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Franz Brandstätter: Pinzgaus Mann für Hollywood

Er hat bei Blockbustern wie "Harry Potter" oder "Fluch der Karibik" mitgewirkt - und 2012 war Franz Brandstätter Teil des Teams, das den Oscar für die besten visuellen Effekte gewann. Im Kunsthaus Nexus Saalfelden gewährte der Maishofener spannende Einblicke in seinen Job.

„Film-Star“: Franz Brandstätter ist Spezialist für visuelle Effekte und Professor an der Filmakademie Wien. Im Kunsthaus Nexus gab er einen Einblick in seinen Job.
„Film-Star“: Franz Brandstätter ist Spezialist für visuelle Effekte und Professor an der Filmakademie Wien. Im Kunsthaus Nexus gab er einen Einblick in seinen Job.

Unglaublich. Ein Pinzgauer ist Oscarpreisträger und kaum jemand weiß das. 2012 war Franz Brandstätter Teil des Teams, das den Oscar für die besten visuellen Effekte für den Film "Hugo Cabret" von Martin Scorsese gewann. Er hat an Hollywoodproduktionen wie "Harry Potter", "Fluch der Karibik", "Marvel's The Avengers", "Cloud Atlas" und "Transformers: The Last Knight" gearbeitet. Zuletzt war der Visual-Effects-Künstler als VFX Supervisor für "Rubikon", "Asteroid City" sowie "The Wonderful Life of Henry Sugar" (Oscar 2024 als bester Kurzfilm) und "The Rig" tätig.

"Mein Vater wollte, dass ich Fußballer werde", erzählt Brandstätter. Als Jugendlicher wechselte er vom USK Maishofen zu Austria Salzburg. Und dann zum ESV Saalfelden. Mit 23 hatte er einen Motorradunfall, eine Neuorientierung war angesagt.

Brandstätter begann ein Informatikstudium an der Uni Salzburg. Filme interessierten ihn, "weil mein Onkel bei Familienfeiern immer gefilmt hat, das hat mir getaugt". Das Studium taugte ihm weniger. Nach einem Semester warf er es hin und ging an die FH Salzburg. "Wir hatten Glück. Unser Fachbereich Multimedia Technology war im ersten Jahrgang und wir konnten machen, was wir wollten. Ich habe 3D-Programme gelernt, Compositing-Programme und Filmschnitt."

Mit damals noch kargen Mitteln, die Kameras waren analog, aufgenommen wurde alles auf Kassetten, das Internet war langsam, es gab keine Handys. "Es war sehr mühsam."

"Wenn du einen Oscar hast, wollen alle mit dir arbeiten"

Während des Studiums kam er auf die Idee, 3D-Visualisierungen von Fertigteilhäusern zu machen. Er kontaktierte eine Firma und überzeugte diese: "Das war mein erster gut bezahlter Sommerjob." Nach dem Studium ging er nach München, arbeitete als Generalist in der 3D-Visualisierung in der Autoindustrie. Er verdiente gut, war aber nicht restlos happy. "Mein Hauptinteresse lag in der Nachbearbeitung, dem Compositing, ich wollte zum Film." Der Maishofener wagte den Sprung nach London. Einen Job hatte er in der Tasche, für "Fluch der Karibik". Es folgten "Harry Potter" - und "Hugo Cabret". "Dafür bekamen wir 2012 als Team den Oscar für visuelle Effekte."

Seither muss sich Brandstätter nirgends mehr bewerben. "Wenn du einen Oscar hast, wollen alle mit dir arbeiten."

2015 zog er für ein Jahr nach Chicago, machte dort Werbung, hauptsächlich Superbowl-Werbespots. "Das ist so geblieben, ich werde fast jedes Jahr nach Amerika eingeflogen. Ich arbeite aber auch viel von zu Hause aus."

Am Set selbst ist er nicht oft, zumeist erhält er das Material, spricht sich ab, nähert sich dem Gewünschten an. "Mein Rekord sind 350 Versionen." Es entstehen atemberaubende Szenen, die das Publikum staunen lassen.

Brandstätter arbeitet als Freiberufler an vielen großen Filmen mit, nebenbei macht er viel für die Werbebranche. "Bei kleinen Projekten arbeite ich allein, aber meistens in einem Team." Den Großteil seiner Arbeit erledigt er vor dem Rechner in seinem Büro in Maishofen. "Das geht ideal, die Internetanbidung ist gut."

Brandstätter ist auch Professor an der Filmakademie Wien. - Hat seine Branche angesichts von KI noch eine Zukunft? "Ich sage meinen Studenten immer: Wenn ihr kreativ seid, dann werdet ihr nicht aussterben. Es wird immer mehr um die Storys gehen, nicht so sehr, wie man es macht", so der 43-Jährige.

KI ist für ihn nichts Neues

Mit künstlicher Intelligenz arbeitet er bereits seit sieben Jahren professionell. Und gab kürzlich im Kunsthaus Nexus Interessierten praktische Tipps, wie sie selbst KI für filmische Beiträge nützen können. "Viele Tools dafür habt ihr am Handy."

Schaut er sich privat Filme an? "Kaum. Und wenn, dann lieber solche mit einer guten Geschichte als effektlastige. Der Avatar ist technisch großartig, aber für mich etwas zu viel, weil ich weiß, wie viel Arbeit dahinter war."

Privat bevorzugt er analoge Sachen wie seinen 40 Jahre alten VW-Bus. "Und in meinem Haus habe ich nur Old-School-Zeug, weil ich eh ständig von digitalen Sachen umgeben bin."

Brandstätter lebt mit Ehefrau und zwei Kindern in Maishofen. Beim USK arbeitet er immer wieder mit, zuletzt beim Skiweltcupfinale in Saalbach. "Ich bin auch ein Skifahrer." Er genießt das Leben im Ort, in der Region, am Zeller See. "Es ist cool hier, gerade, wenn man Kinder hat."

Zum Thema KI läuft derzeit eine Veranstaltungsreihe im Nexus: kunsthausnexus.com/ai

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