SN.AT / Panorama / International

Aufräumen mit großem Kran nach Brückeneinsturz in den USA

Nach dem Einsturz einer vierspurigen Autobrücke im Hafen der US-Stadt Baltimore laufen die Bemühungen auf Hochtouren, die Fahrrinne des Wirtschafts-Knotenpunktes wieder öffnen zu können. Nach einem Bericht der "New York Times" wurde unter anderem der "größte Kran der US-Ostküste" zur Unglücksstelle gebracht, um bei der Beseitigung der Brückentrümmer aus dem Wasser zu helfen.

Nach dem Brückeneinsturz in Baltimore kommt das Aufräumen
Nach dem Brückeneinsturz in Baltimore kommt das Aufräumen

In der Nacht auf Dienstag hatte ein Containerschiff einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange Autobrücke so zum Einsturz gebracht. Seither blockiert das Stahlgerippe die Durchfahrt aus dem Hafen, auch das havarierte Schiff "Dali" befindet sich noch am Unfallort. Mehrere Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben.

Die US-Regierung bewilligte indes die vom Bundesstaat Maryland beantragten Soforthilfen in Höhe von 60 Millionen Dollar (55 Mio. Euro). "Dies ist nur der Anfang unserer finanziellen Unterstützung", teilte US-Verkehrsminister Pete Buttigieg auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Die US-Regierung werde Baltimore bei jedem Schritt des Wiederaufbaus begleiten.

Den Hafen der Ostküsten-Metropole bezeichnete Buttigieg als wichtigen Knotenpunkt für Amerikas Lieferketten und Wirtschaft. Marylands Gouverneur Wes Moore sprach in Bezug auf den Einsturz von einer "nationalen Krise". Der Schiffsverkehr müsse wieder in Gang gebracht werden, und das werde Zeit in Anspruch nehmen.

Laut dem Verkehrsministerium befanden sich zum nächtlichen Unglückszeitpunkt acht Bauarbeiter auf der Brücke, um Schlaglöcher auszubessern. Zwei von ihnen wurden noch am Dienstag lebend gerettet. Die Leichen von zwei weiteren Arbeitern waren am Mittwochabend geborgen worden. Taucher hätten die Leichen der 26 und 35 Jahre alten Männer aus einem Pickup-Truck in sieben Meter Tiefe gezogen, teilte die Polizei von Maryland mit. Die verunglückten Bauarbeiter stammten den Angaben nach aus Mexiko, Guatemala, El Salvador und Honduras. Die übrigen vier Brückenarbeiter sollten bald gefunden werden, um deren Familien ein Abschließen zu ermöglichen, zitierte die "New York Times" Gouverneur Moore.

Allerdings haben die Behörden die aktive Suche nach ihnen mittlerweile eingestellt. Sie gehen davon aus, dass die Männer tot sind und die Leichen vorerst nicht geborgen werden können. "Wir haben alle Suchbemühungen in der Umgebung dieses Einsatzortes ausgeschöpft", sagte Roland Butler von der Polizei von Maryland am Mittwochabend. Der Einsatz von Sonartechnik habe gezeigt, dass weitere ins Wasser gestürzte Fahrzeuge von Trümmern und Beton umschlossen und daher nicht zugänglich seien. Die Bedingungen im Wasser rund um die gewaltigen Trümmerteile seien inzwischen derart gefährlich, dass Taucher sich dort nicht mehr sicher bewegen könnten.

Die Schiffsbesatzung der "Dali" hatte vor dem Zusammenprall noch einen Notruf abgesetzt, was vermutlich Leben rettete - denn Beamte an Land stoppten den Verkehr und verhinderten so, dass weitere Autos auf die Brücke gelangten. "Es nähert sich ein Schiff, das gerade steuerlos geworden ist", ist in einem im Internet veröffentlichten Audio-Mitschnitt der Polizei aus der Unfallnacht zu hören, "haltet den Verkehr auf der Key Bridge auf." Wenige Sekunden vor der Kollision kündigte einer der Beamten demnach an, auf die Brücke zu fahren, um die Arbeiter in Sicherheit zu bringen. Doch um 1.29 Uhr war das Unglück bereits geschehen: "An wen auch immer, an alle: Die ganze Brücke ist gerade eingestürzt."

Einsatzkräfte konzentrierten sich in den Stunden nach dem Unglück zunächst auf die Suche nach Überlebenden. Inzwischen sind jedoch auch intensive Ermittlungen zum Hergang des Unglücks angelaufen. Vertreter der für Transportsicherheit zuständigen US-Behörde NTSB gingen am Mittwoch erstmals an Bord des Frachters. Behördenchefin Jennifer Homendy stellte am Abend (Ortszeit) erste Details der Untersuchungen vor.

Ermittler sicherten unter anderem den sogenannten Schiffsdatenschreiber. Dieser ist besonders wichtig für die Ursachenforschung. Den Aufzeichnungen darauf zufolge meldeten Besatzungsmitglieder kurz vor der Kollision, dass der Frachter Probleme mit der Stromversorgung und keinen Antrieb mehr hatte. Wie es dazu kam, ist aber noch unklar.

Homendy zufolge waren zum Zeitpunkt des Unglücks 23 Besatzungsmitglieder an Bord des Frachters. Zur Schiffsladung gehörten 56 Container mit gefährlichen Materialien, etwa ätzende oder entzündliche Stoffe, mit einem Gewicht von insgesamt 764 Tonnen. Einige der Gefahrgutbehälter seien beschädigt.

Homendy betonte, zunächst würden Informationen zusammengetragen, Schlussfolgerungen und Einschätzungen zur Ursache des Unglücks werde es erst später geben. Bei den Ermittlungen handle sich um eine "gewaltige Unternehmung", die viele Monate dauern dürfte. Ein erster vorläufiger Bericht solle aber in zwei bis vier Wochen präsentiert werden.

Die 1977 fertiggestellte Brücke sei vor dem Unfall in "zufriedenstellendem Zustand" gewesen, sagte Homendy. Die letzte grundlegende Inspektion habe im Mai 2023 stattgefunden. Allerdings sei die Brücke in einer Bauweise errichtet, bei der das Versagen eines kritischen Bauteils den kompletten oder teilweisen Einsturz verursachen könne. Heutzutage würden andere Methoden zum Brückenbau bevorzugt.

Als Teil der überregionalen Verkehrsader Interstate 695 überspannte die Francis Scott Key Bridge den Hafen der Ostküsten-Metropole Baltimore. Homendy sagte, im Schnitt hätten pro Tag mehr als 30.000 Fahrzeuge die Brücke überquert.

KOMMENTARE (0)