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"Homo politicus" seit 40 Jahren: Die alte Garde im Gemeinderat der Stadt Salzburg nimmt den Hut

Nach der Wahl im März konstituiert sich am 8. Mai der städtische Gemeinderat neu. Mit 18 von 40 scheidet fast die Hälfte der Mandatare aus. Kurios: Einer wird vorübergehend noch einmal angelobt.

Für 18 Gemeinderätinnen und -räte war die Gemeinderatssitzung vergangene Woche die letzte.  Bild: Stadt Salzburg/Wildbild
Für 18 Gemeinderätinnen und -räte war die Gemeinderatssitzung vergangene Woche die letzte.  Bild: Stadt Salzburg/Wildbild

18 der 40 bisherigen Stadtpolitikerinnen und -politiker werden in der kommenden Funktionsperiode nicht mehr im Salzburger Gemeinderat sitzen. Einer davon ist FPÖ-Klubobmann Andreas Reindl.

Die Freude überwiegt "zu 99 Prozent", sagt er. Wehmut gebe es dort, wo persönliche Beziehungen entstanden. Da wollen die Stadt Nachrichten natürlich wissen, wem konkret er "nachweint".

Mit Christoph Fuchs zum "Abschiedskaffee"

Mit Christoph Fuchs, dem ebenfalls scheidenden ÖVP-Klubobmann hätte er eine sehr gute Basis gehabt, sagt Reindl. Wie auch mit Markus Grüner-Musil (Bürgerliste), mit dem er im Kulturausschuss saß und einen "Abschiedskaffee" getrunken habe: "Wir haben uns trotz unterschiedlicher Zugänge respektiert." Auch Nevin Öztürk von den Neos zählt zu seinen "Lieblingen". Reindl wie Öztürk haben eine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater. Das verbindet.

Bravo-Rufe vom FPÖler bei der Verabschiedung von Öztürk

Während Reindl aber sogar die Stadt in Richtung Südoststeiermark verlässt, bleibt Öztürk in Parsch wohnhaft. Sie bestätigt den guten Draht zu Reindl. "Er war der einzige, der Bravo gerufen hat, als ich zum Abschied die Salzburg-Medaille bekommen habe." Sie hat in dreieinhalb Jahren Gemeinderat 65 Anträge gestellt.

Blindentastmodell als Gemeinschaftsleistung

Stolz ist sie darauf, die Kostenübernahme für die Fortbildung von Elementarpädagoginnen durchgebracht zu haben. Die Stadt sei da die allerletzte Gemeinde gewesen, die das noch nicht übernommen hatte. Außerdem habe sie durch einen Antrag mit allen Fraktionen außer der ÖVP 2021 das Blinden-Tastmodell in der Franziskanergasse umgesetzt.

Gratis-Menstruationsartikel gehen auf das Konto der Neos

Und es liegen dank Öztürk jetzt in Schulen, Bewohnerservices und Jugendstellen gratis Menstruationsartikel aus. "In den Schulen ist die Aktion bis Ende des Semesters befristet, ich hoffe die neue Stadtregierung setzt das Projekt fort", sagt die Lehrerin, Jahrgang 1987.

Wenig beliebt, glaubt sie sich beim neuen Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) gemacht zu haben. Ihm habe sie ständig unter die Nase gerieben, dass 34 öffentliche Krabbelgruppenplätze bei zeitgleich 1000 privaten zu wenig seien.

Eine Begegnungszone für Lehen

Johanna Schnellinger (SPÖ) kehrt der Politik "freiwillig und aus persönlichen Gründen" den Rücken. Das Lieblingskind der gelernten Stadt- und Regionalmanagerin ist die Begegnungszone in der Neuen Mitte Lehen.

Die habe sie mit Bernhard Carl von der Bürgerliste und der Lehener Anrainer-Initiative umgesetzt. Verbündete zu suchen und mit ihnen einen Konsens zu finden, das mache für sie gute Politik aus, sagt Schnellinger. Große Freude habe ihr die Leitung des städtischen Planungsausschusses seit 2018 bereitet, sagt sie: "Ich habe immer darauf geachtet, dass es eine inhaltliche und sachbezogene Debatte gab.

Carl: 148 Anträge seit 2004

Einer der längst gedienten Gemeinderäte war mit über 20 Jahren im Dienst Bernhard Carl (Bürgerliste). Und wohl auch einer der umtriebigsten: 148 Anträge hat er seit 2004 gestellt. Viele wiederholten sich Jahr für Jahr: wenn es etwa beim Gaisbergrennen um das Fahrverbot des Autocorsos über den Imbergstraßen-Ring ging, oder sein Engagement für ein Feuerwerks- oder Laubbläser-Verbot.

Carl: "Scheide absolut unfreiwillig aus der Politik"

Er sei ein "homo politicus", schon als Schüler und damit seit 40 Jahren mit Politik beschäftigt, und scheide "absolut unfreiwillig" aus. Ein Trost mag sein, dass er am 8. Mai noch einmal mitangelobt wird, weil sein Parteikollege Lukas Bernitz gleichzeitig mit der Angelobung in Karenz geht. Carl wird ihn bis zum Spätsommer vertreten.

Bauer folgt auf Bauer

Frohen Herzens geht hingegen Franz Wolf (ÖVP). Er hat 15 Jahre lang die Anliegen der Bauernschaft vertreten. Mit Stadtbauernobmann Peter Radauer sieht er einen guten Nachfolger. Er selbst ist 63 Jahre alt. Die Zeit im Gemeinderat möchte er nicht missen: "Ich konnte anderen weiterhelfen und sie hat mir persönlich etwas gebracht. Man sieht viele Dinge dann realistischer."

In der Kürze liegt die Würze?

Die kürzesten Auftritte im Gemeinderat legten Andreas Lackner (SPÖ) und Immobilienmaklerin Suzana Nikolic (ÖVP) hin. Er, Personaljurist im Landesdienst, war erst im Oktober 2023 Niki Solarz nachgefolgt, Nikolic rückte im Februar für Florian Kreibich nach.

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