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Vorsatz für Führungskräfte: Motivation halten!

Zu Neujahr stehen Vorsätze hoch im Kurs, auch bei Führungskräften. Etwa: Teams auf Dauer beflügeln. Wie dieses Vorhaben nicht verpufft.

Faktoren wie Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Autonomie sind bei der Mitarbeitermotivation entscheidend.
Faktoren wie Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Autonomie sind bei der Mitarbeitermotivation entscheidend.

"Vorsätze halten dann am längsten vor, wenn wir uns nicht zu viel auf einmal vornehmen, sondern unseren Fokus auf ein, zwei zentrale Punkte legen. Auch Einträge zur Erinnerung in den Kalender wirken Wunder." Das sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Zum Jahreswechsel hat sie sich Gedanken gemacht, wie sich Teams auch in schwierigen Zeiten motivieren lassen. Wobei sie betont: "Es ist nicht die Hauptaufgabe von Leaderinnen und Leadern, ihre Mitarbeitenden jeden Tag anzuspornen. Eine gewisse Grundmotivation und Eigenverantwortung darf mit in die Arbeit kommen."

Motivation in "schwierigen Zeiten"? Arbeitsbelastung und Mitarbeitermotivation

Doch der Reihe nach. Was versteht Stöttinger unter "schwierigen Zeiten"? Ihre Antwort ist klar, es geht um Phasen hoher Arbeitsbelastung. Wann diese Hochsaison haben, sei von Unternehmen zu Unternehmen, von Branche zu Branche unterschiedlich. "Aus Erfahrung wissen wir, dass vielerorts im Juni und Juli sowie im November und Dezember das Allermeiste zu tun ist", erklärt die Betriebswirtschafterin. Dazu kämen außertourliche Stressfaktoren: Managementwechsel, Change-Prozesse, wirtschaftliche Herausforderungen.

Wenn es um Mitarbeitermotivation geht, spiele Geld die Hauptrolle. "Dabei wird eine Gehaltserhöhung aber eher als Belohnung für die Vergangenheit wahrgenommen und nicht als ein Versprechen in die Zukunft."

Wichtige Motivationsgaranten: Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Autonomie

Stöttinger fügt an, dass etliche wissenschaftliche Studien aufzeigen, dass auch Dinge wie Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Autonomie im Job einen gewichtigen Part einnehmen. Wenn Fragen wie "Fühle ich mich den Inhalten meiner Arbeit und dem Team verbunden?", "Macht das, was ich tue, einen Unterschied?" oder "Kann ich meinen Arbeitsbereich selbst und ohne allzu rigide Vorgaben gestalten?" positiv beantwortet werden können, sei die Motivation, im Job das Beste zu geben, hoch. Geld sei eher dann ein starker Motivationsfaktor, wenn Mitarbeitende eine Incentivierung abhängig von ihrer Performance erhalten. Will heißen: wenn sie durch höhere Leistungen oder Verkaufszahlen Boni bekommen. Ansonsten gilt für die Professorin: "Beim Blick auf das Konto soll kein Gefühl von Schmerzensgeld aufkommen, denn Motivation funktioniert so nicht."

Eigenverantwortung und Führungskompetenzen: Stöttingers Ansichten

Zurück zu der Eigenverantwortung jeder und jedes Einzelnen. Gefragt nach den Fähigkeiten, die Führungskräfte mitbringen müssen, um ihre Leute überhaupt motivieren zu können, antwortet die Executive-Academy-Dekanin: "Da bin ich immer zwiegespalten, denn ich bin dagegen, stets dem Management alle Verantwortung umzuhängen." Eine grundsätzliche Bereitschaft, mit Einsatz zu arbeiten, sei vorauszusetzen. "Ansonsten ist es aus Mitarbeitersicht besser, sich eine andere Stelle zu suchen. Allen obliegt es selbst, dass ihnen die Arbeit zumindest zeitweise Spaß macht." Aus Perspektive der Führungskraft scheint ihr ein "Weniger ist mehr" sinnvoll und sie erinnert an die Faktoren Zugehörigkeit, Selbstwirksamkeit und Autonomie. "Leaderinnen und Leader forcieren genau diese Punkte", so Stöttinger.

Ein Gefühl der Zugehörigkeit zum Team lasse sich etwa erzielen, wenn Rituale wie ein gemeinsames Mittagessen gefördert werden. "Die Chefin oder der Chef muss auch gar nicht selbst dabei sein. Es ist doch wunderbar, wenn sich das Team als Team erfahren kann." Vorgesetzten rät sie hingegen, auf informelle Gespräche und Updates während des ganzen Jahres zu setzen. So werde greifbarer, was im Unternehmen gerade läuft und wie die Stimmung ist. "Dazu ist es durchaus sinnvoll, sich mit Mitarbeitenden darüber auszutauschen, ob das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist oder schon eher in den nächsten Graben abbiegt."

"Es ist nicht die Aufgabe von Chefs, Leute glücklich zu machen."
Barbara Stöttinger
Dekanin d. Executive Academy, WU Wien

Arbeitsprozesse überdenken und vereinfachen

Darüber hinaus dürfen Führungskräfte immer wieder eigene Prioritäten hinterfragen, sich auch untereinander darüber unterhalten, ob es noch dieselben Vorgänge und Methoden braucht, die jetzt gerade im Unternehmen ausgeführt werden. "Wir haben oft die Tendenz, immer mehr Aktionen oben draufzupacken, statt gemeinsam zu sehen, ob nicht auch einiges im Arbeitsprozess weggelassen werden darf", sagt Stöttinger und vergleicht ihre Behauptung mit einem Kleiderkasten. "Wenn ich neues Gewand kaufe, stelle ich ja keinen neuen Schrank auf, sondern durchforste das vorhandene Möbelstück, ob nicht alte Teile darin Platz machen dürfen."

Empfehlungen für eine optimistische Unternehmenskultur

Stöttinger hat sich für 2024 auch vorgenommen, der (typisch österreichischen) Negativität den Kampf anzusagen. Den Blick auf das zu lenken, was gut laufe, sei eine Frage der Haltung. "Wer alles miesmacht, wird folgerichtig nur schlechte Meetings erleben oder nervige Herausforderungen. Wer jedoch auf das Positive schaut, wird den Fokus genau dorthin lenken." Deshalb rät die Dekanin, Sitzungen mit Erfolgen oder einem tollen Kundenfeedback zu beginnen. Außerdem weist sie darauf hin, dass Menschen, die gerne nörgeln und sich beschweren, die Verantwortung abgeben, statt ins Tun zu kommen und selbst Änderungen anzustoßen. "Immerhin treffen wir jeden Tag selbst die Entscheidung, in unsere Firma arbeiten zu gehen", gibt sie zu bedenken.

Wann es Zeit ist, sich nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen?

Wenn aufbauende Worte der Vorgesetzten nicht fruchten und auch Gehaltserhöhungen oder Boni nicht mehr zur Mitarbeiterzufriedenheit beitragen, dann ist es für Stöttinger an der Zeit, sich nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen. Die Zeit sei günstig, sagt sie und verweist auf den inzwischen stark arbeitnehmergetriebenen Arbeitsmarkt. "Die Verantwortung für das eigene Leben kann niemand abgeben. Chefinnen und Chefs haben nicht die Aufgabe, ihre Leute glücklich zu machen. Wer das schaffen will, sollte lieber Eis verkaufen."