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Ralf Rangnick entscheidet sich gegen Bayern: Die Gründe für seine Treue zu Österreich

Das österreichische Fußballvolk kann aufatmen: Erfolgstrainer Ralf Rangnick wird das ÖFB-Nationalteam auch nach der EM im Sommer betreuen. Der 65-jährige Deutsche sagte dem Topclub Bayern München am Mittwoch ab. Doch was sind die Gründe für seine überraschende Entscheidung?

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick sagte Bayern München am Mittwoch ab.
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick sagte Bayern München am Mittwoch ab.

Es hat alles darauf hingedeutet, dass Österreich nach der EM im Sommer seinen Teamchef Ralf Rangnick an Bayern München verlieren würde. Nach guten Gesprächen mit der Bayern-Führung rund um Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund fehlte nur noch die Unterschrift des Fußball-Professors. Doch am Mittwoch folgte in Klagenfurt die Kehrtwende: Rund um das Cup-Finale zwischen Sturm Graz und Rapid Wien (2:1) entschied sich Rangnick überraschend, das Bayern-Angebot abzulehnen und Österreich die Treue zu halten. Während in München nach der nächsten Trainerabsage der Katzenjammer groß ist, freuen sich in Österreich Funktionäre, Fans und Spieler über die Entscheidung des Teamchefs.

Mehrere Gründe für Rangnicks Bayern-Absage

Doch warum hat sich Rangnick für einen Verbleib beim ÖFB-Team entschieden? Laut SN-Informationen aus dem Umfeld des Deutschen sollen mehrere Punkte letztendlich ausschlaggebend gewesen sein. Dass sich in den vergangenen Wochen nicht nur der ÖFB rund um Präsident Klaus Mitterdorfer, sondern auch viele Nationalspieler beim Teamchef gemeldet und um seinen Verbleib gekämpft haben, hat Rangnick beeindruckt. Gerüchte, wonach der Vertrag finanziell aufgebessert wurde, stimmen dagegen nicht. Der ÖFB hat seinen Trainer nicht mit Geld gelockt, sondern ihm eine klare Zukunftsperspektive aufgezeigt und ihm noch mehr Gestaltungsfreiheit zugesprochen. Denn die Mission von Rangnick ist noch lange nicht zu Ende: Österreich verfügt nicht nur im A-Team, sondern auch in den Nachwuchsnationalteams über sehr talentierte Spieler, die dafür sorgen können, dass in den kommenden Jahren die Lücke zu den Topteams weiter verringert werden kann.

Trainerteam war nicht überzeugt

Ein wichtiger Grund war auch sein Trainerteam: Rangnick wollte seine Assistenten Lars Kornetka, Peter Perchtold, Stefan Oesen und Onur Cinel, der derzeit auch als Interimstrainer bei Red Bull Salzburg tätig ist, nach München mitnehmen. Von dieser Idee sollen aber nicht alle aus diesem Quartett begeistert gewesen sein. Ohne sein gesamtes Team wollte Rangnick die Bayern-Aufgabe aber nicht angehen. Dass die Querschüsse von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß bei der Entscheidung eine große Rolle gespielt haben, soll nicht der Fall sein. Rangnick soll sich in den vergangenen Wochen im guten Austausch mit dem Urgestein befunden haben. Die Reibereien vor einigen Jahren sind vergessen, beide Seiten schätzen sich mittlerweile. Hoeneß hätte Rangnick auch gern bei seinem Verein gesehen.

EM spielt auch eine Rolle

Auch die anstehende Europameisterschaft spielte bei der Entscheidungsfindung eine Rolle. Rangnick war bewusst, dass er bei einer Bayern-Zusage bereits vor und während der EM aktiv in die Planungen miteingebunden gewesen wäre. Bei den Münchnern stehen in den kommenden Wochen viele Personalentscheidungen im Kader an, die Rangnick noch als ÖFB-Teamchef hätte mitentscheiden müssen. Diese Zweigleisigkeit wäre wohl nur schwer machbar gewesen. Bei einem großen Turnier braucht es einen Trainer, der mit 100 Prozent bei der Sache ist.

Rangnick: Voller Fokus auf die EM gerichtet

Dass Rangnick in Österreich, wo er von allen Seiten geschätzt wird und ihm aufgrund seiner bisherigen Verdienste sicher auch Niederlagen verziehen werden, ruhiger arbeiten kann als beim Topclub Bayern, liegt auf der Hand. Beim deutschen Rekordmeister zählen nur Siege und Titel. Da kann die Stimmungslage der Fans und der Verantwortlichen schnell kippen. Darüber wird sich der ÖFB-Teamchef jetzt aber keine Gedanken mehr machen: Sein voller Fokus liegt nun auf der EM in seinem Heimatland Deutschland. In der Vorrunde treffen Alexander Schlager und Co. auf Frankreich (17. Juni), Polen (21. Juni) und die Niederlande (25. Juni).

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