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Österreich fährt am liebsten teilelektrisch

Die Autoverkäufe ziehen wieder an. Der Siegeszug des E-Autos lässt weiter auf sich warten, dafür boomen jetzt Hybridmodelle.

Es ist ein wenig wie "nicht Fisch, nicht Fleisch" und als besonders nachhaltig galten Hybridautos wegen ihrer Doppelausstattung von Batterie und Verbrennermotor bisher nicht. Auch eine staatliche Prämie - so wie nach wie vor 5000 Euro beim privaten E-Auto-Kauf - gibt es für sie nicht mehr. Trotzdem gehören derzeit Pkw mit Benzin-Hybridantrieb, die rein elektrisch betrieben 60 bis 100 Kilometer schaffen, zu den Bestsellern in den Autohäusern.

"Bei den Kunden ist es gerade fast das Lieblingsauto", sagt der Branchensprecher der Fahrzeughändler in der Wirtschaftskammer, Klaus Edelsbrunner. Er nennt den Nachfrageboom "typisch österreichisch", seine Erklärung dazu: "Über das E-Auto trauen sich viele Kunden noch nicht drüber und mit dem Hybrid als Mittelding habe ich alles erledigt: Ich fahre in der Stadt elektrisch und tue etwas für die Umwelt und über Land gibt der Motor Sicherheit."

Die Übergangstechnologie hin zur vollelektrischen Mobilität gilt den Österreichern offenbar als aktuell am attraktivsten. Zwar machen die alternativen Antriebe bei den Pkw-Neuzulassungen bereits einen Anteil von 47,5 Prozent aus, das ist ein Plus von 6,1 Prozent auf 30.052 Pkw im Vergleich zum ersten Quartal 2023. Zulegen konnten von Jänner bis Ende März aber nur die Benzin-Hybridantriebe, und das deutlich mit einem Plus von 19,5 Prozent auf 15.814 Pkw. Reine Elektroautos (BEV) fuhren im Vergleich dazu ein Minus von 3,9 Prozent ein und kommen im ersten Quartal auf 10.802 Neuzulassungen.

Die gestiegene Nachfrage nach Hybridmodellen hat laut Edelsbrunner auch mit einem gewachsenen Angebot zu tun. "Früher gab es nur Toyota, mittlerweile bauen alle Hersteller auch Hybride", erklärt der Branchensprecher. Damit werde in der aktuellen E-Auto-Delle auch eine notwendige Auslastung in den Fabriken erreicht. Die Palette reiche vom "Mild Hybrid" mit kleinerer Batterie, die sich während der Fahrt auflädt und nicht angesteckt werden muss, bis hin zum klassischen Plug-in-Modell mit elektrischen Reichweiten von bis zu 100 Kilometern. Durch den geringeren Treibstoffverbrauch falle beim Kauf die NoVA (Normverbrauchsabgabe) entsprechend niedriger aus. Je nach Modell sei damit auch ohne Förderung ein Benzin-Hybridauto um nur zwei bis fünf Prozent teurer als ein Verbrenner.

Aktuell würden die Hersteller zudem mit vielen Aktionen zum Kaufen animieren, erklärt Edelsbrunner: "Es gibt so viel Autowerbung wie schon lange nicht mehr, selbst der Verbrenner ist in den Anzeigen zurück." Dazu kämen auch wieder günstige Leasingangebote.

Nach eher trüben Aussichten im vorigen Herbst ist die Branche nun zuversichtlich, dass 2024 ein gutes Autojahr wird. Zwar liegt man mit 63.263 Neuwagen im ersten Quartal (plus 0,3 Prozent) noch um fast 22 Prozent unter dem Vorkrisenquartal von 2019. "Aber derzeit läuft es gut, wir sind zufrieden", betont Edelsbrunner. Den "langfristigen Trend" sieht er - trotz des aktuellen Hybrid-Hypes - "beim Elektroauto".

PV-Anlagen ein Turbo für Elektroautos?

Rund 172.000 E-Autos waren Ende März in Österreich zugelassen, circa drei Prozent des Pkw-Bestandes. 80 davon sind Firmenautos, die auch privat genützt werden, schätzt der Obmann des Bundesverbandes Elektromobilität Österreich (BEÖ), Andreas Reinhardt.

Der aktuelle Rückgang der E-Auto-Neuzulassungen könnte mit Verunsicherung wegen der geplanten Evaluierung des EU-Verbrennerverbots zu tun haben, vermutet er. Im Gesamtjahr rechnet er wieder mit einer Steigerung von 20 bis 30 Prozent.


Einen Schub für E-Autos könnte mittelfristig der PV-Boom bringen. 400.000 Sonnenstromanlagen sind auf Häusern und Betrieben installiert, 20 Prozent kombiniert mit
E-Autos, schätzt PV Austria. Haushalte können den Eigenverbrauch so von 30 auf 50 Prozent steigern.

Eine Analyse der Umweltagentur Niederösterreich (eNu) zeigt eine hohe Korrelation zwischen den beiden. Was zuerst kommt, die PV-Anlage oder E-Pkw, ist unklar. Spätestens beim nächsten Autokauf stellen Besitzer von PV-Anlagen auf Elektro um, erwartet eNu-Chef Herbert Greisberger.

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