Die Energiewende wird nicht nur die Fahrzeuge verändern, sondern auch die Straßeninfrastruktur selbst. Erste Vorboten, dass die Elektrifizierung des Verkehrssektors allen Unkenrufen zum Trotz längst begonnen hat, können Autolenkerinnen und -lenker entlang der Autobahnen und Schnellstraßen in ganz Österreich entdecken. Ob auf Tunnelportalen, Lärmschutzwänden oder auf unzähligen Dach- und Freiflächen - bereits heute erzeugt die Asfinag rund 3900 Kilowattpeak zur Energie-Eigenversorgung.
Ziel der Asfinag: bis Jahr 2023 stromautark sein
Im Rahmen eines langfristigen Klimaschutzprogramms hat sich die Infrastrukturgesellschaft vorgenommen, bis zum Jahr 2030 bilanziell stromautark zu sein. Erreicht werden soll dieses ambitionierte Ziel auf zwei Wegen: Einerseits soll der aktuelle Energieverbrauch von jährlich mehr als 220 Gigawattstunden (davon 135 Strom) um 20 Prozent reduziert werden. Andererseits plant man den Ausbau der eigenen Energieproduktion von erneuerbarem, grünem Strom auf insgesamt 100 Megawattpeak. Ein erster Meilenstein ist dabei der Bau des weltweit ersten privaten Energietransportnetzes, erneuerbarer Stromproduktion mit Photovoltaik und einer leistungsstarken Energiespeicherung zur Eigenversorgung eines fast 40 Kilometer langen Autobahnabschnitts. Zu Gesamtkosten von rund 46 Millionen Euro wird gemeinsam mit der Energieregion Ost bis voraussichtlich 2026 der Energiering, bestehend aus Teilen der A4, A23 und S1, geschlossen sein.
Elektrifizierung des Straßenverkehrs: leistungsfähige Ladepunkte auf Rastplätzen
Doch nicht nur die Abdeckung des eigenen Energiebedarfs, auch die Elektrifizierung des Straßenverkehrs steht bei der Autobahnen- und Schnellstraßengesellschaft im Fokus. Im Rahmen der diesjährigen Mobilitätsmesse IMFS der "Salzburger Nachrichten" gab Asfinag-Baumanager René List einen exklusiven Einblick in die weiteren Pläne der Straßengesellschaft. Für den Betrieb der eigenen Fahrzeugflotte, die aktuell rund 50 E-Autos umfasst, wurden die landesweiten Stützpunkte bereits mit rund 300 Ladepunkten ausgerüstet. Nun geht es darum, wie diese begonnene E-Mobilitäts-Offensive auf den öffentlichen Bereich ausgedehnt werden kann. "Die vergangenen beiden Jahre standen im Zeichen der Evaluierung, es wurden unzählige Konzepte erstellt", so René List, der bei der Asfinag seit mehr als 30 Jahren bei der Umsetzung großer Infrastrukturprojekte zuständig ist. "Bereits im März wurde im Aufsichtsrat die Entscheidung getroffen, eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur auf den insgesamt mehr als 70 Rastplätzen in ganz Österreich zu bauen." Die erste Bauphase bis 2026 wird 14 Rastplätze umfassen. Danach soll es rasant weitergehen, bis zum Jahr 2035 soll das Ladenetz der Asfinag mindestens 70 Rastplätze entlang des übergeordneten Straßennetzes in Österreich umfassen.
Schwerpunkt der Asfinag bei Ladeinfrastruktur für LKW
Als größten Unsicherheitsfaktor bei dem 300 Millionen Euro schweren Investitionsprogramm hat René List die schwer vorausplanbare Hochlaufkurve bei den Elektroautos ausgemacht. Wobei man sich aus Sicht der Asfinag langfristig ohnehin schwerpunktmäßig auf den Lkw-Verkehr konzentrieren wird. "Für Pkw gibt es viel mehr Ladepunkte im untergeordneten Netz, sprich den Kommunen oder Städten", so der Asfinag-Experte. "Als Lkw-Fahrer hat man hingegen nicht die Möglichkeit, einfach mal kurz von der Autobahn abzufahren und den 40-Tonner an der Ladesäule eines Supermarkts zu laden." Wobei man derzeit auch im Schwerverkehr noch im Dunkeln stochert: Im kommenden Jahr rechnet man in Österreich mit etwa 300 Neuzulassungen von batterieelektrischen Schwer-Lkw. Auf diesen Daten ein Geschäftsmodell zu gründen sei eine Rechnung mit mehreren Unbekannten.
Dass man seitens der Autobahn- und Schnellstraßengesellschaft dennoch an den ambitionierten Plänen festhält, liegt auch an der "Alternative Fuels Infrastructure Regulation", kurz Afir. Darin schreibt die EU-Kommission bis spätestens 2030 auf überregionalen Verkehrswegen Schnellladepunkte auch für schwere Elektronutzfahrzeuge im Abstand von maximal 60 Kilometern vor.