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Architekten-Doppelhaus: Ein Haus, geteilt durch zwei

Ein 1950er-Altbau, zum modernen Architekten-Doppelhaus ausgebaut. Unterm Strich war das für zwei Familien die günstigste Lösung.

Neues Wohngefühl durch regalartige Terrassenkonstruktionen.
Neues Wohngefühl durch regalartige Terrassenkonstruktionen.
Aus dem kalten Dachboden wurde der Traum eines Kinderzimmers.
Aus dem kalten Dachboden wurde der Traum eines Kinderzimmers.

Die Wohnungssituation in der Stadt Salzburg ist für Familien schwierig. Während der Bauboom-Jahre wurden in erster Linie kleine, luxuriöse Objekte als Wertanlage gebaut. Während der Coronajahre stiegen die Baukosten drastisch an. Seit mittlerweile fünf Jahren nimmt die Wohnbautätigkeit insgesamt stark ab. Unter dem Strich leidet auch das Angebot an finanzierbarem Wohnraum für Familien.

Die Hausbesitzer und ihr Architekt: (v.l.) Michael Höcketstaller, Astrid Schneider, Christina Dürnberger, Paul Dürnberger.
Die Hausbesitzer und ihr Architekt: (v.l.) Michael Höcketstaller, Astrid Schneider, Christina Dürnberger, Paul Dürnberger.

Zwei Schwestern entschlossen sich deshalb, gemeinsam einen geeigneten Altbau für ihre vier- und fünfköpfigen Familien zu suchen. Aufs Land ziehen kam für die beiden Stadt-Salzburgerinnen nicht in Frage, erzählt Christina Dürnberger: "Unser Leben mit kurzen Wegen in die Arbeit, zur Schule und zu den Freizeiteinrichtungen wollten wir nicht aufgeben. Lieber wollten wir etwas mehr Geld in den Wohnraum steckten, als in lange Fahrtstrecken mit dem Auto."

70 Jahre und gute Substanz

Nach einem Jahr fanden sie und ihre Schwester Astrid Schneider ein Doppelhaus aus den 1950er-Jahren in Salzburg-Aigen. Das war aufgrund der kleinen Grundstücksfläche für Wohnbauträger uninteressant, konnte aber gut in ein Haus für zwei Familien umgebaut werden, weil die Bausubstanz noch in Ordnung war.

Von Anfang an war für die neuen Hausbesitzer klar, dass es einen Architekten brauchte, um eine gute Lösung und zwei wirklich gleichwertige Wohneinheiten zu schaffen. "Obwohl es eine Sanierung war, hatten wir auch einen optischen Anspruch", meint Paul Dürnberger: "Wir schaffen uns ja nur einmal im Leben Wohnraum an, da wollten wir uns natürlich auch wohl fühlen." Damit verbunden waren einige weitere Wünsche: Man wollte ökologisch und mit heimischem Holz bauen, Verbindungen ins Freie schaffen und die versiegelten Freiflächen reduzieren. Außerdem war ein nicht-fossiles Heizsystem, Photovoltaik und ein umweltschonender Dämmstoff gefordert. Über alledem stand die Preisfrage der gesamten Umbaumaßnahmen.

Salzburger Architekten dunkelschwarz boten unkonventionelle Lösung an

Mit den Salzburger Architekten dunkelschwarz war ein Partner gefunden, der eine unkonventionelle, aber wirtschaftliche Lösung anbot. Um zwei "gerechte" Wohnungen mit gleich großem Gartenanteil zu erhalten, musste das Haus neu gedacht werden. Architekt Michael Höcketstaller teilte das in den Außenmaßen neun Mal zwölf Meter große Haus in den unteren beiden Etagen längs, entlang einer bereits vor dem Umbau vorhandenen tragenden Wand. "Es ist bei Umbauten grundsätzlich auch aus den wirtschaftlichen Überlegungen sinnvoll, die bestehenden Strukturen beizubehalten", sagt der Architekt. So entstanden zwei Wohneinheiten auf der Ost- und auf der Westseite mit direktem Zugang zum Garten und vergleichbarem Lichteinfall in den Räumen. Der zuvor unbewohnte, kalte Dachboden wurde ausgebaut und quer geteilt. Die östlich ausgerichtete Wohnung erhielt den Südanteil des Dachgeschoßes dazu, die westseitige Wohnung den Nordanteil.

Wohnen mit dem Garten

Die beiden Wohnungen sind von der Raumaufteilung fast spiegelgleich. Vom länglichen Wohn-Küchenbereich im Erdgeschoß mit natürlichem Licht von drei Seiten und Terrassen auf beiden Schmalseiten geht es über gewendelte Treppen hinauf in den ersten Stock mit kleinen Schlaf-, Bade- und Arbeitszimmern. Das Dachgeschoß zieht sich anders als die Untergeschoße über die gesamte Hausbreite und wurde in der Mitte geteilt. Hier ist Platz für ein hohes, lichtdurchflutetes und rund 35 Quadratmeter großes zeltartiges Kinderzimmer. Astrid und Thomas Schneider haben auch bereits Zukunftsaussichten: "Wenn unsere drei Kinder nicht mehr in einem Raum schlafen wollen, lässt er sich auch in kleinere Einheiten teilen."

Auf beiden Schmalseiten schufen die dunkelschwarz-Architekten über die gesamte Gebäudebreite "gerüstartige" Balkonkonstruktionen. Im Erdgeschoß geht es von den Terrassen über Stiegen hinunter in den gemeinsamen Garten.

Der "Schwellenraum zwischen öffentlich und privat" im Norden war dem Architekten Michael Höcketstaller ein besonderes Anliegen. Hier standen vor dem Umbau eine eingeschoßige Greißlerei und eine Doppelgarage. Den ehemaligen Laden sperrten die beiden Schwestern beim Ausräumen des Hauses noch einmal auf, um einen Flohmarkt für nicht benötigtes Inventar zu machen. Mit dem Umbau machten die beiden Zubauten einem gepflastertem Vorplatz mit Carport für Autos und Fahrräder Platz. Der Zugangsweg führt von dort über die rückwärtig gelegene Stiege zu einem geschützten Eingangsbereich, der auch als zweite, nordseitige Terrasse genutzt wird.

Mehr Fläche ums selbe Geld

Bei den Kosten und beim Zeitaufwand blieb das Projekt im Rahmen auch wenn die drastischen Entwicklungen am Bausektor in den Jahren 2020 bis 2022 auf die Verfügbarkeit von Handwerkern und ihre Preise auswirkten. Die beiden Familienväter legten während der etwa neunmonatigen Bauzeit selbst Hand an, um die Kosten zusätzlich zu drücken. Und beim Bau zeigte sich immer wieder, dass Anschaffungen für zwei Wohneinheiten nicht das Doppelte kosten, von der Wärmepumpe bis zum Rasenmäher. So blieben die Gesamtkosten deutlich unter der Summe für vergleichbare Wohnungen in der Stadt Salzburg.

Paul Dürnberger: "Wir bekamen je 120 Quadratmeter Wohnfläche und 150 Quadratmeter Garten um den Preis, den uns 2019 eine Wohnung in einem Mehrparteienhaus mit 90 bis 100 Quadratmetern und Balkon oder kleinem Gartenanteil gekostet hätte." Dass ein Architekturbüro beauftragt wurde, spielte bei den Kosten keine große Rolle, ergänzt er: "Pläne brauchten wir sowieso für den Genehmigungsprozess. Macht das ein Baumeister, kostet das auch etwas, aber dann ist noch kein gestalterischer Aspekt dabei."

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