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Red Bull Salzburg trennt sich von Gerhard Struber: Was von seiner Trainer-Ära bleibt

Michael Unverdorben
Gerhard Struber blieb als Bullen-Trainer glücklos.
Gerhard Struber blieb als Bullen-Trainer glücklos.

Fußballtrainer von Red Bull Salzburg zu sein ist vermutlich einer der undankbarsten Jobs überhaupt. Gewinnst du, gilt es als Pflichterfüllung. Verlierst du, wackelt der Trainersessel.

Gerhard Struber hatte es von Anfang an nicht leicht bei den Bullen. Schon seine Bestellung, eingefädelt noch von Ex-Sportdirektor Christoph Freund, einem langjährigen engen Freund Strubers, wurde von vielen Seiten skeptisch gesehen. In der Folge riss die öffentliche Kritik am Trainer, am Spielstil der Mannschaft und an den ausbleibenden Erfolgen nie wirklich ab. Der negative Höhepunkt war am vergangenen Freitag der blutleere Auftritt beim LASK. So Red-Bull-untypisch hatte man Red Bull Salzburg schon lang nicht mehr gesehen, womöglich sogar seit dem Düdelingen-Debakel 2012 nicht mehr.

Die Clubführung zog jetzt die Reißleine. Für die Kritiker aus der ersten Reihe viel zu spät. Das große Saisonziel ist längst in größter Gefahr. Der Gewinn des Meistertitels geht einher mit einem Champions-League-Fixplatz sowie einer Startprämie von 20 Millionen Euro.

Und dennoch sei hier auch eine Lanze für Gerhard Struber gebrochen. Der 47-jährige Kuchler bekam vom breiten Publikum nie eine echte Chance, wurde für alles Mögliche verantwortlich gemacht, vom Fehlpass bis hin zum falschen Elfmeterpfiff. Die Wahrheit ist nämlich auch, dass Struber als derjenige Bullen-Trainer in die Geschichte eingehen wird, der offenbar das Unglück gepachtet hat: Ein noch nie da gewesenes Verletzungspech mit bis zu 13 gleichzeitigen Ausfällen bremste in der Herbstsaison die Ambitionen der Salzburger. In der Champions League wurden dem österreichischen Serienmeister gleich mehrere strittige Elfmeter vorenthalten, die Europa-League-Teilnahme ging am letzten Spieltag gegen Benfica Lissabon durch ein Gegentor in der letzten Minute flöten. Und in der Bundesliga sind die Bullen trotz des sportlichen Abwärtstrends der vergangenen Wochen immer noch Tabellenführer, wenngleich Sturm Graz inzwischen zu Red Bull Salzburg aufgeschlossen hat.

Fußball, so sagt man, ist die schönste Nebensache der Welt - und kann gleichzeitig so grausam sein.