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"Emotionaler" Roboter aus Salzburg soll älteren Menschen helfen

Maschinen und Emotionen - unvereinbar? Buddy-BeWell soll diese Kluft schließen.

Der kleine Helfer Buddy-BeWell.
Der kleine Helfer Buddy-BeWell.

Die Menschen leben länger. Lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich 1910 beispielsweise bei Männern bei 44 Jahren, liegt diese mittlerweile bei rund 80. So positiv das längere Leben ist, so ermüdend kann es sein, sobald im Alter die Agilität abnimmt und eine helfende sowie motivierende Hand notwendig wird. Laut einer Prognose soll die Zahl der Pflegebedürftigen in Österreich bis 2050 auf 650.000 ansteigen. Im selben Jahr fehlen laut "Kontrast"-Recherchen 200.000 zusätzliche Pflegekräfte. Ein Lösungsansatz für das Dilemma wird aktuell von Salzburg Research entwickelt - der Roboter Buddy.

"Buddy soll ein Begleiter und Unterstützer für ältere Personen sein, die ihr Leben zum Großteil selbstständig bewältigen können. Er soll dieser Personengruppe ein gesundes Altern in den eigenen vier Wänden ermöglichen", beschreibt Oliver Jung von Salzburg Research.

Der niedlich aussehende Roboter ist aber kein medizinisches Gerät. Seine primäre Aufgabe ist es, die Person, die er begleitet, in einem nachhaltigen und gesunden Lebensstil zu coachen und zu motivieren. Er gibt Tipps und Ratschläge in Sachen Unterhaltung, Bewegung, Ernährung, Gesundheit und mehr. "Darüber hinaus wird aktuell die Machbarkeit der Integration bestehender Anwendungen wie Videoanrufe, Sturzerkennung, Notruffunktion oder einer Verbindung mit Smart Devices erforscht", sagt Jung.

Ähnliche Maschinen gibt es schon, "aber das Alleinstellungsmerkmal von Buddy ist, dass er Emotionen erkennt", sagt Jung. Buddy leitet laut Jung die Emotionen sowie andere physiologische Signale aus dem Gesicht, der Stimme, der Körperhaltung und den Bewegungen seines Menschen ab.

Buddys Funktion erlaubt ihm, abgeleitet von bestimmten Referenzpunkten im Gesicht des menschlichen Gegenübers, Basisemotionen nach Ekman zuzuordnen. Der US-amerikanische Psychologe Paul Ekman hat Freude, Wut, Trauer, Angst, Überraschung, Abscheu und Verachtung als die sieben menschlichen Grundemotionen kategorisiert. Um nicht nur die, sondern auch Mikroemotionen wie Frust zu erkennen, nutzt Buddy die KI-Technologie von VicarVision. Der Roboter sammelt die Daten und verarbeitet sie blitzschnell, "um so die akkurate Ableitung physiologischer Messgrößen wie Puls und Herzratenvariabilität zu ermöglichen", erklärt Jung.

2025 finden die ersten Tests mit Buddy in echten Alltagssituationen statt. "Interessierte können sich jederzeit bei unserer Endnutzerorganisation 50plus (50pluscenter.at, Anm.) anmelden", lädt Jung ein. Den Ausgewählten wird Buddy einen Monat lang zur Seite gestellt. Wer teilnimmt, soll das Gerät mit einem breiten Spektrum an vordefinierten und selbst überlegten Aufgaben beschäftigen. Das Erlebte wird in einem Tagebuch festgehalten. Buddy selbst wird seinem Menschen subjektive Fragen stellen, um sich ein Bild vom Gegenüber machen zu können.

Abschließend hält Jung fest: "Auch wenn Buddy unserer Meinung nach das Leben älterer Menschen verbessern wird - er wird normale menschliche Interaktion oder einen Hausarzt niemals ersetzen können."

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