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Salzburger Taxifahrer rückten zu Großfahndung aus - "Wir waren schneller als die Polizei"

Nach einer Serie von Autoeinbrüchen in Salzburg sind in der Nacht auf Montag zwei Verdächtige festgenommen worden. Hauptbetroffen waren Taxis, die Chauffeure hatten selbst nach den Kriminellen gefahndet.

Taxilenker fahndeten nach Autoeinbrechern.
Taxilenker fahndeten nach Autoeinbrechern.

Eine Serie von Einbrüchen in Taxifahrzeuge im Salzburger Stadtgebiet hatte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beförderungsbranche in Unruhe versetzt. In jüngster Zeit dürften mehrere Dutzend Taxis aufgebrochen worden sein, die Täter hatten es dabei auf Bargeld und Wertsachen abgesehen - die Höhe des Sachschadens, verbunden mit Kosten für Reparaturen und Umsatzausfall, übersteigt den Wert der Beute bei Weitem.

Für die Geschädigten, die meisten von ihnen sind selbstständige Einzelunternehmer, kann das massive wirtschaftliche Folgen haben. Mehrere Taxilenker hatten daher schon in der Vorwoche im SN-Gespräch Eigeninitiative angekündigt, um der Serie ein Ende zu bereiten. In der Nacht auf Montag war es dann so weit.

Ein Verdächtiger war mit dem Fahrrad unterwegs.
Ein Verdächtiger war mit dem Fahrrad unterwegs.

"Wir waren mit ungefähr 70 bis 80 Leuten im Stadtgebiet unterwegs"

Ein Taxifahrer schilderte: "Wir waren mit ungefähr 70 bis 80 Leuten im Stadtgebiet unterwegs. Manche von uns hatten sich versteckt, andere sind die ganze Nacht durchgefahren. In Aigen haben wir dann schon ein paar frische Fälle entdeckt. Wir waren untereinander immer über die Handys in Kontakt."

In der WhatsApp-Gruppe der Taxilenker häuften sich binnen kurzer Zeit die Nachrichten. Denn dort, wo sich die "frischen Fälle" ereignet hatten, waren auch Leute unterwegs. Nicht nur Taxifahrer.

Aufgebrochenes Auto.
Aufgebrochenes Auto.
Aufgebrochenes Auto.
Aufgebrochenes Auto.

Fotos und Videos zeigten sichergestellte Gegenstände

Der Taxifahrer sagte den SN über die Geschehnisse an den Tatorten: "In der Rettenpacherstraße in Parsch haben wir dann einen mit einem Fahrrad gesehen, in der Aigner Straße war einer zu Fuß unterwegs. In der Robinigstraße in Schallmoos haben wir dann auch zwei Personen festgehalten, eine davon war eine junge Frau. Wir haben sofort die Polizei angerufen. Wir waren aber schneller als die Polizei, das hat ungefähr 20 Minuten gedauert, bis die bei uns war."

"Ist berechtigt ... anzuhalten"

Die Eigeninitative der Taxilenker hat juristische Rückendeckung. Im Paragraf 80 der Strafprozessordnung heißt es im Absatz 2:

  • "Wer auf Grund bestimmter Tatsachen annehmen kann, dass eine Person eine strafbare Handlung ausführe, unmittelbar zuvor ausgeführt habe oder dass wegen der Begehung einer strafbaren Handlung nach ihr gefahndet werde, ist berechtigt, diese Person auf verhältnismäßige Weise anzuhalten, jedoch zur unverzüglichen Anzeige an das nächst erreichbare Organ des öffentlichen Sicherheitsdienstes verpflichtet."

Fotos und Videos zeigten sichergestellte Gegenstände, darunter mehrere Nothämmer wie sie etwa in Obussen angebracht sind. Diese dienen dazu, in Notfällen Fenster einschlagen zu können - und wurden offenbar wie schon bei anderen Kriminalfällen in der Vergangenheit zweckentfremdet.

Ein Iraker, eine Oberösterreicherin

Die Polizei erklärte am Montagnachmittag, dass es sich bei den Festgenommenen um einen 28-jährigen Iraker und eine 18-jährige Oberösterreicherin handle. Im Bericht heißt es: "Die beiden Tatverdächtigen stehen im Verdacht in der Stadt Salzburg mindestens 46 Einbrüche in Taxis begangen zu haben. Bei ihnen stellten die Polizisten auch Diebesgut, welches den letzten Tatorten zugeordnet werden konnte, sowie Einbruchswerkzeug sicher."

Die Tatorte verteilten sich über das gesamte Stadtgebiet. Die Täter hatten es zumeist auf Taxis abgesehen, die nach Dienst auf Freiflächen abgestellt waren. Laut Angaben von Taxifahrern wurden aber auch Fahrzeuge in Tiefgaragen aufgebrochen. Als Vorsichtsmaßnahme montierten die Lenker die auffallenden gelben Taxischilder ab. Taxifahrzeuge haben in der Stadt Salzburg allerdings auch Sonderkennzeichen und sind mit Lizenznummern versehen.

KOMMENTARE (1)

Martin Tippel

Ein Bravo und ein Hoch auf die tapferen und engagierten Taxifahrer. Gut gemacht. Man sieht aber auch, dass die Exekutive immer mehr die Deutungshoheit verliert. Der Staat ist nicht mehr vollumfänglich in der Lage sein Gewaltmonopol zu beherrschen. Dies war nur der Anfang, denke ich. Alsbald werden Bürgerwehren überall dort für Gerechtigkeit sorgen, wo das Recht der Exekutive die Hände bindet. Auflehnung gegen Ungerechtigkeit ist das höchste Gut menschlicher Freiheit. Wer sich hinter Gesetzen versteckt um nicht Verantwortung übernehmen zu müssen, begeht ein Verbrechen gegen die Menschheit. Die vornehmste Pflicht ist es den Mut zu haben, allen Vorschriften zum Trotz, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.
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