SN.AT / Kolumne / Bits und Bites / Bits & Bites

Die Jahreszeiten der KI

Thomas Hofbauer

Selbstfahrende Autos, durch Fusionsreaktoren angetrieben, lösen Mobilitäts- und Klimaprobleme. Auf diese Schlagzeile warten wir noch. Jeden Aspekt davon hatten wir schon. Denn jede Technologie hat ihren eigenen Aufmerksamkeitszyklus. Vor ein paar Jahren waren es die selbstfahrenden Autos, die schon bald unsere Straßen befahren sollten. Technische, ethische und rechtliche Probleme wurden diskutiert, davon hört man heute kaum noch etwas. Vor ein paar Monaten dann die Kernfusion, die alle Energieprobleme lösten und den Klimawandel stoppen sollte. Ein geglücktes Experiment führte zu Ausbrüchen von Hoffnung und Euphorie. Ein Bonmot zur Kernfusion hält dagegen: Wann wird das erste Kernfusionskraftwerk ans Netz gehen? In 30 Jahren, heißt es. Das sagte man allerdings vor 30 Jahren auch schon.

Derzeit ist es die künstliche Intelligenz, die den einen Schrecken einjagt und die anderen zum Jubeln bringt. Doch bei der künstlichen Intelligenz ist es ähnlich wie bei der Kernfusion: Auch sie kennt Höhen und Tiefen. Letztere halten sich oft nachhaltig und werden als KI-Winter bezeichnet.

Der Begriff künstliche Intelligenz wurde 1956 auf einer IT-Konferenz am Dartmouth College geprägt. Die Erwartungen gingen hoch, der erste KI-Winter brach 20 Jahre später aus, nachdem James Lighthill 1973 im Auftrag des britischen Parlaments die Fortschritte dokumentierte. Danach wurden Gelder gestrichen, wovon sich die Forschung nur langsam erholte. In den folgenden Jahrzehnten war es ähnlich. Immer wieder wurde das Thema KI in den Winterschlaf geschickt.

Somit gilt auch jetzt für alle Euphorischen und Ängstlichen: Der nächste KI-Winter kommt, es ist nur eine Frage der Zeit.

KOMMENTARE (0)