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In Golling entstehen aus Bauschutt 36 ökologische Wohnungen

Ein gemeinnütziger Wohnbauträger aus Salzburg möchte nicht auf politische Vorgaben warten und denkt den Wohnbau neu.

Das Projekt mit dem Titel „DreiGang“ wird im Moment in Golling errichtet. 36 Wohnungen entstehen und sollen eine neue Ära in der Bauwirtschaft einleiten.
Das Projekt mit dem Titel „DreiGang“ wird im Moment in Golling errichtet. 36 Wohnungen entstehen und sollen eine neue Ära in der Bauwirtschaft einleiten.
Thomas Maierhofer, Georg Grundbichler und Roland Wernik von Salzburg Wohnbau möchten eine Bauwirtschaft etablieren, die im Kreislauf mit der Natur agiert.
Thomas Maierhofer, Georg Grundbichler und Roland Wernik von Salzburg Wohnbau möchten eine Bauwirtschaft etablieren, die im Kreislauf mit der Natur agiert.
Die Wohnobjekte befinden sich im Moment in Bau.
Die Wohnobjekte befinden sich im Moment in Bau.

Noch ist von den drei Bauteilen, die einem Kubus ähneln, nicht viel zu erkennen. Die Großbaustelle am Gangsteig in Golling wirkt wie ein konventionelles Bauvorhaben. "Das Projekt spiegelt die moderne Form des Bauens und setzt völlig neue Standards", sagt Roland Wernik, Geschäftsführer des gemeinnützigen Wohnbauträgers Salzburg Wohnbau. Es solle die Politik animieren - in puncto Wohnbau neue Wege zu gehen.

Auf dem Areal eines alten Seniorenwohnheimes entstehen 36 Wohneinheiten mit Raumgrößen zwischen 60 bis 100 Quadratmetern. Obwohl das Altgebäude weichen musste, ist es ein Teil des Neubaus. "Das Abbruchmaterial wurde analysiert, getrennt und zum Teil wiederverwertet." 38 Prozent des Betons wurden als Recyclingbeton zurückgeführt. "Das Objekt ist frei von Styroporplatten." Gesetzt werde auf Mantelbetonsteine. Ein Teil dieser ist eine Wärmedämmschicht aus natürlichen Pflanzenfasern. "Wir möchten uns bei den Baustoffen unabhängiger machen und leben das Konzept der Kreislaufwirtschaft", sagt Wernik. Entwickelt wurde der Mantelbetonstein in Kooperation mit der Fachhochschule Salzburg und regionalen Unternehmen aus Salzburg.

Praktikable Lösungen für den Serienbau

Aber ist das grüne Bauwerk überhaupt leistbar? "Unser Anspruch war, dass wir modernen Wohnbau zu den aktuellen Baukosten ermöglichen und im Rahmen der Förderrichtlinien der Wohnbauförderung des Landes bleiben", sagt Georg Grundbichler, Mitglied der Geschäftsleitung bei Salzburg Wohnbau. Teure Leuchtturmprojekte seien einfach in der Umsetzung. Es gehe jedoch um praktikable Lösungen für den Serienbau. In die Karten gespielt habe den Akteuren, dass das Vorhaben vor den globalen Verwerfungen fixiert wurde.

6300 Euro blieben als Quadratmeterpreis für die Eigentumswohnungen übrig. Bis zu 70.000 Euro an Wohnbauförderung sind für die Eigentumswohnung nach dem Kauf möglich. Darüber hinaus entstehen Miet- und Mietkaufwohnungen. "Auch wir tun uns im Moment schwer, Wohnungen zu verkaufen", sagt Thomas Maierhofer, Prokurist bei Salzburg Wohnbau. Darüber möchte man aber nicht lamentieren und auch nicht nach mehr öffentlichen Wohnbaugeldern schreien: "Der Einbruch in der Bauwirtschaft ist wichtig, damit sich die Preise wieder einpendeln und sich die aufgeheizte Lage endlich entspannt", sagt Wernik. Weniger Nachfrage lasse die Preise sinken und führe zu mehr Angebot.

Die Wirtschaftskammer sieht die Bauwirtschaft längst in der Rezession angekommen und rechnet 2023 mit einem Rückgang von zweieinhalb Prozent und im nächsten Jahr mit einem Minus von vier Prozent. Vor allem der Neubausektor werde einbrechen, schätzen die Experten.

Längere Lebensdauer

Aber zurück nach Golling, dort gibt es nämlich noch eine Besonderheit: "Das Wohnprojekt ist für eine Lebensdauer von 70 Jahren im materiellen Zustand der Bauphase konzipiert", sagt Wernik. Bis dato habe man mit umfassenden Sanierungen nach 35 Jahren kalkuliert. "Die neuen Baustoffe machen eine längere Lebensdauer möglich." Und: Das Objekt ist für einen zweiten Lebenszyklus vorbereitet. "Die Baustoffe können nach einem Abbruch wieder recycelt werden und bleiben im Kreislauf." Künftig möchte man die Rohstofflieferanten dazu bewegen, dass diese eine Rücknahmegarantie für die Baustoffe abgeben - "nur so arbeiten wir im Kreislauf".

Für den Gollinger Bürgermeister, Peter Harlander (ÖVP), stellt vor allem die Architektur des Projekts eine Besonderheit dar. "Dass beim Bau Materialien verwendet werden, die eine Nachhaltigkeit erzielen, wird die Zukunft werden." Die Gemeinde verkaufte das Grundstück für das Bauvorhaben an den gemeinnützigen Wohnbauträger. Quadratmeterpreise von 6300 Euro sind laut Harlander für viele Bürgerinnen und Bürger schlichtweg dennoch nicht finanzierbar. "Aber das ist ein allgemeines Problem der Immobilienpreise in Salzburg."

Für Wernik führt der Ausweg aus den hohen Immobilienpreisen über die Bestandsobjekte. "Wir müssen den Bestand sanieren und uns vom Hochglanzanspruch verabschieden." Es sei eine neue Sachlichkeit notwendig. Darüber hinaus fordert der Geschäftsführer, dass bei gemeinnützigen Bauprojekten eine völlige Kostentransparenz eingeführt werde. An der Barrierefreiheit bei Bauvorhaben möchte er aber nicht schrauben, um die Baukosten zu reduzieren. "Diese Standards müssen bleiben."

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