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In Henndorf soll ein Neuling der ÖVP die Wahl retten

Eine besondere Situation gibt es in der Wallersee-Gemeinde: Hier fordern erfahrene Mandatare den Neuen der Ortschefpartei heraus.

Die Kandidaten für die Direktwahl: Günther Schackmann, Martin Bacher, Martin Köllersberger und Johann Spöttl beantworteten in Henndorf die Fragen von SN-Redakteur Thomas Auinger (von links).
Die Kandidaten für die Direktwahl: Günther Schackmann, Martin Bacher, Martin Köllersberger und Johann Spöttl beantworteten in Henndorf die Fragen von SN-Redakteur Thomas Auinger (von links).
Die SN-Station auf dem Dorfplatz in Henndorf
Die SN-Station auf dem Dorfplatz in Henndorf
Die SN waren in Henndorf zu Gast.
Die SN waren in Henndorf zu Gast.
Treffen der Kandidaten: Johann Spöttl, Martin Köllersberger, Martin Bacher, Christian Piller (Grüne), Günther Schackmann mit SN-Redakteur Thomas Auinger (von links)
Treffen der Kandidaten: Johann Spöttl, Martin Köllersberger, Martin Bacher, Christian Piller (Grüne), Günther Schackmann mit SN-Redakteur Thomas Auinger (von links)

Wenn ein Langzeit-Bürgermeister geht, ist die Nachfolge meist programmiert. In Henndorf, wo Rupert Eder (ÖVP) nach 30 Jahren Amtszeit nicht mehr antritt, muss sich ein Neuling in der Kommunalpolitik erfahrenen Mandataren stellen, einer davon ist ein "Abtrünniger". ÖVP-Kandidat Martin Köllersberger und Ex-ÖVP-Obmann Günther Schackmann, der das neue "Team für Henndorf" gegründet hat, gelten als Favoriten.

Köllersberger sieht im Quereinstieg keinen Nachteil. Er sagte am Montagvormittag, als die Wahltour der "Salzburger Nachrichten" und der "Salzburger Woche" auf dem Dorfplatz Station machte: "Gerade als ehemaliger Feuerwehrkommandant bringe ich viel Führungskompetenz mit. Ich bin ein Teamplayer, aber auch ein politischer Quereinsteiger." In der Politik sei es wie bei der Feuerwehr. Allein könne man nichts schaffen, aber gemeinsam sehr viel bewegen.

Sein wohl größter Herausforderer Günther Schackmann will seine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters weder als Revanche noch als ein Zeichen der Gekränktheit sehen, weil er in der Volkspartei nicht zum Zug kam. "Vielmehr bin ich als freier Kandidat eine Alternative für die Wähler. Ich und mein Team wollen eigenständige Politik für die Henndorfer machen."

Chancen rechnet sich wegen Eders Abgang auch FPÖ-Kandidat Martin Bacher aus: "Ich bin mir sicher, dass nicht alle wieder automatisch die ÖVP wählen." Zudem wolle er vom positiven Sog der FPÖ auf Landes- und Bundesebene etwas mitnehmen und mehr als seine 6,8 Prozent bei der Wahl 2019 erreichen.

Mandatar der freien Liste rechnet mit Zugewinnen

Als Vierter stellt sich Gemeindevertreter Johann Spöttl der Direktwahl. Er hält mit seiner Liste "Freies Mandat Henndorf" derzeit bei nur einem Mandat. Für ihn ist das kein Hindernis für einen Wahlerfolg: "Denn es steht nachweislich fest, dass ich mit nur einem Mandat die meisten Anträge in der Gemeindevertretung eingebracht und viele von ihnen in Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen umsetzen konnte." Für Sonntag rechne er mit mehr als einem Mandat.

Für ihren Heimatort haben alle vier Kandidaten viele Pläne. Köllersberger will sich zu allererst um eine Absicherung der Trinkwasserversorgung kümmern. Schackmann nimmt die Gemeindefinanzen ins Visier. Das Budgetloch in der Höhe von 2,5 Mill. Euro müsse gestopft werden. "Dann kann man klar angehen, welche Projekte für den Ort umgesetzt werden können."

Spöttl wiederum sorgt sich um die Qualität der Kinderbetreuung im Ort. Es müsse sichergestellt werden, dass sie zumindest im derzeitigen Umfang bestehen bleibe und das Angebot nicht gekürzt werde.

Seniorenheim ist eines der großen Themen

Als große Herausforderung sieht FPÖ-Kandidat Bacher die derzeitige Leitung des neuen Seniorenwohnhauses durch die Diakonie. "Das läuft nicht optimal. Man muss sich überlegen, ob die Gemeinde nicht die Leitung selbst übernimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zusätzlich zum Amtsleiter einen stellvertretenden Amtsleiter anstellen." Dann gäbe es nicht nur jederzeit eine Ansprechperson im Gemeindeamt, wenn der Amtsleiter auf Urlaub sei, sondern auch genügend personelle Ressourcen für die Heimleitung.

Dem vor mehr als einem Jahr eröffneten Seniorenwohnhaus mangelt es an Personal. Im April soll endlich die letzte von vier Hausgemeinschaften (mit je zwölf Plätzen) belegt sein.

Noch ist aber Henndorf in einem gemeinsamen Verband mit dem Neumarkter Heim, der Ausstieg ist noch nicht gelungen und auch ein finanzieller Poker. "Leider ist das Ausstiegsszenario im Vertrag unklar formuliert. Neumarkt kann die Bedingungen festlegen", sagt der grüne Spitzenkandidat Christian Piller, der nicht zur Bürgermeisterwahl antritt. Die früher von Henndorf in Thalgau belegten Betten seien diesbezüglich kein Problem, denn hier gab es keinen Verband. Zur Ortskernbelebung schlägt Piller vor, die Gemeinde solle sich einige Gebäude per Ankauf sichern und Geschäftslokale an Betreiber vermieten.

Grüne und SPÖ beteiligen sich nicht an der Ortschefwahl

Auch die SPÖ beteiligt sich nicht an der Ortschefwahl. Ihre neue Nummer eins, René Huber, nimmt sich besonders des öffentlichen Verkehrs an. Ein Bedarfstaxibetrieb ("Mikro-ÖV"), Elektroladestationen sowie bessere, direkte Busverbindungen mit der neuen Bezirkshauptstadt Seekirchen gehören zu seinen Anliegen. Derzeit brauche man (über Eugendorf), Fußwege und Wartezeit eingerechnet, eine Stunde. "Da bin ich zu Fuß schneller", pflichtet ihm Piller bei.

Ein in der Vergangenheit umstrittenes Projekt ist der Neubau des Recyclinghofs. Unter den neuen Kandidaten herrscht ein Konsens über den Standort beim Umfahrungstunnel. Es ist aber noch etliches abzuklären.

Beim kürzlich beschlossenen Baulandsicherungsmodell Lichtentannstraße gibt es ein Problem: Die in dem Bereich von einer privaten Firma geplante Erdaushubdeponie. Die Genehmigung soll demnächst in einer Verhandlung quasi auf dem Prüfstand des Landesverwaltungsgerichts stehen.