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Festspielbezirk 2030: Innenstadtberuhigung könnte sich durch Neutorsperre von selbst ergeben

Der Abriss des Café Niemetz bildet im September den Startschuss für die Bauarbeiten zum Festspielbezirk 2030. Ab 2025 dürfte dann das Neutor ein Jahr für den Individualverkehr gesperrt bleiben. SPÖ und Bürgerliste sind gar nicht mehr so abgeneigt. Die KPÖ plus will, dass die Dachterrassen-Kantine der Festspiele künftig das ganze Jahr allen offen steht - nach Vorbild des neuen Parlaments in Wien.

Das einstige Café Niemetz beim Schüttkasten macht Platz für das neue Festspielzentrum, der ersten Etappe des Projekts Festspielbezirk 2030. Ab Herbst 2025 sind erste Maßnahmen für das Große Festspielhaus geplant.
Das einstige Café Niemetz beim Schüttkasten macht Platz für das neue Festspielzentrum, der ersten Etappe des Projekts Festspielbezirk 2030. Ab Herbst 2025 sind erste Maßnahmen für das Große Festspielhaus geplant.
Der Entwurf des Architekturbüros Marte.Marte für das neue Festspielzentrum beim Schüttkasten.
Der Entwurf des Architekturbüros Marte.Marte für das neue Festspielzentrum beim Schüttkasten.

In der Stadt Salzburg bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Die Baustelle für das Belvedere in der Neuen Residenz ist in vollem Gange, nach den Sommerfestspielen werden dann am Herbert-von-Karajan-Platz die Bagger auffahren. Als erste Etappe des Jahrhundertprojekts Festspielbezirk 2030 wird das ehemalige Café Niemetz dem Festspielzentrum, zu dem Mäzen Hans-Peter Wild 12 Millionen Euro beisteuert, weichen.

Wie sieht der weitere Verlauf der Bauarbeiten aus? Nach Abbruch des Café Niemetz werde unter Einbau umfassender Baugrubensicherungen die Baugrube hergestellt, sagt Lukas Crepaz, kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele. "Ab Herbst 2025 werden zudem erste Maßnahmen für das Große Festspielhaus und die Vorbereitungen für den Hohlraumbau umgesetzt. Die eigentliche Hohlraumherstellung ist für 2026 geplant", so Crepaz. Die Planungen zur Erstellung eines Baustellenlogistik- und eines Verkehrskonzepts, wie die Baumaßnahme abgewickelt werden könne, würden in enger Abstimmung mit den Behörden und der Salzburg AG durchgeführt. Nach Vorliegen dieses Konzepts werde Anfang 2025 die Öffentlichkeit ausführlich über die notwendigen Einschränkungen und die geplanten Maßnahmen informiert.

"Neutorsperre bietet Chance für Neukonzipierung des Verkehrs in der Innenstadt."
Anna Schiester
Bürgerliste

Schon länger ist bekannt, dass es im Zuge der Bauarbeiten zur Sperre des Neutors - einer zentralen Zufahrt zur Altstadt - kommen werde. Das bestätigt die künftige Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) den STN: "Die Details fehlen noch, aber das Neutor dürfte ein Jahr lang für den Individualverkehr gesperrt sein. Öffis können passieren", sagt Schiester. In der Sperre sieht sie "eine große Chance für eine generelle Neukonzipierung der Verkehrsregelung in der Innenstadt sowie Neugestaltung der Plätze im Sinne einer Begegnungszone mit mehr Aufenthaltsqualität". Dieses Vorhaben werde sie am Freitag bei den laufenden Parteienverhandlungen zur Diskussion stellen und als zukünftige Verkehrsstadträtin zeitnah den Gemeinderat damit befassen, sagt Schiester.

Der designierte Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ), den sein Vorstoß zur Neutorsperre 2019 den Bürgermeistersessel kostete, sieht das Thema inzwischen gelassen. "Aufgrund der Bauarbeiten kommen wir um eine Neutor-sperre nicht herum. Es wäre gut, die Zeit der autofreien Straße zur Platzgestaltung zu nutzen", sagt Auinger. Es werde sich zeigen, wohin sich der Verkehr verlagere. "Wir werden uns das genau anschauen." Salzburg hätte schon andere Baustellen wie das Nelböck-Viadukt überlebt, die Autofahrer seien flexibel, er pragmatisch. "Für mich ist eine dauerhafte Sperre des Neutors für den Durchzugsverkehr vorstellbar, nicht aber eine komplette."

"Dauerhafte Neutorsperre für den Durchzugsverkehr ist für mich vorstellbar."
Bernhard Auinger
SPÖ

Die Drittelfinanzierung des derzeit auf 335 Millionen Euro geschätzten Festspiel-Projekts - 40 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, je 30 Prozent schultern Stadt und Land Salzburg - ist für Auinger "gerechtfertigt": "Wir investieren nicht in goldene Türschnallen, sondern in zeitgemäße Arbeitsplätze." Weil die Stadt derzeit viele große Investitionen habe, legte er bei den Parteienverhandlungen eine Projektliste vor, schildert Auinger. "Aus unserer Sicht muss man Prioritäten setzen. Für die Festspielhäuser sehe ich eine breite Zustimmung. Der Festspielbezirk ist in der mittelfristigen Finanzplanung, der S-Link oder neue Projekte nicht. Da ist die Frage: Welche Projekte kann man schieben? Die Festspielhäuser eher nicht."

335 Millionen Euro: Für Dankl ist Schmerzgrenze bei Kosten überschritten

Einer, der den Ausbau kritisch sieht, ist der künftige Baustadtrat Kay-Michael Dankl (KPÖ plus). Dass die Werkstätten der Festspiele Sanierungsbedarf hätten, sei unbestritten, sagt Dankl. Ihn störe, wie locker die Stadtpolitik noch unter Bürgermeister Preuner (ÖVP) das Projekt trotz steigender Kosten ohne jede Debatte durchgewinkt habe. "Für den stadteigenen Wohnbau wie im Fall des Lehener Vierkants konnte man jahrelang vier bis fünf Millionen Euro nicht aufbringen. Da passt die Balance nicht", so Dankl. Die finanzielle Schmerzgrenze sei für ihn beim Festspielbezirk 2030 längst überschritten. "Die Schätzungen liegen jetzt bei 335 Millionen Euro. Bei allen vergleichbaren internationalen Projekten haben sich die Kosten zuletzt verdoppelt", warnt er. Man werde da und dort Einsparmaßnahmen prüfen müssen, sobald die Zahlen vorlägen.

"Die Festspiele sollten die künftige Dachterrassen-Kantine für alle öffnen."
Kay-Michael Dankl
KPÖ plus

Bei einem Projekt dieser Größenordnung sollten aus Dankls Sicht alle Salzburger profitieren. Sein Vorschlag: Die geplante Dachterrassen-Kantine solle nicht nur während der Festspiele auf Hochtouren laufen, sondern das ganze Jahr über leistbares Essen für alle anbieten. Er verweist auf das neu gestaltete Parlament in Wien, wo dies gelungen sei. Bei den Festspielen stieße er bereits auf offene Ohren, freut sich Dankl.

Neutorsperre als Dauerbrenner

Mittagssperre im Sommer 2012: Die damalige rot-grüne Mehrheit setzte eine Sperre von 10 bis 14 Uhr für den Autoverkehr durch. Die Wogen gingen hoch, vor allem bei Altstadtverband, Altstadtkaufleuten und ÖVP. Die Sperre blieb somit eine temporäre.

Baustellenbedingte Sperre 2015: Vier Monate lang blieb das Neutor aufgrund von Bauarbeiten gesperrt.

Vorstoß vor Gemeinderatswahl 2019: NEOS, SPÖ und Bürgerliste beschlossen im Februar 2019 ein Fahrverbot. Nach der Wahlschlappe ruderte der damalige Vizebgm. Bernhard Auinger (SPÖ) kurz vor der Stichwahl im März 2019 zurück. Das Neutor blieb offen.

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