SN.AT / Leben / Karriere

Tourismus statt Gerichtssaal: Eine Erfolgsstory

Zwei junge Leute aus Salzburg ergriffen mit der Tourismus Akademie Salzburg und er Imlauer-Gruppe die Gelegenheit beim Schopf. Statt Paragrafen haben sie nun Gäste aus aller Welt im Fokus.

Julia Grasmann und Clemens Ortner haben der Juristerei Adieu gesagt und sich der Tourismusbranche verschrieben.
Julia Grasmann und Clemens Ortner haben der Juristerei Adieu gesagt und sich der Tourismusbranche verschrieben.

Zufall oder nicht, jedenfalls hatten sich Julia Grasmann (23) und Clemens Ortner (34) nach der Matura für ein Jusstudium entschieden. Dass die Juristerei für beide nicht zu ihrem Lieblingsberuf werden würde, haben sie beide bald einmal herausgefunden.

Die Gäste zu informieren gehört zum Arbeitsalltag von Julia Grasmann an der Hotelrezeption.
Die Gäste zu informieren gehört zum Arbeitsalltag von Julia Grasmann an der Hotelrezeption.

Die Antheringerin Julia Grasmann hat nach zwei Jahren ihr Studium aufgegeben, zumal sie während der Coronapandemie sehr viel daheim gesessen ist und Zeit zum Nachdenken hatte. "Ich habe nie wirkliche Freude daran entwickelt. Früher wollte ich lange Zeit Lehrerin werden, aber habe mich doch dagegen entschieden. In Wirklichkeit wollte ich eher in einen Sozialberuf einsteigen und da erschien mir das Jusstudium eine gute Idee", erzählt sie.

"Berufe im Tourismus werden immer eine Zukunft haben."
Julia Grasmann
Rezeptionistin

Ein Beruf im Tourismus stand bei ihr zuvor nicht am Plan. Erst als sie feststellte, dass der immer Zukunft haben würde, konnte sie sich dafür begeistern. "Ich habe mich gleich direkt bei Herrn Gissel, Generaldirektor in den Imlauer-Häusern, beworben und er machte mich auf die Tourismus Akademie Salzburg aufmerksam. So habe ich im September 2021 die Erwachsenenlehre für Hotel- und Gastgewerbeassistentin begonnen. Das war die beste Entscheidung meines Lebens", schildert sie. Im September 2023 hat sie die zweijährige Lehre abgeschlossen und ihr Diplom erhalten.

Glücklich im Hotel am Mirabellplatz der Imlauer-Gruppe

Den Schwerpunkt hat sie bereits zuvor auf die Rezeption gelegt und das nun zu ihrem Beruf gemacht. "Ich bin sehr glücklich im Hotel am Mirabellplatz, einem der Imlauer-Häuser. Unsere 68 Zimmer sind immer sehr gut gebucht."

Die Imlauer-Gruppe bietet in ihren drei Häusern in Salzburg, einem in Wien und einem im Schladminger Pichlarn zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und Neues kennenzulernen. Im Moment sieht die junge Frau keinen Grund, sich zu verändern. Sie fühlt sich genau dort angekommen, wohin sie immer wollte. "Vielleicht erarbeite ich mir in einigen Jahren eine Führungsposition, das würde mir schon gefallen", gibt sie zu.

Wie denn ihr Umfeld reagiert hat, als sie den Entschluss für die Gastgewerbekarriere fasste? "Sie haben es recht gut aufgenommen. Meine Familie hat mich sehr unterstützt und im Freundeskreis war es kaum eine Diskussion", sagt sie und betont, wie sehr ihr der freundschaftlich-kameradschaftliche Umgang in der Kollegenschaft gefällt.

Clemens Ortner hat nach seiner Doppellehre ganz bewusst als Ziel Verkauf und Kundenakquise anvisiert.
Clemens Ortner hat nach seiner Doppellehre ganz bewusst als Ziel Verkauf und Kundenakquise anvisiert.

Der gebürtige Mattseer Clemens Ortner war zeit seines Lebens von der Tourismusbranche fasziniert. "Schon als Kind hat mich das begeistert. Ich wollte immer wissen, wie das genau funktioniert, etwa wenn unsere Familie auf Urlaub gefahren ist", erinnert er sich. "Wobei, als kleiner Bub wollte ich eigentlich Pilot werden", gibt er mit einem Schmunzeln zu.

Auch während der Schulzeit im Gymnasium Seekirchen hat er immer wieder in der Gastronomie, im Messezentrum oder für einen großen Catering-Betrieb gearbeitet. "Die Realität nun ist noch viel spannender und aufregender, als ich es mir vorher vorgestellt habe", ist er begeistert.

Im Jusstudium ist er bereits sehr weit gekommen. "Es fehlen nur mehr ein paar Prüfungen und die Diplomarbeit, die werde ich auch noch nachholen und den Abschluss machen", gesteht der junge Mann. Zuvor ist er jedoch seiner wahren Leidenschaft gefolgt und hat sich 2020 für die Tourismus Akademie Salzburg entschieden. Ausschlaggebend dafür: ein Bericht in den SN, wo darüber berichtet wurde. "Ich habe mich beworben und dann ist es sehr schnell gegangen."

Seine Ausbildung im Imlauer-Hotel und Hotel Pitter dauerte drei Jahre, er hatte sich für die Doppellehre Hotelkaufmann und Restaurantfachmann entschieden. Seit seinem Abschluss im heurigen August ist er im Verkaufsmanagement gelandet. "Da, wo ich eh immer hinwollte", ist ihm wichtig zu betonen. Zuständig ist er für Kundenakquise im B2B-Bereich, für Firmenkunden und Agenturen. Er bietet Betrieben Veranstaltungen, etwa als Incentives, an und trägt so zur guten Auslastung der Häuser bei. Auch er spricht in höchsten Tönen von der besonders hilfsbereiten und freundschaftlichen Kollegenschaft. "So ein positives Miteinander sieht man selten", lobt er.

"Erwachsenenlehre" in der Tourismus Akademie Salzburg

Entstanden ist die Tourismus Akademie Salzburg im Jahr 2015. "Aus der Not heraus. Unser Hausherr Georg Imlauer hat erkannt, dass die Branche nicht überleben kann, wenn es immer weniger Lehrlinge gibt", schildert Martin Gissel, Generaldirektor der Imlauer-Häuser.

Als größtes Problem stellte sich die hohe Rate an Berufsaussteigern heraus, sobald die Ausbildung abgeschlossen war. "Für junge Leute war es oft nicht einfach, mit den hohen Anforderungen des Berufs zurechtzukommen. Andererseits haben wir gesehen, dass es Spätberufene gibt oder Leute, die vielleicht schon lange ohne Ausbildung im Gastgewerbe gearbeitet haben. Denen wollten wir etwas bieten."

Herausgekommen ist in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Salzburg die so bezeichnete "Erwachsenenlehre". Sie punktet mit einer auf zwei Jahre verkürzten Ausbildungszeit mit insgesamt acht Wochen Schule. Voraussetzungen wie Matura oder andere Berufsausbildungen gibt es nicht. "Die Betriebe selbst entscheiden, ob sie den oder die Betreffende aufnehmen." Der Unterricht ist in Modulen aufgebaut und findet im WIFI statt. "Diese Leute sind bereits älter, wissen genau, dass sie in diesen Beruf wollen, und bringen auch schon einiges an Lebenserfahrung mit", zählt Gissel Vorteile auf. Sie bekommen während der Ausbildung bezahlt und sind somit auch wirtschaftlich abgesichert. Für Thomas Imlauer, Prokurist und Gesellschafter der Imlauer Hotels & Restaurants, hat sich die Tourismus-Akademie als Erfolgsmodell herausgestellt. "Am meisten freut mich, dass nach der Ausbildung sehr viele in unserem Team Karriere machen wollen", sagt Imlauer.

Das Modell gilt im gesamten Bundesland Salzburg für alle Betriebe, die Lehrlinge ausbilden für Koch/Köchin, Restaurantfachmann/-frau sowie Hotel- und Gastgewerbeassistent/-in. Mit Stand November 2023 werden 41 künftige Touristikfachleute ausgebildet, davon 15 in einem Imlauer-Betrieb.

Umgesattelt: Lehre im zweiten Bildungsweg

Wie viele Menschen im Bundesland Salzburg vor ihrer Lehre bereits andere Wege eingeschlagen hatten?
"Bei den Lehrlingen haben wir jährlich zwischen 800 und 900 Personen, die vor ihrem aktuellen Lehrvertrag bereits eine Ausbildung abgebrochen oder aber auch abgeschlossen haben. Darunter befinden sich beispielsweise sehr viele Absolventinnen und Absolventen von dreijährigen berufsbildenden Schulen, die nach deren Abschluss noch eine Lehre beginnen", weiß Martina Plaschke, Bereichsleiterin Lehre, Strategien und Initiativen in der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS). Zum Vergleich: Zuletzt gab es 7981 Lehrlinge in Salzburg.

"Wir haben außerdem jährlich durchschnittlich zwischen 300 und 400 Personen, die zur außerordentlichen Lehrabschlussprüfung kommen. Diese Kandidaten treten aufgrund ihrer praktischen Berufserfahrung in einem Lehrberuf zur Lehrabschlussprüfung an", so Plaschke. Die Mehrzahl dieser Personen habe zuvor bereits eine andere Ausbildung absolviert.

Wer im Erwachsenenalter einen Lehrabschluss nachholen möchte, kann das etwa am Berufsförderungsinstitut (BFI) tun, und zwar in verkürzter Lehrzeit mit den BFI-Vorbereitungslehrgängen. Auch das WIFI bietet unter den Schlagworten "Lehre für Erwachsene: 2. Bildungsweg" aktuell 26 Kurse an.