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Kreativität: "Es braucht eine neue Fehlerkultur"

Kreativität gilt als eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen. Wie man den Kreativ-Turbo am besten startet, weiß Coachin und Grafikerin Christine Klell.

Mit Denktricks und Kreativmethoden von Kreativcoach Christine Klell zu innovativen Lösungen.
Mit Denktricks und Kreativmethoden von Kreativcoach Christine Klell zu innovativen Lösungen.

Zu teuer. Zu verrückt. Was sollen die Nachbarn denken? Wer kreativ arbeitet, weiß, wie schnell die Schere im Kopf da ist. "Unsere Schullaufbahn hat uns dahingehend geprägt, dass es genau eine richtige Antwort gibt. Bei der Suche nach Ideen überprüfen wir Geistesblitze sofort, machen uns einen wahnsinnigen Druck, die perfekte Antwort zu finden", sagt Christine Klell.

Schnelle Wege zur kreativen Entfaltung: Einblicke in Christine Klells Denktricks für innovative Ideen

Die gebürtige Tirolerin kennt sich aus mit kreativen Schaffensprozessen. Seit 20 Jahren begleitet sie Kreative und Selbstständige dabei, Wege, Strukturen und Schritte zu finden, die die Fantasie befeuern. Und das rasch. Einblicke in ihre Denktricks für innovative Ideen gibt Klell nun auch mit dem Buch "Kreative Intelligenz im Business".

Kreativität gilt als eine der wichtigsten Kompetenzen für das 21. Jahrhundert

Deutlich machen das Studien von McKinsey, der OECD oder ganz praktisch Stellenanzeigen: Kreativität gehört dort immer häufiger zum Anforderungsprofil.

Was diese Fähigkeit so enorm wichtig macht? Zum einen sieht sich die Menschheit aktuell mit zahlreichen globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem demografischen Wandel und der Digitalisierung konfrontiert, für deren Bewältigung es kreative neue Ideen braucht. Zum anderen sind Roboter, Computer und künstliche Intelligenzen inzwischen deutlich besser, schneller und günstiger darin, repetitive Tätigkeiten auszuführen, als der Mensch. Damit kann er sich darauf konzentrieren, auf originelle Art und Weise Probleme zu lösen. Und dafür braucht es eben Kreativität.

Erziehung, Konventionen und Schule schränken kreatives Potenzial oft ein

Durch Klells Leben zieht sich das kreative Schaffen wie ein roter Faden: Aufgewachsen ist die Wienerin in einem Tiroler Künstlerhaushalt, sie selbst ist seit drei Jahrzehnten als Grafikdesignerin tätig. Auch den Anfang ihrer Karriere begleitete die Angst vor Fehlern. "Viele glauben, dass eine gute Ausbildung Kreativität fördert. Doch tatsächlich wirken Erziehung, soziale Konventionen und Schule oft einschränkend auf das kreative Potenzial", sagt Klell.

Sie plädiert für eine neue Fehlerkultur, für den Mut zum Scheitern. "Edison hat 2000 Patente eingereicht. Für ihn gab es kein Scheitern, sondern 1000 Wege, wie es nicht geht. Auch wir bekommen jedes Mal die Chance, etwas Neues auszuprobieren, wenn eine Lösung nicht funktioniert hat."

"Man kann seine kreativen Fähigkeiten absolut trainieren."
Christine Klell
Coachin & Grafikerin

Klell ist überzeugt, dass Kreativität eine Fähigkeit ist, die man verfeinern und stärken kann wie einen Muskel. "Man kann das intuitive Sich-Öffnen, das die Kreativität braucht, selbst erzeugen, indem man einen Raum aufmacht, einen konkreten Ablauf schafft, eine Aufgabe, ein Ziel." Denktricks und Kreativmethoden helfen dabei, um unabhängig von der Tagesverfassung zu guten Lösungen zu finden. Gerade der Verrücktheit müsse man Spielraum geben, Fehler nicht als Scheitern betrachten, sondern sie nutzen, um auf neue Gedanken zu kommen.

Seit 20 Jahren gibt Klell ihr Wissen über die Mechanismen des kreativen Schaffens als Hochschuldozentin und Workshopleiterin weiter. Gerade Selbstständige begleitet sie im Ideenfindungsprozess. "Sie haben viele Herausforderungen zu bewältigen - Marketing, Vertrieb, Kommunikation. Wenn man in der Fähigkeit geschult ist, Lösungen zu entwickeln, dann macht man sich das Leben leichter", sagt sie.

Einzigartigkeit wird zum Erfolgsgeheimnis

Eine der Techniken, die die Kreativcoachin verwendet, ist die, vermeintliche Schwächen in Stärken umzudeuten; die Einzigartigkeit wird zum Erfolgsgeheimnis. Auch ihre eigene Schüchternheit hat Klell mittlerweile gelernt in positivem Licht zu sehen: "Ich bin sehr empathisch und merke schnell, wie Menschen drauf sind oder wie die Stimmung im Raum ist." Andere Techniken arbeiten mit Metaphern oder ungewöhnlichen Kombinationen.

Kreative Ideen in der Gruppe entwickeln

Für die Ideenfindung in der Gruppe gelten übrigens nicht wesentlich andere Regeln als beim Brainstorming alleine: "Klare Ziele und eine Atmosphäre des Vertrauens sind entscheidend für spektakuläre Ideen", sagt Klell. Wichtig sei es, in einen Spielmodus zu finden, um zu Out-of-the-Box-Lösungen zu gelangen. "Man muss das Team dazu einladen, auszubrechen, draufloszuplappern, zu schauen, was auftaucht. Dadurch wird man Impulsgeber für den anderen, es darf alles sein, egal ob verrückt oder langweilig."

Wichtig: "Nicht der hat die Idee oder die. Die Gruppe entwickelt etwas gemeinsam. Das stärkt das Team." Menschen einzuladen, die anders ticken oder nicht Teil des Teams sind, könne ebenfalls bereichern: "Außenstehende kennen die Regeln nicht, wissen nicht, was man ,darf' und was nicht."