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Tagesgebühr für Touristen in Venedig: 100.000 Eintrittskarten gebucht

Rund 8000 Personen zahlten auch für das Tagesticket die geforderten fünf Euro. Die übrigen Personen sind von der Abgabe befreit, mussten sich aber anmelden. Am Donnerstag wurde gestartet.

Ticketkontrolle am Donnerstag in Venedig.
Ticketkontrolle am Donnerstag in Venedig.

In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden. Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucherinnen und Besucher zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird. Rund 100.000 Personen hatten sich bis Mittwochabend in der Stadt angemeldet, etwa 8000 haben das Fünf-Euro-Ticket bezahlt. Andernfalls werden bis zu 300 Euro Strafe fällig, wenn man ertappt wird.

Denn alle anderen Besucher sind von der Steuer befreit, weil sie Bürgerinnen und Bürger aus der Region Venetien, Arbeiter oder Studierende sind oder anderen Kategorien angehören, die die Tagesgebühr nicht zahlen, sich aber auf der Onlineplattform registrieren müssen. Auch für Kinder unter 14 Jahren, Behinderte und Begleitpersonen besteht zwar eine Buchungs-, aber keine Zahlungspflicht.

Die Eintrittskarte können sich Besucher auf der von der Gemeinde eingerichteten mehrsprachigen Webseite www.cda.ve.it besorgen. Gezahlt wird mit Kreditkarte oder PayPal. Das Ticket kann auch in Trafiken erworben werden. Übernachtungsgäste sind ausgenommen, brauchen aber ebenfalls einen QR-Code.

In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.

Ein sehr langes Wochenende

Die Regelung, die für Touristiker in Österreich kein Vorbild ist, trat an diesem Donnerstag in Kraft, weil in Italien mit einem Feiertag an das Ende der deutschen Besatzung 1945 erinnert wird. Wegen des Feiertags am 1. Mai in der nächsten Woche nutzen viele Italiener die kommenden Tage für ein extrem langes Wochenende - eine sogenannte super ponte (Superbrücke). Deshalb werden in Venedig über die vielen Gäste aus dem Ausland hinaus noch mehr einheimische Besucherinnen und Besucher erwartet als ohnehin schon.

Eintritt wird an insgesamt 29 Tagen eingehoben

Touristen bestürmten den Pavillon vor dem Bahnhof von Venedig, um den Eintritt zu bezahlen oder aber von der Zahlung der Tagesgebühr befreit zu werden. Zu den zahlreichen Urlauberinnen und Urlaubern sowie Pendlern gesellten sich viele Journalisten, die aus der ganzen Welt angereist waren, um zu berichten. Rigorose Kontrollen wurden unweit des Markusplatzes durchgeführt. Am Donnerstag wird der heilige Markus, Schutzpatron Venedigs, gefeiert.

In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
Jeder muss sich anmelden, aber nicht jeder muss auch bezahlen.
Jeder muss sich anmelden, aber nicht jeder muss auch bezahlen.

Das Eintrittsgeld wird an insgesamt 29 Tagen im Jahr 2024 erhoben: vom 25. bis 30. April, vom 1. bis 5. Mai und an allen übrigen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 13. und 14. Juli. Davon ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1. bis 2. Juni), ein weiterer Nationalfeiertag in Italien. Wer zu den kleineren Inseln Murano, Burano und Torcello will, braucht kein Ticket.

Kontrollstellen wurden am Donnerstag auf dem Piazzale Roma nahe dem Bahnhof, beim Fährenhafen Punta Sabbioni und in Chioggia eingerichtet. Tagestouristen, die ohne gültige Eintrittskarte erwischt werden, müssen mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen. Bürgermeister Luigi Brugnaro versprach am Donnerstag "sehr sanfte Kontrollen", die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen.

Bürgermeister verteidigt Maßnahme, Vorgänger ruft zu Widerstand auf

"Es handelt sich um ein Experiment, das erste weltweit", sagte der Bürgermeister, der hartnäckig die umstrittene Maßnahme verteidigt. "Unser Ziel ist nicht, Geld zu kassieren, sondern zu verhindern, dass die Stadt explodiert. Wir wollen Venedig touristenfreundlicher gestalten, denn es gehört nicht nur den Venezianern, sondern der ganzen Welt." Es werden mehrere Tore - keine Drehkreuze - aufgestellt, die es ermöglichen sollen, den Großteil der Touristinnen und Touristen abzufangen. Vergangenes Jahr reisten Schätzungen zufolge etwa 15 Millionen Besucher an.

In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.
In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.

Kritisch zeigte sich der Ex-Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari. Er rief die Touristen zum Ungehorsam auf, sie sollten die Eintrittskarte nicht bezahlen, denn diese sei seiner Ansicht nach "verfassungswidrig". "Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahme ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt", kritisierte Cacciari. Etwa 300 Personen haben am Donnerstag auf dem Piazzale Roma gegen die Einführung der Eintrittskarten für Tagestouristen demonstriert. Dabei kam es zu Spannungen, als die Demonstranten versuchten, an der Polizeikette vorbei zum Bahnhofsbereich zu gelangen, wo es einen Ticket-Kontrollpunkt gab. Die Demonstranten skandierten Slogans gegen den Stadtchef.

Etwa 300 Personen demonstrierten gegen die Eintrittskarten. Es kam zu Spannungen mit der Polizei.
Etwa 300 Personen demonstrierten gegen die Eintrittskarten. Es kam zu Spannungen mit der Polizei.
Protest mit Anspielung auf Freizeitparks.
Protest mit Anspielung auf Freizeitparks.
Etwa 300 Personen demonstrierten gegen die Eintrittskarten. Es kam zu Spannungen mit der Polizei.
Etwa 300 Personen demonstrierten gegen die Eintrittskarten. Es kam zu Spannungen mit der Polizei.

Venedig droht unter dem Druck des Massentourismus "auszusterben". In der Altstadt hat die Zahl der Touristenbetten im Dezember die Einwohnerzahl überholt. Gästebetten gab es 50.016 und Bewohner 49.211, gab der Verband Venessia.com auf Basis von Daten des städtischen Standesamtes bekannt. Samt Festlandbewohnern hat Venedig gut 260.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Immer mehr weichen aus der Altstadt dorthin aus.

KOMMENTARE (1)

Peter Lüdin

Wäre gut, wenn eine solche Eintrittsgebühr auch in Österreich eingeführt würde. Die Zahl der "Touristen", die hier alles verschmutzen und zumüllen, ist unerträglich geworden.
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