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Eigenheim: Das Tortenstück des Architekten

Peter Horner entwirft Wohnräume für andere. Die SN wollten wissen, wie die eigenen vier Wände des Architekten ausschauen.

Architekt Peter Horner vor seinem Zuhause.
Architekt Peter Horner vor seinem Zuhause.

Wer am Südrand des Leopoldskroner Weihers in den Thumegger Bezirk einbiegt, hat den modernen, verwinkelten Holzbau mit den großen Glasfronten bald entdeckt, der aus der Häuserzeile heraussticht. Der Architekt Peter Horner wohnt hier mit Frau und Sohn seit 15 Jahren.

Einen Namen hat er sich in Salzburg zuletzt mit der im Herbst 2022 eröffneten Auenwerkstatt gemacht. Das für den Architekturpreis des Landes nominierte Natur- und Umweltbildungszentrum in den Salzachauen bei Weitwörth-Nußdorf ist das erste kommunale solarautark betriebene Gebäude Europas, mit einer schlichten, geradlinigen und unaufgeregten Formensprache.

Ein Tortenstück mit Sargdeckel

Ganz anders ist das von Peter Horner entworfene eigene Privathaus. Beim ersten Hinsehen lässt sich kaum ein rechter Winkel blicken. Außenwände und Fenster im ersten Stock sind teilweise schräg gestellt, die Lage der Glasfronten scheint beliebig. Stellt sich also die Frage, ob ein Architekt für sich selbst anders baut. Peter Horner verneint, sieht aber einen Unterschied: "Beim eigenen Haus fallen zwar ein paar äußere Zwänge weg. Aber irgendwann kommt man an seine eigenen Grenzen und stellt fest, dass man es einfach nicht mehr besser kann. Das kann für einen Architekten dann ganz schön ernüchternd sein", gibt der Salzburger offen zu.

Beim Haus der Familie Horner gab es allerdings viele äußere Zwänge.

Die Bauordnung ergab die Raumform.
Die Bauordnung ergab die Raumform.

Das Grundstück im Garten des Elternhauses ist nur 400 Quadratmeter groß und dreieckig geschnitten. Bauordnung und erforderliche Mindestabstände hätten nur einen trapezartigen Grundriss und eine "eingeklappte" Fassade im ersten Stock zugelassen, erzählt der Architekt. "Am Anfang war es ein Tortenstück mit Sargdeckeldach. Grauenhaft. Wenn man dann aber einen Nachteil in Vorteile umwandeln kann, dann stimmt das Ergebnis eigentlich immer."

Viel Platz auf wenig Raum

Peter Horners Anspruch an Architektur ist es seit jeher, aus wenig Raum das Maximum herauszuholen. Sein eigenes Haus ist das beste Beispiel dafür.

Die Bauordnung ergab die Raumform.
Die Bauordnung ergab die Raumform.

Das Erdgeschoß hat eine Nutzfläche von 65 Quadratmetern und besteht aus einem durchgehenden Raum. Von der äußeren Vielwinkeligkeit und Kleinteiligkeit ist nach dem Eintreten nichts zu spüren. Peter Horner freut das: "Baumeister, die zu Besuch kommen, schätzen das Haus durchwegs um 15 bis 20 Prozent größer und glauben, dass es viel teurer als in Wirklichkeit war."

An der nur 2,5 Meter breiten Schmalseite liegt die Küche, in der Raummitte ein großer Tisch. Nach vorne öffnet sich der breite Teil des "Tortenstücks" mit einer raumhohen Verglasung Richtung Terrasse und Garten. Links davor liegt ein mit Sichtschutz- und Stauraumelementen abgeschlossenes Podest, das als gemütliche Fernsehecke dient.

Fürs selbe Geld mehr Haus

Nach dem Prinzip "weniger ist mehr" legt Peter Horner auch seine Entwürfe für andere Wohnbauten an: "Bei Architektur geht es weniger um das Aussehen als um den sinnvollen Umgang mit allen Ressourcen. Wer sie geschickt einsetzt, bekommt fürs selbe Geld mehr Haus und dann kommt eigentlich immer auch etwas Gutes heraus."

Wer von Ressourcen spricht, kommt natürlich am Thema Energie nicht vorbei. Horner arbeitet bei vielen seiner Projekte mit Harald Kuster zusammen, einem Vorreiter auf dem Gebiet der Bauteilaktivierung. Betondecken und auch Massivholzdecken werden quasi wie Kachelöfen genutzt. Das wurde zuletzt auch beim Haus Marienstein angewandt, einer 120 Jahre alten Villa in Salzburg-Liefering, die komplett entkernt und saniert wurde.

Mit der Sonne leben und heizen

Sein eigenes Haus beheizt Peter Horner mit Wärmepumpen. Er richtete es so aus, dass die tief stehende Sonne im Winter über die gesamte Längsachse des zwölf Meter langen Gebäudes in den Wohnraum gelangt, beim Hochstand im Sommer jedoch abgeschattet wird. Um das Maximum an Tageslicht ins Haus zu lassen, aber wenig Einblick zu gewähren, richtete Peter Horner die großen Fensterflächen genau auf Lücken in der Bebauung aus: "Ich habe das Haus sozusagen rund um die Sichtkeile gebaut, die zwischen den Nachbarhäusern liegen. Beim Esstisch laufen diese Sichtkeile zusammen. Wer dort sitzt, kann in alle Richtungen hinaussehen und keiner sieht herein."

Das Gartenniveau wurde im hinteren Bereich des Hauses so abgesenkt, dass auch der Keller eine lange Fensterzone mit direktem Licht hat und als Büroraum nutzbar ist. So komme das Haus mit seinen drei Etagen in Summe auf über 180 Quadratmeter Nutzfläche, sagt Peter Horner. "Das ist es, was mir an meinem Beruf gefällt: Man kann als Architekt herzeigen, was man mit wenig Raum machen kann."