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Ansturm auf Lehrstellen in der IT

Die Digital Natives drängen massiv in Lehrberufe rund um neue Technologien. Es gibt mehr Suchende als offene Stellen.

Ausbildung bei der Salzburg AG: Vor Kurzem hat das Unternehmen ein IT-Lehrlingslab eröffnet.
Ausbildung bei der Salzburg AG: Vor Kurzem hat das Unternehmen ein IT-Lehrlingslab eröffnet.
Die Salzburg AG bildet aktuell 16 IT-Lehrlinge aus. „Das Interesse bei den jungen Menschen ist sehr groß.“
Die Salzburg AG bildet aktuell 16 IT-Lehrlinge aus. „Das Interesse bei den jungen Menschen ist sehr groß.“

Sein Sohn habe keine Lehrstelle bekommen, schildert ein Salzburger Einzelunternehmer. Der 15-Jährige sei ein guter Schüler, wollte jedoch nicht bis 18 ins Gymnasium gehen. "Er interessiert sich für IT und Computer, hat sich bei drei großen Konzernen und bei einer internationalen Spedition beworben. Es war unmöglich, ihn unterzubringen. Die Kurse waren entweder voll oder die Ausbildner konnten niemanden mehr übernehmen", wundert sich der Vater. Die Generation der Digital Natives - jene jungen Menschen und Jugendlichen, die mit Tablet und Smartphone aufwachsen - stürmt nunmehr in Berufe, wo sie ihre Leidenschaft und Neigung verwerten können. Auch vonseiten der Wirtschaft ist die Nachfrage enorm. Auf der Plattform karriere.at waren zuletzt 198 offene IT-Lehrstellen in Salzburg ausgeschrieben. Besonders gefragt sind Softwareentwickler, Systemadministratoren und Anwendungsbetreuer. Aktuelle Lehrstellen im IT & EDV-Bereich finden Sie auch unter karriere.sn.at.

Digitalisierung verändert auch klassische Berufe

Die Digitalisierung und die Informationstechnologie (IT) sind die innovativen Treiber der Arbeitswelt. Keine Firma, keine Branche könne sich dem entziehen, sagt Martina Plaschke, Bereichsleiterin Lehre, Strategien und Initiativen in der Wirtschaftskammer Salzburg (WKS). "Die Abläufe ändern sich, die Berufsbilder ändern sich. Das beginnt bei der Lehre und endet bei den Dienstleistungen, die immer State of the Art sein müssen, weil die Wirtschaft das Modernste nachfragt." Das bringe auch gute Zukunftsaussichten und Gehaltskurven mit sich.

Elektrotechnik auf dem Vormarsch: Beliebter Lehrberuf nicht nur bei Burschen

Elektrotechnik ist bei Burschen bereits der zweitbeliebteste Lehrberuf in Österreich, aber auch Mädchen fänden immer häufiger Gefallen an der Ausbildung, so das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft. Es geht um Gebäudetechnik, Energietechnik, Anlagen- und Betriebstechnik, Automatisierungs- und Prozessleittechnik, Netzwerk- und Kommunikationstechnik, man lernt in Modulen. Bahnfreaks können mit Elektrotechnik in das Eisenbahnwesen einsteigen, dort die Infrastruktur instand halten, Abläufe steuern. Der Beruf sei eingebettet in die Zukunftstrends rund um Nachhaltigkeit, Klimaschutz, erneuerbare Energien oder Smart Home, so Martina Plaschke. "Das bedeutet lebenslanges berufliches Lernen." Auch traditionelle Lehrberufe haben teilweise völlig neue Profile erhalten. Als Kaufmann, Kauffrau steht man heute nicht mehr nur im Geschäft, sondern kann etwa auch eine Ausbildung für den Onlinehandel machen (IT-Systemmanagement oder E-Commerce). Der Einzelhandel ist in Salzburg der am meisten gewählte Lehrberuf, was an der Größe der Branche liege, so WKS-Expertin Plaschke.

"Hauseigene Profis für Systemprobleme"
Lukas Aschner
Lehrlingsbeauftragter Maco

Von Fotografie bis Bäckerei - Neue Technologien prägen moderne Ausbildungen

In der Berufsfotografie zieht man längst keine Filme mehr durch chemische Bäder, sondern lernt die digitalen Grundlagen der Fotografie. In der Medienbranche gibt es neue Berufsbilder, etwa Web Development, audiovisuelle Medien, Grafik-Print-Publishing, Online-Marketing. In den Bauberufen sind digitale Messgeräte und elektronische Tools nicht mehr wegzudenken. In der Kraftfahrzeugtechnik (Platz drei im Beliebtheitsranking) steuern Mechatroniker die digitalen Prozesse moderner Autos. Selbst in den Backstuben der Bäcker stecke heute viel Informationstechnologie, so Plaschke. Während ein IT-Studium oftmals von "falschen Vorstellungen" geprägt sei, bereite die duale Lehrlingsausbildung junge Menschen optimal auf die reale Arbeitswelt vor. "80 Prozent sind Praxisunterricht, 20 Prozent Berufsschule und Theorie", erläutert Expertin Plaschke.

IT-Stellen ziehen bei Lehrstellensuchenden

Der Salzburger Beschläge-Spezialist Maco (Mayer & Co) bildet aktuell vier IT-Lehrlinge aus, erklärt der Lehrlingsbeauftragte Lukas Aschner. "Wir haben früher IT-Betriebstechniker ausgebildet, jetzt wollen wir Systemtechniker. Die Anforderungen haben sich geändert. Das passt besser in den Bereich Servicedesk, wo die Konstruktion, die Produktentwicklung, das ganze Personalwesen gekoppelt wird mit verschiedenen Programmen." Es gehe um Unterstützung bei technischen Fragen. "Jeder kennt das, wenn das System gegen einen ist, ist man froh, wenn man hauseigene Profis hat." Das Unternehmen hat 20 Bewerbungen auf eine erst kürzlich ausgeschriebene Lehrstelle. "Bei den anderen Lehrstellen sind wir keineswegs so gesegnet", so Aschner.

IT und Elektronik-Lehrlinge gestalten die Zukunft der Energie- und Softwarebranche

Für die Auswahl seien das Schulzeugnis und der Eindruck bei den Schnuppertagen entscheidend. Die Salzburg AG bildet aktuell 72 Lehrlinge aus, davon 16 in den Sparten IT und Elektronik. Die Jugendlichen lernen IT-Betriebstechnik sowie Elektronik in der Kommunikationstechnik, bauen das Internet- und Kabel-TV-Angebot des Energie- und Softwarekonzerns aus. Zu den Aufgaben gehören der klassische IT-Support (Hardware- und Softwarestörungen), die Installation von Servern und Firewalls oder das Konfigurieren und Betreiben der neuesten Cloud-Technologien. Vor Kurzem hat das Unternehmen ein IT-Lehrlingslab eröffnet, in dem wöchentlich Workshops stattfinden. Auch bei der Salzburg AG sei der Eingang an Bewerbungen bei den IT-Lehrstellen im Vergleich überproportional hoch. "Das Interesse an Digitalisierung und neuen Technologien ist bei jungen Menschen sehr stark ausgeprägt", so Pressesprecherin Saskia Heller.