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Lehre beim Heer: Schaltkreis statt Schießpulver

Benjamin Cimr hat gerade seine vierjährige Lehre zum Elektroniker abgeschlossen - beim Heer. Er sorgt im Hintergrund dafür, dass Soldaten im Einsatz bestens ausgerüstet sind.

Benjamin Cimr (mit Ausbildering Sonja Killer) wird Elektroniker beim Heer. Er hantiert u. a. an Militärfahrzeugen.
Benjamin Cimr (mit Ausbildering Sonja Killer) wird Elektroniker beim Heer. Er hantiert u. a. an Militärfahrzeugen.
Ausbilderin Sonja Killer und Elektronikgeselle Benjamin Cimr hantieren an großem Gerät.
Ausbilderin Sonja Killer und Elektronikgeselle Benjamin Cimr hantieren an großem Gerät.
Bei seiner Arbeit beweist Benjamin Cimr Fingerspitzengefühl.
Bei seiner Arbeit beweist Benjamin Cimr Fingerspitzengefühl.

Das 148 Hektar große Gelände der Schwarzenbergkaserne in Wals-Siezenheim ist mit Stacheldraht umzäunt. Wer hineinwill, muss die Wache am Haupttor passieren. Nicht so Benjamin Cimr. Er hat eine dienstliche Unterkunft am Kasernenareal.

Starkes Team (von links): Personalverantwortlicher Helmut Neudorfer, der frischgebackene Elektronikgeselle Benjamin Cimr, Ausbilderin Sonja Killer und Oberst Bernd Huber, stellvertretender Kommandant des Heereslogistikzentrums Salzburg.
Starkes Team (von links): Personalverantwortlicher Helmut Neudorfer, der frischgebackene Elektronikgeselle Benjamin Cimr, Ausbilderin Sonja Killer und Oberst Bernd Huber, stellvertretender Kommandant des Heereslogistikzentrums Salzburg.

In den verwinkelten Gängen der IKT-Werkstätte des Heereslogistikzentrums Salzburg treffen wir auf den 20-Jährigen, der Ende Februar seine Lehrlingsausbildung als Elektroniker nach vier Jahren erfolgreich abgeschlossen hat. Seit 11. März ist er nun als Elektronikgeselle in einem Dienstverhältnis beim Heereslogistikzentrum beschäftigt.

Für ihn war früh klar, dass er zum Militär will: "Die Ausrüstung, die Fahrzeuge - das fasziniert mich. Und wer kann in meinem Alter schon sagen, dass er Teile in der Hand hat, die 500.000 Euro wert sind?" Wenn Cimr Prototypen oder Geräte wie Funkanlagen, Satellitenempfänger oder fernbedienbare Lautsprecher- und Beleuchtungssysteme in Gefechtsfahrzeugen verbaut, darf er sich keine Ungenauigkeit erlauben: "Das ist hochkomplex. Wenn mir der kleinste Fehler passiert, funktioniert das ganze Ding nicht", schildert er.

Übungswerkstatt: Hier lernen die Lehrlinge u. a. zu löten.
Übungswerkstatt: Hier lernen die Lehrlinge u. a. zu löten.

In der Werkstatt steht eine Bank mit kleinen Projekten, an denen die Lehrlinge löten lernen. Hier repariert Cimr außerdem Kleingeräte wie Lautsprecher für Funkgeräte. Störungen und Mängel an funktechnischen Sende- und Empfangsanlagen zu suchen, einzugrenzen und zu beseitigen, das gehört ebenfalls zu seinem Job.

Gefragt bei der Ausbildung zum Elektroniker: Präzision

Die Schwarzenbergkaserne ist die größte Kaserne Österreichs. Zu Spitzenzeiten befinden sich bis zu 3000 Soldatinnen und Soldaten am Gelände. Verschiedene Einheiten und Verbände sind in der Schwarzenbergkaserne stationiert, unter anderem die Militärpolizei, verschiedene Bataillone und mehrere höhere Kommanden des Bundesheeres. Zivilisten wie Soldaten finden hier so gut wie alles, das eine Stadt dieser Größenordnung bräuchte: eine Kirche, Sport- und Kletterhallen, eine eigene Regionalküche mit angrenzendem großen Speisesaal und Einrichtungen, wo sie nach Dienst noch kleine Speisen essen oder Kaffee trinken können. Außerdem liegt hier, im nördlichen Teil der Schwarzenbergkaserne, das Heereslogistikzentrum Salzburg. Seine Hauptaufgaben bestehen in der Materialerhaltung, -reparatur und -bewirtschaftung.

Militärische Einrichtungen werden von diesem Standort aus mit Treibstoff versorgt; außerdem entwickelt die IKT-Abteilung Prototypen oder produziert und verbaut PsyOps-Lautsprecher sowie GPS- und Funksysteme, mit denen Soldaten im Einsatz Verbindung zu Hauptquartieren aufnehmen können.

"Wenn mir ein kleiner Fehler passiert, geht nichts mehr."
Benjamin Cimr,
Elektronikgeselle

Mit Benjamin Cimr arbeiten 15 Leute im Team der Informations- und Kommunikationstechnologie. Gerade inspiziert er einen sieben Tonnen schweren "Husar" von Iveco, wie die Herstellerbezeichnung des Mehrzweckfahrzeuges lautet, das Militärpolizei und Verbände der Infanterie als Transport- oder Patrouillenfahrzeug und zum Schutz der Soldaten im Auslandseinsatz nutzen.

An Cimrs Seite: Ausbilderin Sonja Killer. Die 24-Jährige, die hier selbst vor zwei Jahren die Lehre zur Elektrotechnikerin abgeschlossen hat, wurde beim Girls' Day auf das Bundesheer als Arbeitgeber aufmerksam. "Ich wollte immer etwas Technisches machen", erzählt sie. Der Lokalaugenschein in der Kaserne überzeugte sie. Beim Heer habe sie außerdem die Möglichkeit, die Karriereleiter zu erklimmen. Gerade bereitet sie sich auf die Prüfung vor, die es ihr ermöglicht, in den mittleren Dienst aufzusteigen. Cimr ist der erste Lehrling, den die 24-Jährige mitausgebildet hat: "Mir ist wichtig, dass die Lehrlinge zuverlässig sind, pünktlich, beim Löten geschickt und genau. Und wenn sie Fehler machen, sollen sie dazu auch stehen." Cimr mache sich sehr gut, sagt Killer und nickt ihm anerkennend zu. "Der Bereich Elektronik ist so vielschichtig - die Fachausbildung beim Heer und die reguläre, das kann man nicht vergleichen", erläutert er mit Blick auf seine Berufsschulzeit.

41 Berufe stehen bei einer Lehre beim Bundesheer zur Wahl

Wer eine Lehre beim Bundesheer starten möchte, braucht die österreichische Staatsbürgerschaft, einen positiven Pflichtschulabschluss, muss mindestens 15 Jahre alt und ohne Vorstrafen sein. 41 Lehrberufe stehen zur Auswahl, von allgemein bekannten Berufsbildern wie der Gastronomie hin zu Waffenmechanik, Luftfahrzeugtechnik oder Berufsfotografie in der Heeresbild- und -filmstelle. 250 Lehrlinge werden aktuell bundesweit ausgebildet, 13 davon im Heereslogistikzentrum Salzburg. Als einer der größten Lehrlingsausbilder des Bundesheeres im Westen Österreichs verfügt dieses über moderne Ausbildungsplätze. "Gute Fachkräfte sind das Fundament. Daher sehen wir die Lehrlingsausbildung im Heereslogistikzentrum seit 30 Jahren als strategische Aufgabe", betont auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.

Ob duales Ausbildungssystem oder Lehre mit Matura: Möglichkeiten bietet das Heer viele

Es übernimmt auch Kosten für Kurse oder Unterbringung, bei Bedarf auch für Förderunterricht. Wer die Lehre positiv absolviert, hat gute Chancen, in ein sicheres Dienstverhältnis übernommen zu werden und bei Eignung in relativ kurzer Zeit aufzusteigen.

Ausgebildet werden im Heereslogistikzentrum neben Benjamin Cimr Betriebslogistiker, Kfz-Techniker, Metalltechniker und Tischler. Die Verdienstmöglichkeiten lagen für ihn in seiner Lehrzeit laut Kollektivvertrag bei 1000 Euro brutto im ersten Lehrjahr und 1950 Euro im vierten. Für seine Mutter sei es zunächst gewöhnungsbedürftig gewesen, dass ihr Sohn eine Karriere beim Heer anstrebt, erzählt Cimr. "Sie ist Pazifistin. Aber das Bundesheer einer neutralen Republik hat ja sehr wichtige Funktionen abseits vom Kampfeinsatz, etwa wenn es um den Katastrophenschutz oder um friedenserhaltende Missionen im Ausland geht."

In einem halben Jahr startet für Cimr sein Grundwehrdienst. Im Anschluss daran kann er eine Laufbahn als Berufsunteroffizier einschlagen, etwa mit der Ausbildung zum IKT-Unteroffizier oder Mech-Unteroffizier. Für jene, die die Lehre mit Matura machen, steht die Offiziersausbildung offen, mit der sie etwa technischer Offizier oder Offizier in der Cyberabwehr werden können. Frauen können diese Laufbahn mit einem freiwillig absolvierten Grundwehrdienst ebenfalls einschlagen oder aber als Zivilbedienstete beim Bundesheer Karriere machen, z. B. in der Verwaltung oder in einem technischen Bereich, so wie es Sonja Killer tut.