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Pongauer Filmemacher präsentieren Doku über Barbara Passrugger

Eva-Maria Nagl und Matthäus Weißenbacher dokumentieren in "Die Wawi" das Leben der Schriftstellerin Barbara Passrugger. Die Filzmooserin war lange Bergbäuerin ehe ihr im hohen Alter der Durchbruch mit ihrer Literatur gelang. Der Film feiert am 20. Mai in Filzmoos Premiere.

Als Barbara "Wawi" Passrugger 2001 im Alter von 91 Jahren verstarb, schrieben Zeitungen vom Tod "Österreichs prominentester Bergbäuerin". Zeit ihres Lebens hatte die Filzmooserin im hohen Alter Karriere als Schriftstellerin gemacht. Mit ihrem 1989 erschienenen Buch "Hartes Brot - aus dem Leben einer Bergbäuerin" hat sie den Einzug in viele Heimbibliotheken in der Region und darüber hinaus geschafft.

Das harte Leben als Bergbäuerin

Passruggers Leben war hart. Im Mai 1910 wurde sie als achtes Kind von Johann und Anna Hofer am Rettenegg-Gut geboren. Ihre Mutter verstarb schon wenige Tage nach ihrer Geburt - Passrugger wurde von einer Ziehmutter großgezogen. Ihr Verlobter, ihr Vater und zwei ihrer Brüder starben während des Zweiten Weltkrieges bzw. kurz danach. Sie selbst verbrachte den Krieg auf einem Bauernhof in Radstadt. 1946 zog sie auf das Haidegg-Gut, dass sie mit ihrem Ehemann Johann Passrugger bewirtschaftete. Das Paar bekam fünf Kinder, Barbara Passrugger brachte einen unehelichen Sohn aus Kriegszeiten mit in die Beziehung.

Die Filzmooserin Barbara „Wawi“ Passrugger wurde unter anderem als „Österreichs prominenteste Bergbäuerin“ betitelt.
Die Filzmooserin Barbara „Wawi“ Passrugger wurde unter anderem als „Österreichs prominenteste Bergbäuerin“ betitelt.

Durchbruch mit der eigenen Lebensgeschichte

1985 hörte die Bergbäuerin im Radio den Aufruf eines Wiener Uni-Professors. Ältere Zuhörer wurden gebeten, Geschichten aus ihrem einfachen Leben aufzuschreiben und einzuschicken. Die Filzmooserin folgte dem Aufruf. Aus ihren Aufzeichnungen entstand letztlich das Buch "Hartes Brot", das Passruggers literarischen Durchbruch einläutete. "Das Werk erschien als Teil einer Buchreihe, die die Lebensgeschichten mehrerer 'einfacher Leute' umfasste. Keines der Bücher hatte so einen nachhaltigen Erfolg wie das der Wawi", erklärt Eva-Maria Nagl. Die Journalistin aus Filzmoos hat gemeinsam mit dem Altenmarkter Filmemacher Matthäus Weißenbacher den Film "Die Wawi" produziert, der am Pfingstmontag in Filzmoos Premiere feiert.

Wawi und ihr "modernes Mindset"

Der Film erzählt anhand von Gesprächen mit Wegbegleitern und Nahestehenden Passruggers eindrucksvolle Lebensgeschichte. Diese umfasst nicht nur den Erfolg als Schriftstellerin, der nach dem Erstlingswerk mit weiteren Büchern andauerte: Ein anderer wichtiger Puzzlestein in Passruggers Leben ist ihr Bezug zu den Bergen. Lange galt sie als die womöglich erste Frau, die die anspruchsvolle Dachstein-Südwand bezwingen konnte. "Auf unseren Recherchen haben wir allerdings eine Dame aus Ramsau kennengelernt, die ihr aller Wahrscheinlichkeit nach zuvor gekommen ist", sagt Matthäus Weißenbacher.

Mit ihren Büchern begeisterte Passrugger (vorne links) viele Menschen.
Mit ihren Büchern begeisterte Passrugger (vorne links) viele Menschen.

Für Eva-Maria Nagl ist diese Episode ein Paradebeispiel für die damalige Stellung von Frauen in der Gesellschaft: "Dass Frauen klettern, war damals verpönt. Deshalb haben sie nicht offen darüber gesprochen und keine wusste, wer tatsächlich die Erste auf der Südwand war." Passruggers "Mindset" habe Nagl begeistert und letztlich auch dazu motiviert, ihr Leben auf die Leinwand zu bringen: "Obwohl sie nur wenige Jahre in der Schule war, hatte sie schon in jungen Jahren ein enormes Bewusstsein für Ungerechtigkeiten, die sie oft auch hinterfragt und herausgefordert hat." Auch dass Passrugger Tabuthemen wie Sexualität oder Glauben in ihren Büchern so offen anspricht, habe Nagl imponiert.

Altenmarkter Filmemacher mit Erfahrung

"Die Wawi" versucht all diese Facetten filmisch abzudecken. In den vielen Gesprächen, etwa mit ihrem Sohn, seien auch Überraschungen zu Tage getreten, die bisher kaum bekannt waren. "Es ist natürlich eine Herausforderung, eine Dokumentation über eine Frau zu machen, die nicht mehr am Leben ist", räumt Weißenbacher ein. Er hat in dieser Hinsicht bereits Erfahrung. 2013 feierte er mit seiner Dokumentation über die Filzmooser Bergsteiger-Legende Steiner Irg einen Achtungserfolg. Bei "Die Wawi" setzten der Filmemacher aus Altenmarkt und die Journalistin aus Filzmoos letztlich auf eine Mischung aus Zeitzeugen-Interviews, nachgestellten Szenen und den Einbezug von Kontextmaterial aus Passruggers Leben, etwa Briefe oder Tonbandaufnahmen.

Mit „Hartes Brot“ schaffte Passrugger den literarischen Durchbruch. Es folgten weitere Bestseller.
Mit „Hartes Brot“ schaffte Passrugger den literarischen Durchbruch. Es folgten weitere Bestseller.

Mit der Ausnahme einiger Laiendarsteller ist der gesamte Film nur aus der Arbeit von Nagl und Weißenbacher entstanden. Finanziert wurde das Projekt mit Unterstützung der Gemeinde Filzmoos, der Volksbank Altenmarkt, des Lions Club sowie von Norbert Linder und Robin Luidold. Die Idee ist bereits im Jahr 2018 entstanden, nun steht man kurz vor der Premiere. "Wir freuen uns schon sehr, den Film endlich der Öffentlichkeit präsentieren zu können", sind sich Nagl und Weißenbacher einig.

Vorführungstermine:

20. und 24. Mai in Filzmoos: 20 Uhr, Mützenhalle

21. Juni in Schladming: 20 Uhr, Klang-Film-Theater

27. Juli in Altenmarkt: 20 Uhr, Eröffnung Kultursommer in der Festhalle

Zusätzlich ab 2. Juli in Radstadt: Spezielle Sonderausstellung zum Thema im Museum Schloss Lerchen

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Eva-Maria Nagl und Matthäus Weißenbacher sind die Köpfe hinter dem Dokumentarfilm „Die Wawi“, der am 20. Mai in Filzmoos Premiere feiert.
Eva-Maria Nagl und Matthäus Weißenbacher sind die Köpfe hinter dem Dokumentarfilm „Die Wawi“, der am 20. Mai in Filzmoos Premiere feiert.

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