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Umbenennung der Fachhochschulen: Neuer Name für alle?

Österreichs Fachhochschulen wollen - auch international - weiterhin wettbewerbsfähig sein. Die Wahlmöglichkeit einer Umbenennung nach deutschem Vorbild soll daher kommen. Die FHs sind begeistert bis abwartend.

Unbestritten, die Markenbezeichnung "Fachhochschule" ist hierzulande gut eingeführt und in den Köpfen der Menschen verankert. Dennoch streben einige der 21 österreichischen Fachhochschulen eine Umbenennung analog zu jener in Deutschland an. Die Umbenennung bedarf in Österreich einer Novelle, die Begutachtungsphase läuft bereits - und die Hoffnung einiger Institutionen auf mögliche Veränderungen ist berechtigt hoch.

Umbenennung in "Hochschule für angewandte Wissenschaften" (HAW)

Vorgeprescht ist etwa das IMC Krems, dessen Chefin Ulrike Prommer schon zu Jahresbeginn feststellte, dass sie die Chance zur Umbenennung in "Hochschule für angewandte Wissenschaften" (HAW) nutzen wolle.

Stimmungsbild zur Umbennung der Fachhochschulen aus Salzburg, Innsbruck und dem Burgenland

Die "Salzburger Nachrichten" haben sich in der Mitte Österreichs, im Westen der Republik und im Osten umgehört, um ein Stimmungsbild zu zeichnen. Werden etliche der aktuell rund 70.000 Studierenden an Österreichs Fachhochschulen und ihre nachfolgenden Kommilitoninnen und Kommilitonen bald an einer HAW statt an einer FH studieren?

"Die Funktion ist wesentlicher als die Bezeichnung."
Dominik Engel
Rektor FH Salzburg

"Eine überhastete Umbenennung wäre nicht zielführend", gibt sich Dominik Engel, Rektor der FH Salzburg, abwartend. Momentan prüfe man in Puch-Urstein die Optionen und stimme sich innerhalb des FH-Sektors ab. Für Engel ist jedenfalls die Funktion, die die Fachhochschulen in der Bildungslandschaft erfüllen, "wesentlicher als die Bezeichnung". Er sagt: "Die geplante Gesetzesänderung eröffnet Chancen für den Sektor. Derzeit gilt es, die Begutachtung abzuwarten. An der FH Salzburg evaluieren wir Optionen und prüfen die einzelnen Möglichkeiten. Unabhängig von der Namensbezeichnung sind und bleiben das Kernthema der Fachhochschulen die angewandte Lehre und Forschung." Die FH Salzburg verstehe sich inhaltlich ohnehin als "University of Applied Sciences" - man wisse also um die anwendungsorientierte Ausrichtung. Freilich würden sich die Anforderungen und Bedürfnisse der Gesellschaft verändern, gibt der Rektor zu bedenken, davon sei auch der Bildungssektor betroffen. Flexibles Reagieren sei angesagt.

"Als Fachhochschule sind wir hier gut aufgestellt: Wir können praxisnahe und innovative Lehr- und Lernmethoden entwickeln, um den Bedürfnissen der Studierenden gerecht zu werden und gleichzeitig auf die sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes einzugehen. Die Fachhochschulen haben sich mit dieser Positionierung gut etabliert und diese werden wir - unabhängig von der Benennung - beibehalten." Für Engel steht fest: Wenn es tatsächlich zu einer Umbenennung kommen sollte, dann werde es sicherlich eine Weile dauern, bis der Begriff in allen Kreisen geläufig ist. Er geht von einem längeren Prozess aus, nicht von schnellen Entscheidungen.

"Die Wahlmöglichkeit ist sinnvoll und längst überfällig."
Andreas Altmann
Rektor MCI

Dass die Möglichkeit zur Verwendung der Bezeichnung "Hochschule für angewandte Wissenschaften" aus mehreren Gründen "sinnvoll und längst überfällig" sei, betont Andreas Altmann, Rektor und Geschäftsführer der Unternehmerischen Hochschule MCI in Innsbruck. Immerhin: Der Begriff "Fachhochschule" vermittle in seiner Semantik ein inhaltlich nicht zutreffendes Bild dieses Hochschulsektors. Denn anstatt des mit "Fachhochschule" suggerierten Bildes samt Fokussierung auf wenige Fächer und schulischer Zuordnung wiesen viele Einrichtungen Eigenschaften auf, welchen mit der Bezeichnung "Hochschule für angewandte Wissenschaften" Rechnung getragen werde. Dazu gehören für Altmann die große inhaltliche Breite und Diversität des Studien- und Forschungsangebots, außerdem die starke Forschungsorientierung mit umfassenden Kooperationen im In- und Ausland, der hohe Praxis- und Anwendungsbezug des Studien-, Forschungs- und Transferangebots (Stichwort Start-ups) sowie die enge Zusammenarbeit mit Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft.

Andreas Altmann erinnert daran, dass die HAW mittlerweile "sehr flächig Verwendung in der direkt angrenzenden Bundesrepublik Deutschland mit einer beinahe zehn Mal so großen Bevölkerungszahl und engen akademischen Verflechtungen zum Wissenschafts- und Hochschulstandort Österreich" findet. Und: Der Begriff "Fachhochschule" weiche stark von dieser international üblichen Bezeichnung ab. In Innsbruck steht fest, dass die eigene Bezeichnung und eingetragene Wortmarke "MCI | Die Unternehmerische Hochschule®" in Verwendung bleiben wird.

Schauplatzwechsel nach Eisenstadt zur FH Burgenland

"Der Begriff ,Fachhochschule' steht für eine besondere Erfolgsgeschichte" - darin sind sich FH-Burgenland-Rektor Gernot Hanreich und Geschäftsführer Georg Pehm einig. Gleichzeitig hätten sich die Fachhochschulen auch im Bereich der Forschung positiv entwickelt und seien Player in der industrie- und wirtschaftsorientierten angewandten Forschung und Entwicklung. "Wir blicken aber auch über den Tellerrand auf die internationale Ebene im gesamten DACH-Raum. Vonseiten der FH Burgenland besteht großes Verständnis für die Mitanbietenden im Westen Österreichs, deren Situation sich durch die Entwicklungen in der deutschen Bildungslandschaft in den vergangenen 20 Jahren verändert hat", heißt es aus Eisenstadt. Daher begrüße man die Wahlmöglichkeit, wie die FH Burgenland auch im Begutachtungsverfahren zur Novelle betont habe.

"Der Begriff Fachhochschule steht für eine besondere Erfolgsgeschichte."
Georg Pehm & Gernot Hanreich
Geschäftsführer & Rektor FH Burgenland

Hanreich und Pehm befinden sich mit ihrem Team bereits in intensiven Diskussionen. "Eine Entscheidung darüber, ob, wann und wie die FH Burgenland die Möglichkeit nutzen könnte, wird bis zum Sommer fallen. Zunächst ist sowieso der Beschluss der Gesetzesnovelle abzuwarten." Ausschlaggebend für eine Entscheidung werde dann auch sein, wie der österreichische FH-Sektor generell mit der Chance zur Umbenennung umgehe.