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Ein Viertel denkt an Kündigung

Die Gründe für eine Kündigung haben sich mit der Pandemie verändert: Zwischenmenschliche Faktoren gewinnen an Bedeutung.

Im Europaschnitt ist der Gedanke an Kündigung in Österreich noch gering.
Im Europaschnitt ist der Gedanke an Kündigung in Österreich noch gering.

Die Frage, wie Arbeitgeber ihre Beschäftigten heute halten können, ist für Personalabteilungen schon lange ein Thema, und es wird kein einfacheres. 26 Prozent der Beschäftigten in Österreich denken daran, ihren Job in den kommenden drei bis sechs Monaten zu wechseln.

Die drei wesentlichen Gründe für eine Kündigung

Unzureichende Vergütung (42%), Mangel an beruflicher Entwicklung und Beförderung (40%) und unrealistische Erwartungen der Vorgesetzten (38%) sind die wichtigsten Gründe für einen Jobwechsel. Das ergab eine Studie, für die der Unternehmensberater McKinsey im September 2022 16.246 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in zehn europäischen Ländern befragt hat, darunter 1444 in Österreich.

"Unzureichende Vergütung, eine uninspirierende Führungskultur und ein Mangel an Perspektiven: Das sind die wesentlichen Gründe, warum Beschäftigte kündigen wollen", fasst Angelika Reich, McKinsey-Partnerin aus Wien, zusammen. Seit der Coronapandemie kommt es außerdem auf die Atmosphäre insgesamt an.

Österreicher im Europa-Vergleich eher zaghaft bei Kündigungen

Viele Europäerinnen und Europäer wechseln ihren Arbeitsplatz nach dem Motto "Ich brauche einen Job, aber ich brauche nicht deinen Job". In Österreich sind Beschäftigte zaghafter mit ihren Kündigungen: 74 Prozent (Europa: 67%) können sich nicht vorstellen, ihr Unternehmen zu verlassen, und das, obwohl Österreicher europaweit mit den unrealistischsten Erwartungen von Arbeitgeberseite zu kämpfen haben. Ein besonderer Fokus wird von österreichischen Arbeitnehmern auf Sicherheit am Arbeitsplatz gelegt. Verstärkt durch Covid-19 und eine damit verbundene Ansteckungsgefahr in der Arbeitsstätte trägt dieser Faktor für 40 Prozent der berufstätigen Österreicher zum Verbleib im Unternehmen bei (Europa: 36%).

Wichtig sind Vergütung, Flexibilität, Sinnhaftigkeit und Teamspirit

Während der Pandemie sind vor allem Flexibilität, sinnvolle Arbeitsaufgaben und ein hilfsbereites und zuverlässiges Team zu wichtigen Motivatoren am Arbeitsplatz geworden, auch wenn Vergütung immer noch der wichtigste Faktor bei der Jobwahl bleibt. "Bei der aktuellen Inflation müssen sich Unternehmen gerade bei den Vergütungspaketen jetzt schnell anpassen und außerdem gezielte Personalentwicklung in den Mittelpunkt stellen. Der wichtigste Grund für einen Verbleib am Arbeitsplatz bleibt eine faire Vergütung, aber die Studie zeigt, dass zwischenmenschliche Faktoren an Bedeutung gewinnen. Die Formel für den Verbleib der Beschäftigten ist also: fairer Lohn, faire Führungskräfte, nette Teams", so Reich.

Sicherheit und Wertschätzung im Job besonders gefragt

Der Arbeitskräftemangel hat auch die Druck- und Medienbranche erfasst. Es fehlen vor allem Fachkräfte in der Drucktechnik, Druckvorstufentechnik und Endverarbeitung, aber auch Medienfachleute. Offene Stellen gibt es in nahezu allen Betrieben in der Branche. "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben heute mehr Auswahl und höhere Erwartungen an ihre Arbeit und Karriere. Die Frage ist nur, welche", so Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verbands Druck Medien Österreich. Deshalb hat der Verband gemeinsam mit Integral die Anforderungen der Österreicher an ihre Arbeitgeber unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis der Umfrage unter 1000 Österreicherinnen und Österreichern zwischen 18 und 69 Jahren: Sicherheit, Wertschätzung und ein nettes Team sind den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Land am wichtigsten.

Für Frauen haben flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit oder Gleitzeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben einen deutlich höheren Stellenwert als für Männer (71 Prozent versus 55 Prozent und 68 Prozent versus 56 Prozent).

Die 18- bis 29-Jährigen ticken etwas anders als der Durchschnitt. Für sie sind Wertschätzung, Work-Life-Balance, eine überdurchschnittliche Bezahlung sowie Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten überdurchschnittlich wichtig. Die Möglichkeit für Homeoffice hat für 40 Prozent einen hohen Stellenwert. Eine überdurchschnittliche Bezahlung spielt für die Befragten keine übergeordnete Rolle; diese liegt auf Platz 11 von 24 abgefragten Kriterien.