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AUA fliegt in der Warteschleife - in den Streik? Oder ins Aus?

Das AUA-Bordpersonal hat das Gehaltsangebot der Geschäftsführung mit klarer Mehrheit abgelehnt. Damit ist weiter keine Lösung im AUA-Lohnkonflikt in Sicht, der Poker wird weitergehen.

Vorerst fliegen die AUA-Flugzeuge wie geplant. Aber der Arbeitskonflikt geht in die nächste Runde, eine weitere Eskalation nicht ausgeschlossen.
Vorerst fliegen die AUA-Flugzeuge wie geplant. Aber der Arbeitskonflikt geht in die nächste Runde, eine weitere Eskalation nicht ausgeschlossen.

Wird wieder gestreikt? Das war am Dienstagabend nicht fix, zeichnete sich aber ab. Das Bordpersonal der Austrian Airlines hat sich in einer Mitarbeiterbefragung mit 90 Prozent gegen das jüngste Gehaltsangebot für die 3500 Beschäftigten in Cockpit und Kabine ausgesprochen. AUA-Chefin Annette Mann kündigte am Dienstagabend an, man werde sich jetzt "intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit" der AUA machen.

Vorausgegangen waren wochenlange Verhandlungen um einen neuen Kollektivvertrag (KV) für das AUA-Bordpersonal. Das letzte Angebot der Arbeitgeberseite lautete auf insgesamt 18 Prozent mehr Gehalt über knapp drei Jahre, 8 Prozent 2024 und die Folgejahre jeweils 5 Prozent. Für Kopiloten sollte es 28 Prozent mehr geben. Der Betriebsrat Bord und die Gewerkschaft Vida hatten eine Annäherung an das um rund 40 Prozent höhere Gehaltsniveau bei der Lufthansa gefordert.

Zuvor hatte die AUA für die ersten drei Monate 2024 einen massiven Verlust ausgewiesen. Das bereinigte Betriebsergebnis (Adjusted Ebit) brach auf minus 122 Millionen Euro ein, um fast 50 Mill. Euro oder 70 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich (-73 Mill. Euro).

Dieser Verlust sei höher als erwartet und "das zweitschlechteste Q1-Ergebnis der Unternehmensgeschichte". Ein Hauptgrund dafür ist laut AUA "der direkte finanzielle Schaden aufgrund gewerkschaftlicher Betriebsversammlungen und Streiks" von 26 Mill. Euro. Dazu komme eine durch den andauernden Arbeitskonflikt ausgelöste Buchungszurückhaltung, die zu Einnahmeverlusten von rund 10 Millionen Euro geführt habe. Details zu den Geschäftszahlen präsentiert die AUA am 30. April.

Auch für das zweite Quartal und für das Jahresergebnis sei "aufgrund der anhaltenden KV-Verhandlungen und der entstandenen massiven Verunsicherung bei Kundinnen und Kunden" nunmehr "mit einer enormen Belastung zu rechnen", teilte die AUA mit. Die angestrebte Gewinnmarge von rund 5 Prozent werde "somit nicht mehr erreicht werden können". Im Gesamtjahr 2023 hatte die AUA eine Ebit-Marge von 5,4 Prozent erzielt.

Ähnliche Sorgen, wenn auch in noch größerem Ausmaß, hat die AUA-Mutter Lufthansa. Sie erlitt im ersten Vierteljahr 2024 einen bereinigten Ebit-Verlust von 849 Mill. Euro (nach -273 Mill. Euro). "Der Verlust fiel aufgrund diverser Streiks, welche das Ergebnis mit rund 350 Mill. Euro belasteten, höher als erwartet aus", hieß es. Das Ergebnis des zweiten Quartals werde voraussichtlich zusätzlich mit rund 100 Mill. Euro belastet - durch Auswirkungen der inzwischen beigelegten Tarifauseinandersetzungen bei der Lufthansa und die anhaltenden Konflikte bei der AUA.

Massive Kritik am Vorgehen der Gewerkschaft übte Günther Ofner, Luftfahrt-Obmann in der Wirtschaftskammer. Er sprach von einer "Fake-Befragung", die "weder transparent noch repräsentativ" gewesen sei. Durch "völlig überzogene, unerfüllbare Forderungen" würden "Tausende Arbeitsplätze in der AUA und bei anderen Unternehmen mutwillig gefährdet". Er habe wenig Verständnis, "dass einige wenige Großverdiener unter den Piloten, die teilweise eine Jahresgage jenseits der 200.000 Euro haben, nun eine Gehaltserhöhung von 50.000 Euro und mehr fordern".

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KOMMENTARE (1)

Heinz Polak

Warum wird bei solchen Streikdiskussionen nicht immer dazugesagt wieviel die Damen und Herren -inkl. sonder sonder...boni- im Durchschnitt verdienen. Dann kann man sich als Leser ein besseres Bild machen ob die Forderungen passen oder überzogen sind...
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