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IAA 2023: Zurück in die Zukunft

Auf der IAA 2023 zeigt sich Volkswagen konservativ und futuristisch zugleich. Bewährtes Design trifft auf verbesserte Elektrotechnik, Audi und Cupra liefern Gesprächsstoff.

GTI-Romantik trifft im ID. GTI Concept auf die Zukunft.
GTI-Romantik trifft im ID. GTI Concept auf die Zukunft.
In München ebenso im Fokus: der Audi Q6 e-tron ...
In München ebenso im Fokus: der Audi Q6 e-tron ...
... und der Cupra DarkRebel
... und der Cupra DarkRebel

Gerade einmal zwei Jahre und ein CEO-Wechsel liegen zwischen der diesjährigen IAA Mobility und der Erstauflage in München im September 2021. Und doch liegen gefühlt Welten zwischen dem Volkswagen von damals und heute. Während man im Spätsommer 2021 noch darüber spekulierte, wann der endgültige Abschied der traditionellen Baureihen Golf, Passat, Tiguan & Co. denn nun endlich vollzogen würde, ist davon heute keine Rede mehr.

Oliver Blume: Die erfolgreiche Transformation von Volkswagen

Ganz im Gegenteil: Knapp 24 Monate nach dem doch abrupten Abgang von CEO Herbert Diess hat es dessen Nachfolger an der Spitze nicht nur geschafft, die Belegschaft von Europas größtem Automobilhersteller wieder hinter sich zu versammeln. Oliver Blume hat es zudem verstanden, der Marke wieder neues Selbstbewusstsein und, noch wichtiger, eine gehörige Portion Optimismus einzuhauchen. Anders als der visionäre, aber oft abgehoben wirkende Diess versteht sich Blume vortrefflich darauf, die dringend notwendige Transformation des Konzerns hin zu Elektromobilität und Digitalisierung in einer gehörigen Portion Emotionen zu verpacken. Und erreicht damit nicht nur die schon verloren geglaubte "Generation Golf", sondern anscheinend auch die Mehrheit seiner eigenen Mitarbeiter. Während sein Vorgänger alles daransetzte, die unter seiner Führung konzipierten batterieelektrischen ID.-Baureihen schnellstmöglich von den konventionell angetriebenen Bestsellern der Vergangenheit zu emanzipieren, verfolgt Oliver Blume, zugleich Vorstandsvorsitzender der Sportwagenmarke Porsche, die exakt gegenteilige Strategie.

Volkswagen's Emotionales Comeback: ID. GTI Concept erobert München

So kommt es, dass in München nicht etwa beeindruckende Technologieträger wie die Oberklasse-Limousine ID. 7 im Fokus standen, sondern das kompakte Showcar ID. GTI Concept. Mit dem Kunstgriff, den nicht nur von VW-Fans kultisch verehrten Begriff GTI zu reaktivieren und die vernünftigen, aber vielfach ungeliebten E-Modelle der Marke damit zu verknüpfen, könnte dem Konzernlenker tatsächlich der so wichtige und langersehnte Kurswechsel gelungen sein. "Endlich geht es wieder mehr um Autos, um Emotionen", war in München auf den diversen Rahmenveranstaltungen zu vernehmen.

Volkswagen's Elektrostrategie 2024

Dass in den kommenden Monaten neben dem in München gezeigten neuen Passat auch aufgefrischte Hybridvarianten von Tiguan und Golf auf den Markt kommen, ändert freilich nichts an der langfristigen Strategie, bis 2027 elf neue Elektromodelle auf den Markt zu bringen und spätestens 2033 komplett auf Strom umzustellen. Und doch wirkt es aus heutiger Sicht tatsächlich erfolgsversprechender, neue, noch ungewohnte Technologien mit einem vertrauten, über Jahrzehnte lieb gewonnenen Design zu verpacken. Diese Renaissance vermeintlich besserer Zeiten sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Oliver Blume den Volkswagen-Konzern weiterhin fundamental umbaut. So steht der Start der dringend benötigten neuen Premium-Elektroplattform PPE 2024 nun endlich bevor. Als erster Vertreter dieser wirtschaftlich so bedeutenden Fahrzeuggeneration wurde in München der neue Audi Q6 e-tron präsentiert - sehr zur Freude des kürzlich von Blume inthronisierten neuen Audi-Chefs Gernot Döllner. Dass die bereits mehrfach verschobene Vorstellung des technisch eng verwandten elektrischen Porsche Macan deshalb zugunsten der Ingolstädter Premium-Schwestermarke bis 2024 warten muss, ist der Preis, den Porsche-Chef Blume offenbar gewillt ist zu zahlen.

Seat/Cupra: Neues Showcar Cupra DarkRebel

Und auch bei Seat/Cupra gibt es Neues: Während sich deren Chef Wayne Griffiths in München im Schein des spektakulären Showcars Cupra DarkRebel sonnte, verlautbarte VW-Markenchef und Seat-Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Schäfer an gleicher Stelle das mittelfristige Aus für die Automarke Seat: Während die Zukunft bei den Autos Cupra gehöre, werden die bestehenden Seat-Modelle weiter produziert. Bis Ende des Jahrzehnts werde die Marke im Bereich der urbanen Mikromobilität weiter bestehen.