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Office Report 2023: Lieber gemeinsam im Büro

Bedarf an Interaktionsflächen ist um 81 Prozent gestiegen. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist bei 90 Prozent der Unternehmen angekommen.

Die Arbeitswelt verändert sich und damit auch die Anforderungen an das Büro und den Arbeitsplatz.
Die Arbeitswelt verändert sich und damit auch die Anforderungen an das Büro und den Arbeitsplatz.

Während der vergangenen zwei Jahre ist bei 81 Prozent der Bürokräfte der Bedarf an Interaktionsflächen gestiegen.

Das Büro muss mehr Anziehungskraft haben

75 Prozent sagen, es brauche mehr Maßnahmen zur Förderung der Zugehörigkeit und das Office müsse mehr Anziehungskraft haben. Das zeigt der "Office Report 2023" von teamgnesda, der mit einer Datenbasis von 97.500 Beschäftigten an 75.900 Arbeitsplätzen auf einer Bürofläche von 2.230.000 Quadratmetern eine der wohl größten Umfragen im deutschsprachigen Raum darstellt. Die von der Umfrage betroffene Fläche entspricht einem Äquivalent von 38 Prozent des professionellen Wiener Büroflächenangebots, 6 Prozent des österreichischen Büromarkts und einem Mitarbeiteräquivalent von 5,2 Prozent der in Österreichs Büros arbeitenden Menschen.

Office-Gestaltung: Bedeutung von interaktionsorientierten und hochwertigen Büroflächen

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass die stattfindende Transformation in der Arbeitswelt eine Umgestaltung der Büros notwendig macht. "Die Digitalisierung hat Formen der Zusammenarbeit möglich gemacht, die vor wenigen Jahren nicht realisierbar gewesen wären. Dennoch bedeutet sie nicht das Ende des Büroarbeitsplatzes", sagt Oliver Bertram, CEO von teamgnesda. "Der simple Grund dafür ist, dass Menschen das Miteinander suchen, und zwar im Setting ,Büro'. Entsprechend brauchen wir viel mehr interaktionsorientierte und hochwertige Büroflächen. Denn eine integrierende Office-Gestaltung wirkt sich positiv auf die Arbeitgeberattraktivität und das Zugehörigkeitsgefühl aus."

Transformation in der Arbeitswelt: Akzeptanz von Sharingmodellen

Hinsichtlich der anstehenden Transformation besteht offenbar große Einigkeit: Das Büro muss ein Ort der Begegnung sein! "90 Prozent der Befragten arbeiten bereits in einem Sharingmodell. Festzustellen ist: Es teilen immer mehr Menschen ihre Ressourcen und gleichzeitig ist die Akzeptanz von Sharingmodellen um 64 Prozent gestiegen", sagt Bertram. Dies sei ein klares Zeichen, dass sich Konzepte des tätigkeitsbasierten Arbeitens mit Sharing etabliert hätten.

Die durchschnittliche Sharing-Ratio der Befragten liegt bei 0,78. Das heißt, auf zehn Beschäftigte entfallen rechnerisch 7,8 Schreibtische. Bereits 74 Prozent der Mitarbeiter teilen sich ihre Arbeitsplätze mit einer Ratio von 0,7 oder weniger. Die maximal mögliche Sharing-Ratio wird von der Hälfte der Teilnehmer auf 0,6 oder weniger eingeschätzt. "Das erscheint sehr realistisch, da an einem durchschnittlichen Arbeitstag nur 61 Prozent der Schreibtische belegt sind, an Spitzentagen sind es maximal 82 Prozent", ergänzt Andreas Gnesda, CEO von teamgnesda. Die Wirkung auf Flächeneffizienz sei nicht von der Hand zu weisen. Unternehmen mit einem Sharingmodell für die Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen bis zu 30 Prozent weniger Fläche pro Kopf.

Nachhaltigkeitsziele haben hohen Stellwert in österreichische Unternehmen

Auch die Verfolgung von Nachhaltigkeitszielen hat bei Österreichs Unternehmen offensichtlich einen hohen Stellenwert erreicht. 90 Prozent der Befragten erklären, ihre Beschäftigten zu mehr Nachhaltigkeit zu motivieren. Das reicht vom konkreten Verhalten im täglichen Büroleben bis hin zum Entwickeln neuer Ideen für noch mehr Effizienz. 92 Prozent motivieren andere zum nachhaltigen Handeln, für 88 Prozent ist die Verkleinerung des CO₂-Fußabdrucks wichtig, bei 87 Prozent gibt es ein eigenes Konzept zur Vermeidung von Abfall und für 84 Prozent sind Recycling und nachhaltige Anschaffungen essenziell.

Inklusive Büros in Österreich: Fortschritte und Herausforderungen bei der Barrierefreiheit

Auch die Notwendigkeit eines barrierefreien Büros ist in Österreichs Unternehmen angekommen. Knapp 85 Prozent geben an, über den eigenen Status in Sachen Barrierefreiheit ein vollständiges oder sehr gutes Bild zu haben. "Die durchschnittliche Bewertung der eigenen Büros im Hinblick auf die bauliche Barrierefreiheit liegt bei 7,12 auf einer Skala von 1 bis 10. 65 Prozent geben an, verschiedene, inklusive Büroraumoptionen zu haben", erklärt Bertram. Relativierend muss man dazu erwähnen, dass unter Barrierefreiheit laut Erfahrung des Beratungsunternehmens myability anfangs nur Rampen und barrierefreie WCs verstanden wurden. Ein umfassendes Konzept wäre jedoch, den Erfordernissen aller Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen zu entsprechen.

Umweltfreundliche An- und Rückreise zum Job: Öffentlicher Verkehr und Homeoffice reduzieren CO2-Emissionen in Österreich

Was die An- und Rückreise zum Büro betrifft, kommen 43 Prozent öffentlich, 32 Prozent fahren mit dem Pkw oder Motorrad, 15 Prozent nehmen das Fahrrad und 10 Prozent gehen zu Fuß. Übrigens: Zwei Tage Homeoffice in Österreich bringen eine Einsparung von 754.000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Das entspricht knapp einem Prozent der gesamten CO₂-Emissionen Österreichs.

Homeoffice bedeutet hinlänglich, dass man von zu Hause aus arbeitet. Stimmt so nicht ganz. Denn zwischen Büro und dem Zuhause gibt es noch eine ganze Welt voller potenzieller Arbeitsplätze, sogenannter dritter Orte: das Kaffeehaus, die Parkbank, der Zug oder gar der Strand (Stichwort: Workation), um nur einige zu nennen. Diese neue Flexibilität birgt viel Potenzial für Arbeitszufriedenheit und Produktivität.

Der Report zeigt auf, dass immerhin 25 Prozent der Beschäftigten mehr als ein Viertel der Remote-Zeit nicht im Homeoffice verbringen, sondern dritte Orte als Working Space nutzen. "Das bedeutet aber auch: Je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Vorteile genießen, desto mehr steigen die Anforderungen an die Arbeitsumgebung, wenn sie dann eben doch ins Büro kommen. Diese Trends sind nicht das Ende, sondern eher der Ursprung für ein neues Miteinander", resümiert Firmenchef Gnesda. Dass das Homeoffice gekommen ist, um zu bleiben, dem stimmen 93 Prozent der Befragten zu. 77 Prozent sind überzeugt, dass die Produktivität durch Homeoffice beziehungsweise Remote-Arbeit gefördert wird, und 87 Prozent geben an, dass Homeoffice nicht missbräuchlich genutzt wird. Das Vertrauen in das neue "bürounabhängige" Arbeiten seitens der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ist daher sehr hoch. Laut "Office Report" arbeiten derzeit 81 Prozent mehr als einen Tag nicht im Büro, 36 Prozent mehr als zwei Tage. Die Idealvorstellung ist für 89 Prozent, mehr als einen Tag nicht vom Büro aus zu arbeiten, und für 40 Prozent sogar mehr als zwei Tage.

Flächenbedarf im Wandel: Dynamik und Chancen auf dem Büroimmobilienmarkt in Österreich

Auch wenn der gesamte Flächenbedarf bei vielen Unternehmen zurückgeht, zeigt die Verteilung innerhalb der benötigten Flächen starke Veränderung und hohe Inhomogenität. Während in den vergangenen zwei Jahren der Flächenbedarf für 42 Prozent bereits gesunken ist, ist er für 35 Prozent hingegen gestiegen, bei den restlichen 23 Prozent ist er unverändert. Das ist wohl auf den hohen New-Work-Grad der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurückzuführen.

"Nachfrage nach Eins-a- Flächen kann derzeit vom Markt nicht erfüllt werden."
Andreas Gnesda
CEO teamgnesda

83 Prozent der Organisationen sehen Potenzial bei der Flächenoptimierung. Die Auswirkung auf den Büroimmobilienmarkt ist evident. Laut einer CBRE-Studie werden in Paris dauerhaft 15 bis 20 Prozent weniger Büroflächen gebraucht, bei einem Bestand von 55 Millionen Quadratmetern entspricht das circa 10 Millionen Quadratmetern. "Im Vorjahr haben wir eine Flächenreduktion auf dem Standort Wien von bis zu 500.000 Quadratmetern prognostiziert. Analog zur Studie über den Markt Paris könnte das in Wien bis zu 2,2 Millionen Quadratmeter bedeuten. Der Kostendruck ist in Wien jedenfalls weitaus geringer infolge niedriger Nettomieten. Qualitativ mittelmäßige bis mindere Flächen in B- und C-Lagen sind davon betroffen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach hochwertigen Neuflächen groß, weil hoher Veränderungsbedarf besteht. Die Nachfrage nach Eins-a-Flächen kann derzeit vom Markt nicht erfüllt werden", analysiert Gnesda.