SN.AT / Wirtschaft / Österreich / Wirtschaft

Keine AUA-Streiks mehr bis Ende 2026

Erstmals in Österreich regelt eine Friedenspflicht die juristische Frage, ob während der Laufzeit eines KV Arbeitskämpfe zulässig sind.

Anzeigetafeln mit streikbedingt gestrichenen AUA-Flügen – mit der Kennung OS – sollen der Vergangenheit angehören. Zumindest bis Ende 2026.
Anzeigetafeln mit streikbedingt gestrichenen AUA-Flügen – mit der Kennung OS – sollen der Vergangenheit angehören. Zumindest bis Ende 2026.

Gut Ding braucht Weile - das gilt auch für das Ausverhandeln von Kollektivverträgen (KV). Seit Mitte Jänner feilschten Vertreter des AUA-Bordpersonals und der Geschäftsführung um einen neuen KV, der die Gehälter für das fliegende Personal der AUA festschreibt. Die Verhandlungen verliefen erst zäh wie nie - und eskalierten in einem 36-stündigen Streik zu Ostern. Das AUA-Management drohte, man werde "die AUA neu denken" müssen, wenn die Forderungen der Gewerkschaft Vida umgesetzt würden. Das hätte laut AUA 40 Prozent Mehrkosten bedeutet.

Am Donnerstagabend kam die Einigung - in der mutmaßlich 23. Verhandlungsrunde. Genau zählte da niemand mehr mit. Auch blieb manchmal unklar, wo die Grenze zwischen Verhandlung und informellen Gesprächen verlief.

Die erzielte Einigung liegt um zwei Prozentpunkte über dem zuletzt veröffentlichten Angebot der AUA. Die Geschäftsleitung spricht von einem durchschnittlichen Gehaltsplus von 19,4 Prozent, Vida von "gut 20 Prozent" mehr. Es gebe viele neu gestaltete Gehaltstabellen, die schwer vergleichbar seien.

Die KV-Laufzeit beträgt erstmals fast drei Jahre, es sind 33 Monate von 1. April 2024 bis Ende 2026. Für das Jahr 2025 kann es eine Erfolgsprämie von 2 Prozent geben. Erstmals umfasst der KV eine "Friedenspflicht", während der Laufzeit darf es keine Streiks geben.

Dieses Ergebnis ist von der kolportierten Forderung von 40 Prozent weit entfernt. Die Gewerkschaft sei dennoch zufrieden, sagt Daniel Liebhart, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Vida. "Die Streikziele wurden erreicht: eine Reallohnerhöhung und eine Verkleinerung der Lücke zu den anderen Airlines der Lufthansa-Gruppe." Jetzt trage die AUA das Risiko einer höheren Inflation. Soeben stimmte das Kabinenpersonal der Lufthansa einem Lohnplus von 16,5 Prozent für drei Jahre Laufzeit zu. Das verkleinert die Lohnlücke zwischen AUA und ihrer Mutter.

Bemerkenswert ist aus Sicht des Arbeitsrechtlers Martin Risak neben der langen Laufzeit die Friedenspflicht. Sie beantwortet die strittige Frage, ob während der Laufzeit eines KV gestreikt werden darf. Mit Friedenspflicht wäre ein Streik jetzt ein Vertragsbruch, der Schadenersatzansprüche nach sich zöge.

Die Einigung braucht noch die Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder im Bordpersonal, die Anfang Mai erfolgen soll. 60 Prozent der 3400 fliegenden AUA-Mitarbeiter sind Vida-Mitglieder. Das Bordpersonal umfasst rund 1000 Personen im Cockpit und 2400 in der Kabine.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

KOMMENTARE (0)