wachzuküssen. Zumindest drei Prozent des Bestandes müssten in Salzburg jährlich saniert werden, damit die Klimaziele erreicht werden. Von Bundesseite gibt es seit 2022 eine Sanierungsoffensive. Bisher flossen rund 100 Millionen Euro Fördermittel jährlich. 300 Millionen Euro stehen 2024 erstmals zur Verfügung.

Eine landesweite Sanierungsoffensive und eine Vereinfachung der Förderantragstellung könnten dazu führen, dass es zu einer Aufwertung der Bestandsobjekte käme und dadurch höhere Wohnansprüche befriedigt würden. Mittels moderner Designansätze und neuer Raumaufteilungen lassen sich Altbauten völlig neu interpretieren. Darüber hinaus könnten Tonnen an CO₂ durch zeitgemäße Heizformen eingespart und fossile Abhängigkeiten reduziert werden. Kein zusätzlicher Quadratmeter Boden wird durch die Investition in den Bestand verbraucht und selbst Stadt- und Ortsbilder werden nicht strapaziert. Dass bestehende Wohneinheiten auch nachverdichtet werden können, zeigt ein Beispiel in Taxham. 22 geförderte Mietwohnungen sind durch Aufstockung entstanden.

Parallel zu einer reformierten Wohnbauförderung, die erst 2025 starten soll, muss es ein Millionenpaket für die Sanierung geben. Im Altbestand schlummert nämlich der wahrhaftige "soziale, innovative und klimaoptimierte" Wohnraum von morgen.