SN.AT / Leben / Wohnen

Betreutes Wohnen: In den eigenen vier Wänden und doch gemeinsam

Die meisten wünschen sich, auch noch im höheren Alter eigenständig, gut versorgt und in Gesellschaft leben zu können. Mit dem Leben im betreuten Wohnen kann das sehr gut gelingen, wie die Wohnanlage Obermoos beweist.

Fröhliche Gesichter der Bewohnerinnen und Bewohner des Betreuten Wohnen Obermoos beim Mittagstisch im Gemeinschaftsraum.
Fröhliche Gesichter der Bewohnerinnen und Bewohner des Betreuten Wohnen Obermoos beim Mittagstisch im Gemeinschaftsraum.

Es ist Donnerstag - ein verlockender Duft weht beim Betreten des Caritas-Stützpunktes der Wohnanlage Obermoos entgegen: Heute gibt es Backhendl mit Erdäpfel-Vogerlsalat und zuvor eine kräftige Rinds-Nudelsuppe mit Gemüseeinlage. Vorbereitet, eingekauft und gekocht haben das alles zwei Bewohner aus dem betreuten Wohnen, Heinz Plöbst und Gerhard Windhagauer. Sie bieten jeweils am Montag und am Donnerstag ein zweigängiges Menü für ihre Kolleginnen und Kollegen, die im Bewo Obermoos daheim sind. Mit sichtlicher Freude sitzen etwa zwei Dutzend Bewohnerinnen und Bewohner im Gemeinschaftsraum zusammen und genießen das Mahl in fröhlicher Gesellschaft. Der Schmäh rennt und hat herzliches Gelächter zur Folge.

Bewo Obermoos: Selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden

Zuvor ist Franz Peter Roider mit der Lebensmittellieferung eingetroffen. Der Nah&Frisch-Nahversorger aus Gneis kommt jeden Donnerstag vorbei und bringt die Bestellungen, die die Bewo-Leute am Tag zuvor aufgegeben haben. Heute hat er eine Schachtel mit diversen Waren für Bewohnerin Helga Petran mit, die sich gleich erfreut aufmacht, die Einkäufe bei sich daheim zu verstauen. "Es sind nicht mehr alle so mobil, um ihre Einkäufe selbst zu erledigen. Während der Coronapandemie haben wir den Lieferservice eingeführt und er wird immer noch gerne angenommen", schildert Karoline Radauer, die Fachbereichsleiterin für betreutes Wohnen der Caritas.

Von insgesamt 100 Wohnungen der Wohnanlage Obermoos werden 61 von der Caritas betreut.
Von insgesamt 100 Wohnungen der Wohnanlage Obermoos werden 61 von der Caritas betreut.

Von den insgesamt 100 Wohnungen in fünf Gebäuden, errichtet von der Heimat Österreich, werden 61 Wohnungen in drei Blocks unter dem Titel "Betreutes Wohnen (Bewo) Obermoos" von der Caritas Salzburg geführt.

"Im betreuten Wohnen länger selbstständig leben."
Andrea Schmid
Stellvertretende Direktorin der Caritas Salzburg

"Betreutes Wohnen ermöglicht ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden, unabhängig und doch nicht einsam. Ein leistbares, modernes und barrierefreies Zuhause mit Zusammenhalt, Nachbarschaft sowie vielen Gemeinschaftsangeboten und Aktivitäten. Das betreute Wohnen ist damit ein wesentlicher Mosaikstein und Beitrag, dass Menschen deutlich länger eigenständig leben können und nicht in den stationären Bereich wechseln müssen, sowie ein zentraler Teil der Versorgung und Betreuung älterer Menschen", erklärt Andrea Schmid, stellvertretende Direktorin der Caritas Salzburg.

Unbefristete Mietverträge beim Betreuten Wohnen

Aktuell betreut die Caritas Salzburg insgesamt 369 Wohneinheiten mit 447 Bewohnerinnen und Bewohnern an 15 Standorten im ganzen Bundesland, wie in Obermoos, Niedernsill oder Michaelbeuern. Derzeit nehmen diese Wohnform 154 Männer mit einem Durchschnittsalter von 72,4 Jahren und 293 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 73,7 Jahren in Anspruch (Durchschnittsalter generell: 73 Jahre). Sie befinden sich in 79 Haushalten mit Paaren oder Lebensgemeinschaften sowie in 289 Singlehaushalten, betreut bis ins hohe Alter. Anspruchsberechtigt für eine derartige Wohnform sind Menschen, die beim Einzug mindestens 60 Jahre alt sind. Jüngere werden aufgenommen, wenn sie sich in Invaliditätspension befinden - oder Menschen mit körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen, die Betreuung nötig haben. Zu beantragen ist betreutes Wohnen in der Stadt Salzburg über das Wohnungsservice des Magistrats, in den Bezirken haben die Gemeinden bzw. die Bauträger das Zuteilungsrecht. "Generell wird die eigene örtliche Wohnbevölkerung bevorzugt. Manchmal leben aber Familienmitglieder in einem bestimmten Ort, dann wird nach Möglichkeiten gesucht, dass auch ihre Angehörigen von auswärts dort einziehen können", erklärt Karoline Radauer.

Abgeschlossen werden unbefristete Mietverträge, die Menschen können bis an ihr Lebensende oder bis zur Übersiedlung in ein Pflegeheim so wohnen. Leute, die über Wohnungseigentum oder Wohnrecht verfügen, müssen sich ab dem Einzug verpflichten, ihre bisherige Wohnung, das Haus oder Wohnrecht innerhalb eines Jahres zu verkaufen, an die Kinder zu übertragen oder sonst wie aufzugeben.

Betreutes Wohnen mit verpflichtenden Betreuungsvertrag

Mietverträge werden gemäß Wohnbauförderungs-Richtlinien abgeschlossen und sind an den Betreuungsvertrag - hier mit der Caritas - gebunden. "Pro Wohneinheit sind monatlich 50 Euro zu bezahlen, egal ob's in Anspruch genommen wird oder nicht", betont Fachbereichsleiterin Radauer. Dieses Entgelt deckt die Kosten für die Anwesenheit einer Fachkraft ab, die sich um persönliche, gemeinschaftliche und administrative Anliegen kümmert.

Das Betreuerteam des Bewo Obermoos arbeitet gut zusammen (von links): Karoline Radauer, Zivildiener Laurenz Zauner und Irmgard Miksche-Schelnhammer.
Das Betreuerteam des Bewo Obermoos arbeitet gut zusammen (von links): Karoline Radauer, Zivildiener Laurenz Zauner und Irmgard Miksche-Schelnhammer.

VIn Obermoos ist dafür Irmgard Miksche-Schelnhammer als Sozialkoordinatorin für die Bewohnerinnen und Bewohner da. "Wenn der Wasserhahn tropft, es um die Beantragung eines Heizkostenzuschusses geht, der Sohn krank ist und nicht auf Besuch kommen kann oder der Blutdruck zu hoch ist - ich kümmere mich um alles und leite Entsprechendes in die Wege", erklärt sie und schmunzelt.

Auch wenn jemand eine Idee für gemeinschaftliche Aktivitäten hat, erarbeitet sie das gemeinsam mit denen, die etwas vorschlagen. "Unsere beiden Herren Plöbst und Windhagauer haben sich beispielsweise für das Kochen angetragen. Heinz Plöbst hat früher im Café Tomaselli gearbeitet und Gerhard Windhagauer suchte nach einem Todesfall dringend eine Aufgabe. Das funktioniert bei uns bestens - auch weil wir hier die nötige Infrastruktur haben - und alle freuen sich." Als sehr aktiv hat sich auch Bewohnerin Theresia Ehrenhuber erwiesen. "Sie kümmert sich um die Gestaltung diverser Feste für die Bewohnerinnen und Bewohner wie Faschingskehraus oder Weihnachtsfeier und übernimmt dafür alle Aufgaben, von der Dekoration bis hin zum Buffet, oder sie organisiert die vergnüglichen Bingo-Runden. Auf diese Weise hat sie einen wertvollen Beitrag für die Hausgemeinschaft geleistet", so Miksche-Schelnhammer. Nicht jede Wohnanlage ist für gemeinschaftliche Aktivitäten so gut ausgestattet wie Obermoos. "Es gibt auch nicht überall so großes Interesse, in manchen Einheiten reicht es, wenn alle 14 Tage etwas auf dem Plan steht. Aber hier haben wir fast täglich Programm, wie Yoga, Gedächtnistraining oder Singrunden."