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Die künstliche Intelligenz in Österreich studieren

Immer mehr österreichische Hochschulen bieten Studiengänge zu künstlicher Intelligenz an. Warum deren Absolventen so gefragt sind und welch enorme Rolle Ethik im Studium spielt.

Das Bachelorstudium vermittelt das theoretische Fundament zu Robotik und künstlicher Intelligenz. Bild mit KI generiert
Das Bachelorstudium vermittelt das theoretische Fundament zu Robotik und künstlicher Intelligenz. Bild mit KI generiert

Künstliche Intelligenz ist schon länger ein zentraler Bestandteil des Informatikstudiums gewesen, etwa im Bereich maschinelles Lernen oder in logischer Programmierung, sagt Konstantin Schekotihin. Er ist Professor für KI und Co-Studiengangsleiter des Bachelors Robotics and Artificial Intelligence an der Universität Klagenfurt, der bereits im Wintersemester 2022/23 startete. "Es war höchste Zeit, einen eigenen Studiengang zu künstlicher Intelligenz einzuführen."

"Das Studium ist auf großes Interesse gestoßen, auch bei Personen aus dem Ausland", erzählt Schekotihin. Pro Semester wurden bislang 60 bis 70 Studierende verzeichnet. Da Klagenfurt keinen starken Studierendenzulauf aus ganz Österreich genießen könne, sei die Entscheidung auf einen englischsprachigen Bachelor gefallen, um auch internationale Studierende anzuziehen. Außerdem, sagt Schekotihin, sei es wenig sinnvoll, im überwiegend englischsprachigen Fach ständig die Begriffe zu übersetzen.

Robotik und Künstliche Intelligenz studieren

Das Bachelorstudium vermittelt das theoretische Fundament zu Robotik und künstlicher Intelligenz. "In den beiden ersten Semestern werden die Grundlagen in den relevanten Fächern Mathematik, Informatik, Mechatronik und Physik vermittelt, damit alle ein gutes Basisniveau erreichen", erklärt Schekotihin. In den höheren Semestern können die Studierenden zwischen Robotik- und KI-Spezialisierungen wählen. Auch die Praxis komme nicht zu kurz. "Etwa werden in Seminaren selbstständig Roboter sowie Drohnen entwickelt und gebaut", sagt Schekotihin. Im Masterstudium Artificial Intelligence and Cybersecurity werden die KI-Themen vertieft und mit Cybersicherheit kombiniert. "Immer mehr Firmen kämpfen mit Cyberangriffen. KI-basierte Sicherheitssysteme können diese schneller erkennen und abwehren", erklärt Studiengangsleiter und Professor für Produktionssysteme Martin Gebser. Vertiefend werden neuronale Netze - das Grundgerüst der künstlichen Intelligenz - behandelt und in diversen Projekten angewandt.

Große Nachfrage nach KI-Experten: Unternehmen suchen aktiv

Von Unternehmensseite sei die Nachfrage nach Absolventen groß. "Viele Firmen fragen aktiv bei uns an, ob sie Vorträge halten können, um Kontakte mit Studierenden zu knüpfen", sagt Schekotihin. Künstliche Intelligenz sei in der Industrie bereits verstärkt in Gebrauch, speziell bei der Planung und Optimierung von Produktionsprozessen. "KI wird sicherlich in allen Branchen eine Rolle spielen", meint Gebser überzeugt. Obwohl Studierende nicht in allen Fachrichtungen zu KI-Experten ausgebildet werden könnten, müsse die KI dennoch ausreichend verstanden und effektiv eingesetzt werden.

"Es war höchste Zeit für einen eigenen Studiengang zu künstlicher Intelligenz."
Konstantin Schekotihin
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Studierende entwickeln innovative KI-Technologien

Bereits während des Bachelorstudiums wirken die Studierenden an realen Projekten mit. Unter anderem betreibt die Universität Klagenfurt die größte Drohnenflughalle Europas. "Dort werden selbst entwickelte, innovative KI-Technologien gemeinsam mit Industriepartnern getestet", erklärt Schekotihin. Drohnen würden in immer mehr Bereichen verwendet. Als Beispiel nennt er deren Einsatz bei Bränden in Großanlagen oder bei Erkundungsmissionen im Weltraum. "An der Uni entwickelte Robotertechnologien werden für medizinische Operationen verwendet und für Unterwasserinspektionen getestet", führt der Forscher an.

Ethik in der Künstlichen Intelligenz: Grenzen und Gefahren von KI-Anwendungen

Jedoch betont Gebser: "Technologie - und somit die KI - kann nie perfekt sein, dessen müssen wir uns bewusst sein." KI werde auch zu negativen Zwecken verwendet, etwa bei der Verbreitung von Fake News. Daher seien im Studium Kurse zum ethisch-verantwortungsvollen Umgang mit KI inkludiert. "Den Studierenden müssen die Grenzen und Gefahren von KI klar aufgezeigt werden", sagt Schekotihin. Auch die wissenschaftliche Community kritisiert den Missbrauch von KI durch Kollegen und die Industrie scharf.

Neuer KI-Bachelor an der FH Oberösterreich: Artificial Intelligence Solutions

Ein neuer KI-Bachelor soll auch an der FH Oberösterreich am Standort Hagenberg starten. "Spätestens seit ChatGPT wissen wir, dass künstliche Intelligenz eine Technologie ist, die gekommen ist, um zu bleiben", sagt Ulrich Bodenhofer, Professor für künstliche Intelligenz. Die Idee, einen KI-spezifischen Bachelorstudiengang anzubieten, gebe es am Standort Hagenberg schon länger. "Bei der Bandbreite des Themas braucht es schon ein eigenes Studium", betont der designierte Studiengangsleiter. Bald wird die Idee realisiert - geplant ist der Bachelorstudiengang Artificial Intelligence Solutions ab dem Wintersemester 2024/25.

"Bilden AI Engineers aus, die KI-Projekte von der Planung bis zur Umsetzung begleiten."
Ulrich Bodenhofer
Fachhochschule Oberösterreich.

FH Oberösterreich plant AI Engineers für praxisnahe KI-Projekte ab Wintersemester 2024/25

Aktuell liege der Antrag für die Studienzulassung bei der Akkreditierungsbehörde. Im Zuge dieses Bachelors sollen AI Engineers ausgebildet werden, die KI-Projekte von der Planung bis zur Umsetzung begleiten", sagt Bodenhofer. Hier liege der Fokus weniger auf der Entwicklung von neuen KI-Methoden, sondern auf deren Anwendung und Weiterentwicklung in Projekten. Daher sei geplant, in Studienprojekten an realen Aufgabenstellungen von Unternehmen zu arbeiten. Der Bedarf an KI-Spezialkräften in Oberösterreich sei groß, weshalb die Hoffnung darauf liege, dass viele direkt nach dem Praktikum im jeweiligen Unternehmen einsteigen. Menschen, die Angst vor künstlicher Intelligenz verspüren, sagt Bodenhofer: "Bei der KI handelt es sich um eine technisch-mathematische Funktion ohne Gehirn und Bewusstsein, die Weltherrschaft wird sie nicht übernehmen." Es werde zu Veränderungen am Arbeitsmarkt kommen, aber es ist damit zu rechnen, dass KI viele neue Jobs schaffen werde.

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