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Die Salzburger Tischlerküche: Eins mit der Natur

Sechs Salzburger Tischler - ein Produkt: die Salzburger Tischlerküche. Für die nach einem gemeinsamen Handwerker-Kodex gefertigte Küche werden nur regionale Werkstoffe eingesetzt.

Die Salzburger-Küchen-Tischler (von links): Georg Wallinger (St. Koloman), Hans Amtmann (Werfen), Robert Plattner (Schleedorf), Michael Ebner (Fuschl a. See), Josef Scheinast (Salzburg) und Fritz Schwab (Schleedorf).
Die Salzburger-Küchen-Tischler (von links): Georg Wallinger (St. Koloman), Hans Amtmann (Werfen), Robert Plattner (Schleedorf), Michael Ebner (Fuschl a. See), Josef Scheinast (Salzburg) und Fritz Schwab (Schleedorf).

Es ist ein echtes Postkartenpanorama, das Hans Amtmann vom oberen Geschoß seiner Werkstatt aus genießt: Die Fenster rahmen den Blick auf die majestätische Burg Hohenwerfen, darüber türmt sich das mächtige, winterweiße Tennengebirge auf. So lässt es sich arbeiten. "Die Aussicht ist schon ein Privileg", gesteht der 44-jährige Werfener verschmitzt ein, "da würde ich ungern mit jemand anderem tauschen wollen." Vor 18 Jahren hat der Absolvent der Holzfachschule Hallein den väterlichen Handwerksbetrieb in der Marktgemeinde Werfen übernommen und seither sukzessive ausgebaut. Und das nicht nur räumlich. Seit einiger Zeit ist Amtmann nämlich auch Sprecher einer sechsköpfigen Gruppe von Tischlern, die unter dem Label "Salzburger Tischlerküche" eine eigene regionale, nachhaltige Marke entwickelt haben. Kooperationspartner sind neben Hans Amtmann Georg Wallinger (St. Koloman), Robert Plattner (Schleedorf), Michael Ebner (Fuschl am See), Josef Scheinast (Salzburg) und Fritz Schwab (Schleedorf).

Viele Gründe sprechen für eine regionale Küchenmarke

"Hauptziel der Initiative war es von Anfang an, ein Angebot zu schaffen, das alle Facetten der Regionalität in einem Qualitätsprodukt abbildet und sich damit abhebt", erklärt Katharina Springl vom Salzburger Holzcluster. Das Holznetzwerk begleitet die Tischlerinitiative seit 2015. "Gerade im Segment der Küchen ist die Konkurrenz aus dem Bereich der Industrie riesig", weiß Springl. Umso wichtiger sei es, sich hier mit einem Qualitätsangebot bemerkbar zu machen. Und das ist auch gelungen: 2017 wurde die Salzburger Tischlerküche bereits mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Ein bisschen wie "David gegen Goliath" nimmt sich das Verhältnis der Tischler zur Möbelindustrie trotzdem aus. Rund 7000 neue Küchen werden in Salzburg pro Jahr aus dem Möbelhandel und der Möbelindustrie bezogen.

"Wir bewegen uns mit den Kosten etwa im Mittelfeld."
Hans Amtmann
Tischlermeister

Liegt das vielleicht auch an einem niedrigeren Preis? Amtmann verneint: "Dass die Angebote von Tischlern automatisch teurer sind, stimmt auf keinen Fall. Wir bewegen uns preislich ungefähr im Mittelfeld. Zudem geben natürlich auch die Kunden selbst einen gewissen Spielraum vor." Er wünsche sich, sagt Amtmann, dass mehr Interessierte Angebote bei Tischlern einholen würden, "die Vorbehalte in Bezug auf den Preis sind leider noch immer groß". "Abgesehen davon", führt er weiter aus, "gibt es noch eine Reihe von guten Gründen, die für eine regionale Küchenmarke sprechen. Zum Beispiel, dass die Wertschöpfung in einem kleinen Kreislauf bleibt. Ein Folgeeffekt davon: Regionale Tischlereibetriebe sind durch ein gutes Auftragsvolumen wieder dazu in der Lage, neue Fachkräfte auszubilden. Zu Ende gedacht bringt das für alle Beteiligten nur Vorteile."

Meisterliches Küchen-Unikat aus heimischen Holz, komplett vom Tischlereibetrieb

Wie eine Salzburger Tischlerküche dieser Bezeichnung auch gerecht wird, legen strenge Kriterien fest, die von den beteiligten Partnern gemeinsam erarbeitet wurden. Eine zentrale Anforderung besteht darin, dass für alle Elemente der Küche - also Korpus, die Läden und Front - nur Vollholz oder Dreischichtplatten verwendet werden dürfen. Heimisches Holz versteht sich dabei von selbst.

Die Verarbeitung der Salzburger Tischlerküche erfolgt vollständig im ausgewiesenen Tischlerbetrieb.
Die Verarbeitung der Salzburger Tischlerküche erfolgt vollständig im ausgewiesenen Tischlerbetrieb.

Weiter geht es mit der Verarbeitung, die in vollem Umfang in den ausgewiesenen Tischlerbetrieben erfolgen muss. "Allein das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal unseres Produkts", erklärt Amtmann. Gängige Praxis sei nämlich auch bei den Tischlern, dass gerade bei Küchen vorgefertigte Teile zugekauft würden. Darauf wird bei der Salzburger Tischlerküche ganz bewusst verzichtet. Umso mehr Gewicht wird auf kleine Details und maßgefertigte, robuste Qualität gelegt. "Nicht einmal ein Wasserschaden könnte einer solchen Küche etwas anhaben", erklärt der Werfener, "anders als bei Spanplatten quillt das Vollholz nicht auf." Und auch langfristig gesehen rentiere sich die Investition in eine Salzburger Tischlerküche, ist er überzeugt. "Mit einer Nutzstärke von drei bis vier Millimetern lässt sich die Holzfront auch nach vielen Jahren noch völlig problemlos abschleifen. Dadurch wird sie wieder so gut wie neu."

Kleine Kreisläufe durch regionalen Bezug von Elektrogeräten oder Arbeitsplatten

Damit der Charakter des Holzes so natürlich wie möglich bleibt, wird es den Richtlinien gemäß nicht mit Lacken oder Beizen behandelt, sondern ausschließlich geölt. Auch Farben sind (derzeit noch) tabu, stehen aber in Verhandlung. Ebenso strikte Vorgaben gelten auch für alle anderen, nicht hölzernen Komponenten: Elektrogeräte oder Arbeitsplatten werden so regional wie möglich bezogen, wirtschaftliche Kreisläufe so überschaubar wie möglich gehalten.

Es muss nicht immer eine Küche aus Eiche sein - wie wär's mit Ulmenholz?

Ganz anders verhält es sich, was die Designs betrifft. Hier eröffnen sich breite Gestaltungsspielräume und natürlich ist auch jede Küche, die entsteht, ein Unikat für sich. Dass viele Interessierte sich trotzdem oft für ähnliche Designs und Fronten entscheiden, bedauert der Tischler. "Da würde ich mir manchmal mehr Mut wünschen.

In den Beratungsgesprächen versuche ich oft Überzeugungsarbeit zu leisten und andere Ideen einzubringen - es muss ja nicht immer Eiche sein." Persönlich sei er ein großer Fan von Ulmenholz, räumt er ein. "Gerade weil das Strukturbild dieses Holzes so abweicht, ist es für die Industrie nicht interessant, aber eine wunderschöne Alternative zu traditionellen Holzsorten." Das sei eben auch das Schöne am Handwerk, meint Amtmann. "Flexibel zu sein und individuelle Lösungen zu finden ist ja praktisch unser tägliches Brot. Die Industrie und die Händler können das nicht leisten."

Manfred Pürstinger mit „seinem“ Tischler Michael Ebner.
Manfred Pürstinger mit „seinem“ Tischler Michael Ebner.

Schauplatzwechsel nach Oberösterreich. In der Nähe von Mondsee, in der Gemeinde Tiefgraben, lebt Manfred Pürstinger mit seiner Frau. Seit Kurzem sind die beiden stolze Besitzer einer Salzburger Tischlerküche. Das Mondseer Ehepaar zählt zur Gruppe der Zweiteinrichter, wie es im Jargon der Möbelbranche heißt. Im Zuge einer groß angelegten Wohnungsrenovierung haben sie auch die Küche komplett neu gestaltet. "Unser Anspruch an die neue Kücheneinrichtung war, dass alle Details aus Holz gefertigt werden. Nicht nur sichtbare, sondern vor allem auch ,unsichtbare' Details waren uns dabei wichtig", erklärt Pürstinger. "Nach eingehender Beratung durch Michael Ebner haben wir uns dann für eine Salzburger Tischlerküche entschieden. "

Manfred Pürstinger zur neuen Küche: „Das ist nicht nur eine herausragende Qualität, das ist ein Gefühl.“
Manfred Pürstinger zur neuen Küche: „Das ist nicht nur eine herausragende Qualität, das ist ein Gefühl.“

Zu Recht, wie sich herausgestellt hat: "So ein Produkt kann man mit einer herkömmlichen Küche nicht vergleichen", schwärmt der Oberösterreicher. "Das ist nicht nur eine herausragende Qualität, das ist ein Gefühl."

Die Landesinnung der Tischler finden Sie auf der diesjährigen "bauen-wohnen"-Messe vom 8. bis 12. Februar im Salzburger Messezentrum in Halle 10 / Stand 0130