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Raiffeisen droht Rüffel der EZB

Die Raiffeisen Bank International (RBI) kann sich bereits auf einen höheren Gesprächsbedarf mit der Europäischen Zentralbank (EZB) einstellen. Denn die österreichische Bank erwartet in naher Zukunft von der EZB eine Aufforderung, ihre Geschäftstätigkeit in Russland schneller zu reduzieren, wie die RBI am Donnerstag in einer Ad-hoc-Mitteilung mitteilte. Die Bank verfolge dieses Ziel bei der russischen Tochter AO Raiffeisenbank jedoch seit Februar 2022, so die RBI.

Die russische Tochterbank macht der RBI zu schaffen
Die russische Tochterbank macht der RBI zu schaffen

Die RBI kenne den Inhalt des Briefes der EZB, begründete ein Sprecher der Bank die Ad-hoc-Mitteilung: Demnach müssten die Kundenkredite bis 2026 deutlich zurückgehen - und zwar um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023. Und die RBI müsse die internationalen Zahlungen aus Russland entsprechend senken. Letztere Bedingung lasse sich relativ leicht erfüllen. Schwieriger wird es hingegen beim Kreditvolumen, will man nicht auf das ausständige Geld verzichten.

"Die von der EZB vorgeschlagenen Anforderungen gehen deutlich über die eigenen Pläne der RBI zur weiteren Reduzierung ihrer Geschäftstätigkeit in Russland hinaus und könnten sich negativ auf die Verkaufsoptionen der RBI in Hinblick auf die AO Raiffeisenbank auswirken", teilte die RBI weiters mit.

"Der EZB-Druck verbessert die strategische Situation der RBI nicht", teilte Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA) Donnerstagnachmittag in einer Aussendung mit. "Das Verhältnis der RBI mit der EZB ist bekanntermaßen nicht konfliktfrei, aber ein solcher möglicher Rüffel kommt überraschend. "

Die Bank habe nach eigenen Angaben bereits umfangreiche Maßnahmen gesetzt, um die Risiken bei der russischen Tochterbank zu minimieren. Und sie sei entschlossen, die Entkonsolidierung der AO Raiffeisenbank zu erreichen, etwa durch einen Verkauf der Einheit. Allerdings bedürfe es dazu auch Genehmigungen von russischer Seite, merkte ein Sprecher an.

"Auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob man durch den avisierten Strabag-Deripaska-Deal nicht die EZB sensibilisiert habe", gab Beckmann zu bedenken. Die Bank hatte im Dezember angekündigt, über ihre russische Tochter 28,5 Millionen Aktien des Baukonzerns Strabag erwerben und als Sachdividende an die RBI weitergeben zu wollen. Um Sanktionen zu umgehen, sollen die Aktien über einen russischen Investor gehandelt worden sein.

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