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"Tu, was du liebst" - Hier lernen Sie, Ihr Start-Up zu gründen

"Start-up-Schule": Ein Workshop für kreative Köpfe und Unternehmensgeister. Aus der eigenen Idee kann in neun Monaten im "Do what you love"-Programm ein Unternehmen werden.

„Was wäre, wenn ich es mit meiner Idee versucht hätte?“: Das Skelett inmitten der DWYL-Buchstaben erinnert daran, dass unsere Zeit begrenzt ist. Mit im Bild: Romy Sigl.
„Was wäre, wenn ich es mit meiner Idee versucht hätte?“: Das Skelett inmitten der DWYL-Buchstaben erinnert daran, dass unsere Zeit begrenzt ist. Mit im Bild: Romy Sigl.

Langsam füllen sich die Räumlichkeiten im Coworking Salzburg, einem hippen Großraumbüro in der Science City Itzling, in dem sich Freiberuflerinnen und Freiberufler, Gründerinnen und Gründer, aber auch Firmen ihre Arbeitsplätze mieten können. Dorthin hat Coworking-Salzburg-Betreiberin Romy Sigl geladen. Menschen, die eine Idee haben oder beruflich dem nachgehen wollen, wofür sie brennen, erfahren beim Infoabend, wie sie ihre Leidenschaft in ein Business verwandeln könnten. Etwa 50 Personen lassen sich auf den Sofas und Sesseln nieder. Im Raum strahlen vier gelbe überdimensionale Buchstaben, ein D, ein W, ein Y und ein L - sie stehen für "Do what you love", also: Tu, was du liebst. Und genau darum geht es im Programm: In neun Monaten soll jeder lernen, was es für eine Gründung braucht.

Inspiration und Unterstützung: Ein motivierendes Netzwerk

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wird sichtbar, wer an diesem Montagabend den Weg hierhergefunden hat. Es sind Influencer, KI-Enthusiasten, Medizintechniker, aber auch Kunstschaffende und Marketingexperten, die mit ihren Projektideen von technologischen Innovationen bis hin zu nachhaltigen Produkten und sozialen Dienstleistungen in die Science City Itzling gekommen sind. So unterschiedlich wie die Anwesenden sind auch die Entwicklungsstadien ihrer Ideen. Manche befinden sich bereits in der Patentierungsphase oder sie haben bereits gegründet, andere stehen noch völlig am Anfang.

Auch zwei, die im vergangenen Jahr das DWYL-Programm bereits durchlaufen haben, sind erneut mit dabei. Karin Gruber und Thomas Reiser starteten, ohne einander zu kennen. Im Laufe des Jahres haben sie sich gegenseitig inspiriert und entwickeln jetzt gemeinsam "Brückenschlag", eine Plattform für Nachbarschaftshilfe. "Neben unseren regulären Jobs wollten wir noch etwas tun, mit dem wir gesellschaftlich einen Beitrag leisten können", berichtet Reiser. "Im Moment ist das noch eher wie ein Hobby, dafür aber ein Hobby mit Sinn", sagt er und lacht. "Aus diesem Grund sind wir nicht ganz so schnell vorangekommen, wie wir uns das gewünscht hätten. Wir machen einfach noch mal mit."

Von dieser bunten Mischung an Leuten profitieren alle, sind Initiatorin Romy Sigl und Programmleiterin Sophie Gerlitz überzeugt. Sie beobachten, dass Menschen mit guten Ideen oft in Sackgassen feststecken, weil ihnen das technische Know-how fehlt. Umgekehrt finden sich auch Tüftler oder Entwickler im DWYL-Programm ein, die aber kein klares Geschäftsmodell mitbringen. "Wir verbinden beide Gruppen und sehen, dass damit Großartiges entstehen kann. Das ist unsere Stärke. Neben dem Vermitteln von Fachwissen bauen wir im Laufe des Jahres auch eine Community auf, die sich immer wieder selbst motiviert und in der sich jeder den Erfahrungsschatz des anderen zunutze machen kann."

Von der Idee zum Investoren-Pitch

Was erwartet einen also, wenn man sich für neun Monate und das DWYL-Programm entscheidet? Zu Beginn wird die Idee in einem Vision Board Workshop, später mit Lego Serious Play und dann mit einem Business Model Canvas greifbar gemacht. Es folgen die Auseinandersetzung mit potenziellen Hindernissen sowie die Anwendung praktischer KI-Werkzeuge. Danach geht es um die Entwicklung des Geschäftsmodells. Das erarbeitete Konzept wird anschließend durch Storytelling lebendig gemacht, nüchterne Fakten werden mit Geschichten emotional aufgeladen. Mit einem fundierten Geschäfts- modell und einer packenden Story im Gepäck geht es in die Umsetzung. Wichtige Ziele und Fristen steuern den Fortschritt des Vorhabens. Schließlich wird noch geübt, wie man seine Idee wirkungsvoll präsentiert. Denn am Ende des Programms soll das eigene Start-up vor potenziellen Geldgebern bei einem Pitch-Event in bestem Licht strahlen.
Das Ende des Programms markiert jedoch für viele noch lange nicht das Ende der Reise. Sigl und Gerlitz arbeiten derzeit am Aufbau des "Accelerators-CoRocks", um den Start-ups aus dem Programm im Anschluss Finanzierungsmöglichkeiten zu bieten und so die nächste Generation von Unternehmen auf den Weg zu bringen.

"Was wäre, wenn ich es versucht hätte?"

Die Workshops finden jeweils am 10. des Monats statt, das kann auch einmal an einem Samstag sein. "Wir treffen uns abends, weil viele tagsüber Verpflichtungen im Job oder in der Familie haben. Im Laufe des Jahres zeichnet sich dann aber schon ab, wer es wirklich ernst meint", weiß Gerlitz, die schon im ersten Durchlauf 100 Ideen begleitet hat: "Natürlich springen schon mal Teilnehmende ab, weil sie zum Beispiel merken, dass die Zeit noch nicht reif ist. Genau dafür ist das Programm auch da. Wir wollen Menschen und ihre Ideen richtig kennenlernen und sie nicht in zwei Minuten mit Daumen hoch oder Daumen runter bewerten." Ernst gemeint hat es zum Beispiel Patrick Lengdorfer mit Sports Remember, einem digitalen Skikeller, oder Patricia Fichter, Erfinderin von Dirndlfit, einem Tool, das mit künstlicher Intelligenz Retouren im Onlinehandel für Kleidung minimieren soll. "Wir ermutigen alle, es auszuprobieren. Denn nichts macht unglücklicher, als sich ständig zu fragen: ,Was wäre, wenn ich es versucht hätte?'", weiß Gerlitz. Fichter und Lengdorfer haben von Beginn an viel Zeit in ihre Start-ups investiert, sie wollten ihr Vorhaben so weit wie möglich reifen lassen und maximal vom Input der Expertinnen und Experten profitieren. Und Experten trifft man während des Programms so manche: Sigl teilt ihren Zugang zu einem großen internationalen Netzwerk. Darunter finden sich Namen wie David Hanson, US-amerikanischer Robotikwissenschafter und Erfinder der Roboterdame Sophia, Storytelling-Koryphäe Markus Gull oder auch Abdelhameed Sharara, Gründer des RiseUP Summit, der größten Start-up-Konferenz im arabischen Raum.

So können Sie beim DWYL-Programm dabei sein:

Auch im nächsten Durchgang will das DWYL-Team wieder Platz für 100 Menschen mit Ideen schaffen. Mitmachen kann jeder, egal aus welchem Bereich oder wie weit fortgeschritten das Projekt schon ist. Die Teilnahmegebühr für den heurigen Durchlauf beträgt 500 Euro netto, der Betrag kann auf Wunsch in monatlichen Raten bezahlt werden. Weiters gibt es in diesem Jahr die Möglichkeit, sich als Volunteer aktiv in das Programm einzubringen und sich so den Mitgliedsbeitrag zu erarbeiten. Die Teilnahmegebühr inkludiert einen Arbeitsplatz im Coworking Salzburg. Alle Veranstaltungen werden in den Räumlichkeiten der Science City Itzling stattfinden. Anmeldeschluss ist der 9. April 2024, das Programm startet mit dem ersten Workshop am 10. April 2024. Weitere Informationen unter: www.dwyl.at