SN.AT / Salzburg / Gemeindewahl 2024 / Neumarkt am Wallersee

Weniger Autoverkehr ist in Neumarkt nicht für alle die beste Lösung

Dass die Ortsdurchfahrt in Neumarkt attraktiver gestaltet gehört, darüber sind sich alle einig. Ob eine Verkehrsberuhigung samt Begegnungszone sinnvoll ist, darüber gehen die Ansichten auseinander.

Zu viel Durchzugsverkehr, zu wenig Parkplätze. Manche Neumarkterinnen und Neumarkter nennen die Verkehrssituation in der Wallerseestadt sogar "katastrophal". Und tatsächlich ist es für Fußgänger in Stoßzeiten oft nicht einfach, die Hauptstraße zu überqueren.

Geschäftsleute wie Tamara Karrer-Lugstein klagen über zu wenig Parkplätze. Kunden würden ausbleiben, wenn sie keinen Parkplatz finden. Eine mögliche Begegnungszone vor dem Gemeindeamt sieht sie kritisch, wenn dadurch noch mehr Parkplätze verloren gehen. Andere wiederum befürworten eine Begegnungszone zur Verkehrsberuhigung (siehe "Frage der Woche").

Diskussion mit Bürgermeisterkandidaten

Bei der Diskussion der Bürgermeisterkandidaten vergangene Woche im Festsaal der Gemeinde im Rahmen der Wahltour von Salzburger Nachrichten und Salzburger Woche spielte das Thema Verkehr ebenfalls eine wichtige Rolle. Bürgermeister Adi Rieger (ÖVP) sieht Handlungsbedarf bei der Ortsdurchfahrt. "Sie ist in die Jahre gekommen, zum Teil fallen die Pflastersteine raus. Wenn wir in der zweiten Reihe Parkflächen schaffen, können wir die Ortsdurchfahrt neu gestalten", so der Stadtchef. Ein Parkdeck beim Rinnerthalerparkplatz, wie schon lange in Diskussion, sei hier denkbar. Die Hauptstraße sei barrierefrei. "Eigentlich haben wir schon eine Begegnungszone. Eine Verkehrsberuhigung brauchen wir nicht, es soll ja was los sein in der Stadt. Was wir brauchen, ist eine Lösung für den ruhenden Verkehr", betont der Bürgermeister.

Ein Parkhaus soll Abhilfe schaffen

Für eine Begegnungszone auf dem Platz vor dem Gemeindeamt tritt Vizebürgermeister David Egger (SPÖ) ein. "Neumarkt erstickt im Verkehr. Am Freitagnachmittag bei der Schranne fahren dir die Autos über die Zehen", schildert Egger. Die Begegnungszone, für die auch einige Parkplätze wegfallen müssten, sollte bei einer maximalen Geschwindigkeit von 20 km/h eine Begegnung aller Verkehrsteilnehmer - Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger - auf Augenhöhe ermöglichen. Der Verkehr gehöre entflochten und Parkmöglichkeiten in der zweiten Reihe geschaffen. Vizebgm. Egger ist ebenfalls für eine Parkhaus beim Rinnerthalerparkplatz. "Neumarkt soll zum schönsten Freilufteinkaufszentrum werden", so Egger, der die Hauptstraße generell attraktiver gestalten will ("bei überschaubaren Kosten").

"Nicht richtig, den Verkehr zu behindern"

David Pölzleitner (FPÖ) sieht vor allem bei der Parkplatzsituation Handlungsbedarf. "Wir brauchen den Verkehr im Ort für unsere Geschäfte und Lokale. Wir haben das Problem, dass es für die Wohnungen an der Hauptstraße zu wenig Parkplätze gibt. Wenn wir die Bewohnerparkplätze auslagern, dann gäbe es vermutlich auch weniger Probleme mit den vorhandenen Parkplätzen." Eine Begegnungszone ist für ihn nicht vorrangig. "Es ist nicht richtig, den Verkehr zu behindern oder auszulagern", ist Pölzleitner überzeugt.

"Muss Verkehrsströme in den Griff bekommen"

Eine Begegnungszone allein vor dem Gemeindeamt ist für Christoph Harringer (Grüne) zu wenig durchdacht. "Man müsste sich überlegen, was man mit dieser Fläche macht. Der Verkehr rollt ja weiter durch Neumarkt und auch die Buslinie 130 führt durch den Ort." Es brauche ein Konzept für den gesamten Ortskern, zunächst müssten die Verkehrsströme in den Griff bekommen werden. "Die Umfahrung wird oft nicht genutzt, weil der Weg durch den Ort kürzer ist. Ein erster Schritt müsste die Reduzierung des Verkehrs sein, indem man die Durchfahrt weniger attraktiv macht", so Harringer. Ideen für ein Parkhaus beim Rinnerthalerparkplatz habe es bereits vor acht Jahren gegeben, ohne bisher realisiert zu werden.

Einig ist man sich, dass die Park-and-ride-Flächen beim Bahnhof erweitert werden müssen. Derzeit stehen dort 400 Parkplätze zur Verfügung, gebraucht würden aber 700 bis 750. Bgm. Adi Rieger: "Wir sind froh, dass der Bahnhof so gut angenommen wird, aber ein Parkdeck ist unumgänglich. Hier sind Land und ÖBB gefragt."

FLACHGAU-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Die vier Bürgermeisterkandidaten stellten sich vorige Woche im Festsaal Neumarkt der Diskussion, v. l.: Christoph Harringer (Grüne), Vizebgm. David Egger (SPÖ), Bgm. Adi Rieger (ÖVP) und David Pölzleitner (FPÖ).
Die vier Bürgermeisterkandidaten stellten sich vorige Woche im Festsaal Neumarkt der Diskussion, v. l.: Christoph Harringer (Grüne), Vizebgm. David Egger (SPÖ), Bgm. Adi Rieger (ÖVP) und David Pölzleitner (FPÖ).

KOMMENTARE (1)

Christoph Harringer

Was vielleicht mal festzuhalten ist: Eine Begegnungszone alleine reduziert nicht das Verkehrsaufkommen und eine solche Begegnungszone auf 20m (vor dem Gemeindeamt) ist kompletter Schwachsinn - denn was soll eine gmeinsame Nutzung der Verkehrsfläche durch Radfahrer, Fußgänger und Autos auf diesem kurzen Abschnitt bringen? Schiebe ich dann mein Fahrrad bis dorthin weil es im Ort eh zu gefährlich ist und fahre dann die 20m auf der geteilten Verkehrsfläche um nachher wieder abzusteigen? Wer sowas forert hat das Konzept "Begegnungszone" nicht kapiert!
Antworten

Mehr zum Thema

SN Karriere