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Jedes zweite Mädchen fühlt sich in Salzburg nicht sicher

Der Umgang zwischen jungen Frauen und Männern scheint aus dem Ruder gelaufen. Das Internet erzeugt ein falsches Bild von Sexualität.

Vielen Mädchen geht es nicht gut. Bild: pixabay
Vielen Mädchen geht es nicht gut. Bild: pixabay

Nur jede zweite junge Frau fühlt sich sicher - bei den Burschen sind es 79 Prozent. Knapp jede zweite junge Frau hat sich schon einmal sexuell belästigt gefühlt, vor allem unterwegs oder im Nachtleben.

Diese irritierende Momentaufnahme stammt aus dem aktuellen Jugendreport von akzente. Knapp 3200 Jugendliche nahmen landesweit online daran teil.

Polizei und Ärzte bestätigen Probleme. Marion Herzog von der Pinzgauer Kriminalprävention bringt sie mit dem hemmungslosen Internet- und frühen Porno-Konsum in Verbindung. Dadurch entstehe ein falsches Bild von der Sexualität zwischen Mann und Frau. So manches Mädchen glaube, es sei normal, sich dabei würgen und mit dem Gürtel schlagen zu lassen.

Sie verstummen statt zu schreien

Neu ist, dass sich Mädchen nicht wehren, sondern in eine Art Schreckstarre verfallen. Das deckt sich mit der Umfrage: Fast ein Drittel gab an, dass sie nicht wüssten, ob sie schon einmal sexuell belästigt worden seien.

Die Saalfeldener Gynäkologin Bettina Rieder-Walkner beobachtet steigende Fallzahlen in der Praxis. Es sei unvorstellbar, was da teilweise sogar im elterlichen Haushalt passiere, sagt die Ärztin. Sie arbeitet außerdem im Krankenhaus Schwarzach in der Opferschutzgruppe. Ein großes Problem stellten Videoaufnahmen dar, mit denen die Täter die jungen Frauen später unter Druck setzten.

Geschlechtskrankheiten auf dem Vormarsch

Rieder-Walkner weist darauf hin, dass neben den seelischen Problemen auch Geschlechtskrankheiten ein größer werdendes Thema sind. Die Ärztin plädiert deshalb für eine höhere Teilnahme an der HPV-Impfung. Diese kostenlose, aber immer noch freiwillige Impfung für Mädchen wie Burschen sei heuer nicht umsonst bis zum 30. Lebensjahr verlängert worden, sagt Rieder-Walkner: "Weil die Krankheiten wieder im Steigen begriffen sind."

Corona hat sie um die Phase der Annäherung gebracht

Die Gynäkologin stellt mit Herzog und anderen Frauen aktuell ein neues Präventionsprogramm auf die Beine. Erreicht werden sollen Buben, Mädchen und Eltern. "Heute 16-, 17-Jährige wurden durch Corona um die Phase der Annäherung gebracht, in der man Streitkultur lernt. Jetzt gehen sie fort und haben Defizite im respektvollen Miteinander", sieht Johannes Schindlegger von akzente Salzburg Spätfolgen der Pandemie.

Zivilcourage von Erwachsenen gefordert

Er fordert deshalb Zivilcourage vom erwachsenen Umfeld beim Fortgehen ein. Viel hält er von Lokal-Kampagnen wie "Ist Luisa hier?". Wird diese Frage an einer Bar gestellt, holt das geschulte Personal die Person aus der bedrohlichen Situation. Laut Schindlegger müsse das erklärte Ziel der Aufklärung - in einem Satz zusammengefasst - sein: "Ist es kein explizites Ja, ist es ein Nein."

Eltern sollten wieder mehr reden

Die Eltern ihrerseits müssten laut den Fachleuten wieder mehr mit ihren Kindern ins Gespräch kommen, auch wenn es sich um unangenehme Dinge handelt.

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