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Der Ibiza wird 40 - und ganz Seat feiert mit

Eine Rundfahrt mit allen fünf Modellen des Seat Ibiza durch Barcelona - und die vielfältige Geschichte der spanischen Traditionsmarke.

Alle fünf Generationen des Seat Ibiza auf einem Foto. Im Vordergrund     das Jubiläumsmodell.
Alle fünf Generationen des Seat Ibiza auf einem Foto. Im Vordergrund     das Jubiläumsmodell.

Fragt man nach einer Automarke aus dem Süden Europas mit jeder Menge Geschichte - nur wenige würden wohl spontan an die VW-Tochter Seat denken. Doch damit tut man den Spaniern unrecht. Schließlich reicht die Historie der "Sociedad Española de Automóviles Turismo" bis ins Jahr 1950 zurück. Damals, noch unter dem faschistischen Diktator Francisco Franco, sollte die eigene Autoproduktion dabei helfen, unabhängiger vom Ausland zu werden.

Seat 1400 - der allererste Seat war 1953 ein Fiat-Lizenzprodukt

Der allererste Seat, der am 13. November 1953 in der Zona Franca in Barcelona gebaut wurde, war der 1400 - ein Fiat-Lizenzprodukt, das als Baukasten aus Italien geliefert wurde. Dennoch - oder gerade deswegen - ging es mit der Marke steil bergauf: Bereits drei Jahre nach Produktionsstart baute Seat erstmals über 10.000 Autos pro Jahr. Im Jahr 1965 begann Seat mit dem Export ins Ausland - 150 Exemplare des Seat 600 gingen damals per Luftfracht nach Kolumbien. 1968 lief dann der Millionste Seat vom Band. In den 1970er-Jahren war das bislang innige Verhältnis zum Fiat-Konzern bereits merklich abgekühlt. Um endlich eigene Autos zu bauen, gründete Seat 1975 schließlich ein technisches Zentrum. Als Fiat 1980 wirtschaftlich ins Trudeln geriet, verkauften die bisherigen Lizenzgeber ihre Seat-Anteile zum symbolischen Preis von einer Peseta an den spanischen Staat. Von heute auf morgen stand man ohne Lizenzen und ohne technische Unterstützung da.

1982 kam mit dem Ronda das erste von Seat selbst entwickelte Modell auf den Markt

Dennoch stellte Seat 1982 mit dem Ronda das erste selbst entwickelte Modell vor. Als Weiterentwicklung des Seat Ritmo war dieser eng verwandt mit dem gleichnamigen Fiat-Modell. Die Italiener bezichtigten Seat des Plagiats, klagten - und verloren. Zu diesem Zeitpunkt hatte Seat bereits Aufträge von Volkswagen zur Produktion der Modelle Passat und Santana in Barcelona in der Tasche. Parallel dazu liefen Verhandlungen zur Übernahme durch VW, die schließlich 1986 vollendet wurde. Kern der Gespräche war auch die Produktion eines neuen Kleinwagens, für den Porsche einen Motor entwickeln sollte. Einzige Anforderung an die Ingenieure in Zuffenhausen: Die beiden bestellten Motoren mit 1,2 und 1,5 Litern Hubraum sollten exakt denselben Zylinderabstand haben, damit in Spanien keine neuen Maschinen angeschafft werden mussten.

1984 lief schließlich der erste Seat Ibiza vom Band

Entworfen vom italienischen Stardesigner Giorgio Giugiaro, der zuvor schon den Golf 1 und Audi 80 gezeichnet hatte. Seiner Zeit voraus war auch der von Karmann entwickelte Innenraum mit elektrischen Fensterhebern und einer Fünfgangschaltung - sowie natürlich die Motoren mit der Aufschrift "System Porsche Seat": Mit 60 bzw. 86 PS machten sie den Ibiza leistungsmäßig regelrecht zum Überflieger.

"Der potente Antrieb war damals unser Erfolgsgarant, darauf fuhren alle jungen Leute ab", erinnert sich Isidre Lopez, Leiter der Seat-Klassikabteilung und Herr über eine Sammlung von über 300 Oldtimern und Raritäten der Marke. In einer Fabrikhalle am Gelände des ursprünglichen Werks in Barcelona stehen über 100 dieser Raritäten dicht an dicht geparkt. Der legendäre Bocanegra, der Seat 1200 Sport Coupé von 1975 mit seiner charakteristischen schwarzen Kunststoffschnauze, ist ebenso darunter wie das Papamóvil auf Panda-Basis, das 1982 anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. binnen 15 Tagen gebaut wurde. Oder der batterieelektrische Seat Toledo, der im Rahmen der Olympischen Spiele 1992 als Begleitfahrzeug des Marathonlaufs eingesetzt wurde.

Der Ibiza ist das meistverkaufte Modell in der Geschichte von Seat

Neben all den Raritäten und Exoten wie beispielsweise dem Seat Ateca von 2017 mit Raupenantrieb hat auch der Ibiza längst seinen Fixplatz in der Historie der Marke gefunden. Denn 40 Jahre nach seiner Einführung steht fest: Der Kleinwagen war ein echter Glücksfall - für Seat ebenso wie für den Volkswagen-Konzern.

Mehr als sechs Millionen Exemplare wurden seit 1984 weltweit verkauft. Damit ist der Ibiza das meistverkaufte Modell in der Geschichte der Marke Seat.

Die letzte Generation des Seat Ibiza?

Seit 2017 läuft die fünfte Generation vom Band, die höchstwahrscheinlich auch die letzte sein wird. Angesichts des Elektrokleinwagens von Cupra, der ab 2025 in Barcelona produziert wird, dürfte der Ibiza keinen Nachfolger bekommen. Und doch feiert Seat das Jubiläum mit einem limitierten Sondermodell mit dem Namen Ibiza FR "Anniversary Edition", das zur zweiten Jahreshälfte auch in Österreich bestellbar sein wird. Auch Isidre Lopez hat in seiner Halle bereits einen Platz dafür reserviert.