Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus.
Seitenaltäre und Hauptaltar im Chor.
Ein Ausschnitt des Hochaltars, des rundbogigen Hochaltarbilds mit dem Kirchenpatron, den heiligen Nikolaus von Myra, mit den drei Jungfrauen. Das Bild, das nicht signiert ist und nicht in den Kirchenrechnungen aufscheint, wird dem Schärdinger Maler Johann Gaisberger zugeschrieben, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte.
Herbstlicht in der Stadtpfarrkirche (Oktober 2021).
Im Herbst 2020.

Die Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Neumarkt am Wallersee. Sie zählt zu den denkmalgeschützten Objekten in der Stadt.

Geschichte

Die Stadtpfarrkirche ist eine mit einem Schanzwall umgebene Wehrkirche.

Die dem Bischof von Myra geweihte Kirche wurde am 26. Dezember 1389 in einem Ablassbrief erstmals urkundlich erwähnt. In einem späteren Ablassbrief vom 24. April 1496 erteilten vier Bischöfe, Erhard von Lavant, Johann von Hierapolis, Ludwig vom Chiemsee und Ulrich von Salona der ecclesia s. Nicolai in Novoforo 40 Tage Ablass.

Im 17. Jahrhundert war die Kirche bereits zu klein geworden, es wurden zwei Seitenkapellen an den bestehenden Bau angefügt. Aber keine 100 Jahre später wurde die erste Neumarkter Kirche dann von Grund auf neu gebaut. In den Jahren 1725 bis 1728 wurde sie unter der Leitung von Sebastian Stumpfegger erweitert. Die Barockkirche bekam ihre heutige Größe, nur der Zwiebelturm war noch bedeutend kleiner als der aktuelle Spitzturm.

Am 4. Mai 1887 zerstörte ein Großbrand die Kirche bis auf ihre Grundmauern. Brandstiftung war die Ursache, ein Täter wurde aber nie ausgeforscht. Beim Wiederaufbau im Jahr 1888 erhielt die Kirche ihren heutigen 60 Meter hohen Spitzturm.

1784 wurde Neumarkt mit einem Begräbnisrecht ausgestattet und 1859 von Erzbischof Kardinal Maximilian Josef von Tarnóczy zur eigenständigen Pfarre erhoben. Nun war Neumarkt eine Inselpfarre inmitten der großen Pfarre Köstendorf. Erst am 1. März 1939 wurden diese Pfarrgrenzen dann so angepasst, wie sie später auch zur politischen Gemeindegrenzziehung zwischen Köstendorf und Neumarkt dienen sollten.

Am 30. Oktober 1983 feierte Josef Sams seine Primiz in der Pfarrkirche in seiner Heimatgemeinde.

Nahe der Stadtpfarrkirche befindet sich der Rest einer einer ehemaligen Verteidigungsanlagen, das Schanzhäusl sowie der Schanzwall mit dem Schanzwallweg. Die Stadtpfarrkirche wird vom Friedhof umgeben.

Großbrand der Kirche 1887

Durch einen Großbrand wurde am 4. Mai 1887 die Pfarrkirche bis auf die Grundmauern zerstört. 1962 bekam der Kirchturm ein neues Kupferdach und die Kreuzaufsteckung fand am 28. Oktober 1962 feierlich statt. Leider stürzte bei diesen Dacharbeiten am 31. August 1962 der Turmspengler Konrad Elers in den Tod. Eine Tafel am Kirchturm erinnert an dieses schreckliche Ereignis. Bei den Renovierungsarbeiten wur­de am 18. Juli 1962 eine Urkunde aus der Turmkugel mit folgenden Inhalt geborgen:

Im Frühlinge des Jahres 1887 traf diesen Markt schreckliches Unglück. Am 20. April um 9 Uhr abends stand plötzlich das Weißgerberhaus (Anm: früher Haus Hauptstraße 48; wurde 1971 abgetragen, heute befindet sich dort der Lötschenparkplatz) in hellen Flammen. Der raschen Hilfe der Feuerwehr gelang es, das Feuer, das von ruchloser Hand gelegt, auf dieses Haus zu beschränken. Am 23. April um halb 10 Uhr abends brannte das Wirt­schaftsgebäude hinter dem Sailerwirt (jetzt Karlwirt, Hauptstraße 14) ab; auch dieses Mal vermochte man die Gefahr für die umliegenden Häuser zu beschwören. Der Schrecken aber stieg aufs höchste, als am 4. Mai um 10 Uhr nachts das Geschrei ertönte: "Es brennt die Pfarrkirche!" Die Hand des Frevlers hatte sich selbst an das Heiligthum des Herrn gewagt und auf der Westseite der Kirche die aus Holzschindeln bestehende Verschallung angezündet. In rasender Eile ergriff die Flamme das Kirchendach und den Thurm, sodaß binnen weniger Minu­ten Kirche und Thurm ein Feuer bildeten. Trotz schneller Hilfe von allen Seiten, den vielen Spritzen und der großen Menge herbeigeeilten Volkes, war es unmöglich, dem Unglücke Einhalt zu thun. Das Gewölbe fiel bald ein, und Kirche und Thurm brannten so vollständig aus, daß nicht ein kleines Stücklein Holz übrig blieb. Selbst von den geschmolzenen Glocken konnte man in der Asche nur wenig Ueberbleibsel finden. Mit naßen Augen sahen wir auf das verwüstete Heiligthum, dessen Hauptzierde der prachtvolle Hochaltar, die kunstvolle Kanzel und der Schöne Kreuzaltar mit den herrlichen Schnitzereien gewesen sind. Im Vertrauen auf die göttliche Hilfe wurde rasch zum Wiederaufbau geschritten. Die Bauern der Umgebung besonders jene von Neufahrn, Mayrhofen, Sommerholz, Wertheim, Pfongau, Steindorf, Thalham und Matzing sowie Graf Othmar von Ueberacker zu Sighardstein und Baron Mayr-Melnhof lieferten umsonst 209 Baumstämme; viele Andere spendeten, z. B. Thalgau alleine 1 000 Stücke; ebenso brachten andere Sandfuhren. An Geldspenden liefen bis zum 24. Oktober bei 6 000 fl ein. Das Bauholz wurde schnell von Rabattleuten aus den umliegenden Dörfern gehackt, und konnte, da der Sommer sehr heiß war, gut austrocknen. Schon am 9. Juli konnte der Dachstuhl über dem Kirchenschiffe aufgesetzt werden, wobei oben auf dem Gerüste eine kleine, aber recht herzliche Feierlichkeit gehalten wurde. Am 25. Juli war auch schon der kleine Dachstuhl über dem Presbyterium aufgesetzt. Am 31. Juli wurde mit den Seiten und Wandpfeilern begonnen. Am 10. August fing man an, das Kirchendach mit Schi­fer einzudecken, welche Arbeit am 26. August beendet war. Am 23. August begannen die Maurer die Aufrich­tung der Gibelmauer auf der Westseite, die am 2. September vollendet wurde. Am 21. September wurden die Fens­ter auf der Westseite der Kirche /: me renitente:/ ausgebrochen. Am 29. August fieng der Zimmermeister an mit dem Abbinden des Thurmdachstuhls, und am 12. Sept. mit dem Aufsetzen des Thurmes; schon am 20. September konnte der Helmbaum aufgesetzt werden. Am 14. Oktober waren die Zimmermannsarbeiten am Thurme mitsammt der Verschallung fertig. Heute Sonntag, 30. Oktober 1887 wurde das Thurmkreuz feierlich er­höht. Dasselbe wurde im Pfarrhofe abgeholt, und auf dem Marktplatze, nachdem von dem Pfarrer Kostenzer eine Ansprache gehalten worden war, von diesem geweiht. Alsdann wurde es von sechs Jünglingen, umgeben von zwölf Jungfrauen, in feierlicher Prozession durch den Markt getragen, hin zur Kirche gebracht und in Gegenwart einer unzähligen Volksmenge aufgesteckt.

Restaurierungen

Im Zuge des Neubaus der Kirche nach dem Brand wurden 1888 zwei Maler mit der Bemalung der Innenwände beauftragt. Der eine war Josef Gnistberger aus Schärding im Innviertel, der andere der Neumarkter Johann Höckenstaller.

1937 wurde Josef Haunsberger neuer Pfarrer (19371953) und nahm mit viel Elan seine Aufgaben in Angriff. Darunter war auch eine umfassende Kirchenrenovierung. Dabei bekam der Tiroler Historienmaler Prof. Anton Kirchmayr (* 1887; † 1965) den Auftrag, zwei dem Zeitgeschmack entsprechende Deckenfresken anzubringen. Dafür ging er in ein Neumarkter Gasthaus, um dort Portraits der Bevölkerung zu studieren. So kam es, dass dann etliche Neumarkter dem Künstler Modell saßen. Später erkannten sie sich im Deckenfresko wieder, jedoch in einer ungewohnten Darstellung.

Unter Pfarrer Matthias Schwab (19641992) erfolgte eine neuerliche Kirchenrenovierung. Dabei wurden die ornamentalen Wand- und Gewölbemalereien entfernt und die beiden Deckenfreskos aus dem Jahr 1938 übermalt. Für die Restaurierung der Fresken, rechts im Bild "Das Letzte Abendmahl" und "Neumarkt und seine Schutzheiligen", links im Bild, hatte das Geld bei dieser Kirchenrenovierung 1970 nicht mehr gereicht. Auch waren damalige Kunstexperten der Meinung, es handle sich bei diesen beiden Fresken um "Nazikunst" und "Blut- und Boden-Romantik" (Zitat "Raststätte" Seite 49). Am 16. April 1972 fand Abschlussfeier der Kirchenrenovierung statt.

1972 und 2002 wurde die Neumarkter Kirche umfangreichen Renovierungen unterzogen, der Altarraum erstrahlt heute in hellem Marmor, die Mauern bekamen innen und außen eine neue, helle Farbe.

Der nächste Pfarrer, Franz Königsberger (19922005), nahm ebenfalls eine Restaurierung 2002 in Angriff. Und so konnte dann die Restauratorin Regina Sedlmayr 2003 das Fresko "Das Letzte Abendmahl" fachgerecht restaurieren. Seit Oktober 2023 wird nun auch das zweite Fresko im Zuge einer umfassenden Renovierung der Kirche wieder freigelegt, restauriert und ergänzt. Wie Bürgermeister DI Adi Rieger dazu dem "Neumarkter Stadtschreiber" mitteilte "werden derzeit noch großflächigere Befundungen durchgeführt und eine sogenannte 'Musterachse' gestaltet. Die endgültige Gestaltung des Innenraums unserer Stadtpfarrkirche kann daraus noch nicht unbedingt abgeleitet werden. Es kann durchaus sein, dass diese Musterachse umgestaltet werden muss, bis die endgültige Gestaltung gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt, der Erzdiözese und der Stadtpfarre freigegeben werden kann."

Bilder zu diesem Kapitel

Innenausstattung

Hochaltar

Das rundbogige Altarbild zeigt den Kirchenpatron, den heiligen Nikolaus von Myra, mit den drei Jungfrauen. Das Bild, das nicht signiert ist und nicht in den Kirchenrechnungen aufscheint, wird dem Schärdinger Maler Johann Gaisberger zugeschrieben, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte.

Weitere Altäre sind der Kreuzaltar und der Rosenkranzaltar.

Statuen

Die Orgel.

An der linke Seitenwand befindet sich eine Schnitzfigur des leidenden Christus des "Schmerzensmannes" von Meinrad Guggenbichler (1703). Dieser "Schmerzenmann" hatte wie durch ein Wunder den Kirchenbrand im Mai 1887 als einzige Figur der Kirche unversehrt überstanden.

Weitere Statuen sind der heilige Leonhard von Hans Maierhofer von Zell am Moos (.), "Die 'Trösterin'" des Neumarkter Holzbildhauers Franz Lohninger (1980), der heilige Florian und die heilige Maria von Fatima.

Orgel

Die erste Orgel lieferte der Salzburger Hoforgelmacher Johann Christoph Egedacher 1729 für die neu gebaute Vikariatskirche in Neumarkt. Als Organist an dieser Egedacher-Orgel wirkte Franz Anton Amering. Er starb "50 Jahre alt, vom Schlag getroffen" am 29. Dezember 1790. Von Johann Evangelist Schmid, der Klavier- und Orgelbauer sowie von 1785 bis 1804 Salzburger Hoforgelmacher war, wurde die Egedacher-Orgel umgebaut und erweitert. Nach dem Kirchenbrand 1887 konnte die Kirche schon bald wieder mit einer neuen Orgel ausgestattet werden. Albert Mauracher lieferte 1888 eine neue Orgel mit 14 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Es war die erste Orgel mit pneumatischen Kegelladen, mit seinem von ihm entwickelten System der Ventilsteuerung, die er "Aërofunctionslade" nannte (Bälgchenlade, Ausstromprinzip). Am 15. November 1888 wurde das Instrument von Domkapitular Johannes Baptist Katschthaler kollaudiert.

Die heutige elektropneumatische Orgel baute die Firma Dreher & Reinisch 1949 unter teilweiser Verwendung von Mauracher-Pfeifen. Diese Orgel besitzt zwei Manuale, 20 Register und 1 236 Pfeifen.

Innenaufnahmen

Weihnachtskrippe

Die Weihnachtskrippe stammt vom Neumarkter Krippenbaumeister Johann Hütter und entstand 1997.

Historische Aufnahmen

Bilder

 Stadtpfarrkirche zum heiligen Nikolaus – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im Salzburgwiki

Literatur

Quellen

  • Stadtbrand 1887 in Stadt-Info Neumarkt am Wallersee, Ausgabe 6/2012, ein Beitrag von RegRat Helmut Deinhammer
  • Kalender "Neumarkt, Ereignis- und Erinnerungskalender, 2014", zusammengestellt von Helmut Deinhammer.