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Karrieresprungbrett Lehre - vom Unternehmertum bis zum FH-Studium

Welche Möglichkeiten konkret nach einer abgeschlossenen Lehre auf junge Leute warten? Wir haben bei einer Expertin nachgefragt.

Nach der Lehrabschlussprüfung hat man viele Möglichkeiten zur Weiterbildung, kann Werkmeisterschulen machen, auch die Ingenieurszertifizierung ist möglich. Man kann auch auf der FH Studien- und Lehrgänge besuchen oder sich selbstständig machen.
Nach der Lehrabschlussprüfung hat man viele Möglichkeiten zur Weiterbildung, kann Werkmeisterschulen machen, auch die Ingenieurszertifizierung ist möglich. Man kann auch auf der FH Studien- und Lehrgänge besuchen oder sich selbstständig machen.

"Jemandem, der eine Lehre macht, stehen heutzutage alle Möglichkeiten offen", ist Martina Plaschke überzeugt. Die gebürtige Kärntnerin leitet in der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) den Fachbereich "Lehre - Strategie und Initiativen".

"Die Lehre ist ein super Sprungbrett und die erste Stufe der Karriereleiter!"
Martina Plaschke
Leiterin Fachbereich "Lehre - Strategie und Initiativen" in der WKS Salzburg

Martina Plaschke führt aus: "Nach der Lehrabschlussprüfung hat man Möglichkeiten zur Weiterbildung, wie eine Meisterprüfung, eine Befähigungsprüfung. Man kann Werkmeisterschulen machen, auch die Ingenieurszertifizierung ist je nach Branche möglich. Das wird in Salzburg wahnsinnig gut angenommen." Überdies seien die Fachhochschulen eingerichtet worden, um Barrieren im Bildungssystem abzubauen. "Mit einer Lehre und einer gewissen Praxiserfahrung hat man die Möglichkeit, dort postgraduale Studiengänge und Lehrgänge zu besuchen", weiß Plaschke. Und: Auch der Großteil der Selbstständigen hat als höchste Ausbildung eine Lehre.

Erfolgsmodell Lehre mit Matura

Besonders beliebt als solide Grundlage für die berufliche Zukunft ist im Bundesland Salzburg die Lehre mit Matura - so sehr, dass an den Weiterbildungsinstituten bfi und Wifi, die die Ausbildung anbieten, vor Kurzem wieder ein weiterer Lehrgang hinzugekommen ist.

Jeder fünfte Lehrling in Salzburg nutzt inzwischen die Möglichkeit, neben der Lehrausbildung die Matura zu absolvieren. Österreichweit sind es nur 10 Prozent. Warum dieser eklatante Unterschied? "Vielleicht sind unsere Lehrlinge so viel besser", scherzt Plaschke. "Nein, im Ernst: Wir bieten am bfi und Wifi Salzburg eine besonders gute, engmaschige Betreuung. Die Jugendlichen werden nicht alleingelassen, es gibt Coachings, Lernstudios und von Anfang an Unterstützung, wenn jemand einmal einen Hänger haben sollte." Insgesamt absolvieren derzeit 1600 Salzburgerinnen und Salzburger die Lehre mit Matura. Wer zu einer der vier Prüfungen antritt, wird diese auch zu 95 Prozent bestehen.

Umgesattelt: Lehre im zweiten Bildungsweg

Immer mehr Menschen entdecken die Vorzüge der Lehre erst auf den zweiten Blick: So haben jährlich zwischen 800 und 900 Lehrlinge vor ihrem aktuellen Arbeitsvertrag bereits eine Ausbildung abgebrochen oder aber auch abgeschlossen. "Darunter sind beispielsweise sehr viele Absolventinnen und Absolventen von dreijährigen berufsbildenden Schulen, die nach deren Abschluss noch eine Lehre beginnen", weiß Plaschke.

Zum Vergleich: Zuletzt gab es 7989 Lehrlinge in Salzburg. "Wir haben außerdem jährlich durchschnittlich zwischen 300 und 400 Personen, die zur außerordentlichen Lehrabschlussprüfung kommen. Diese Kandidaten treten aufgrund ihrer praktischen Berufserfahrung in einem Lehrberuf zur Lehrabschlussprüfung an", erläutert die WKS-Expertin. Die Mehrzahl dieser Personen habe zuvor bereits eine andere Ausbildung absolviert.

Welche Gründe für eine Lehre im zweiten Bildungsweg sprechen?

Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), weist darauf hin, dass viele Betriebe derzeit händeringend nach angehenden Fachkräften suchen, die sie bedarfsgerecht ausbilden können: "Gerade für Maturanten oder Uni-Umsteigerinnen ist die duale Ausbildung ein optimaler Weg zum raschen Berufseinstieg: Lehre mit Matura, Lehre nach der Matura, Duale Akademie - es gibt für jede Variante maßgeschneiderte Optionen." Die Lehre sei zudem ein Trampolin zu einem attraktiven Einkommen, heißt es vonseiten der Wirtschaftskammer: So liege das typische Einkommen von Fachkräften mit Lehrabschluss eineinhalb Jahre nach Ausbildungsende um mehr als 500 Euro über jenem von jungen Leuten mit AHS-Matura.