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Ausbildung gegen klassische Rollenbilder: Mehr Frauen in MINT-Bereichen

Technisch-naturwissenschaftliche Ausbildungen sind bei Frauen noch immer nicht besonders gefragt. Die FH Oberösterreich will dem entgegensteuern.

Die üblichen Bilder in den Köpfen hinsichtlich „klassischer“ Frauenberufe sind längst überholt.
Die üblichen Bilder in den Köpfen hinsichtlich „klassischer“ Frauenberufe sind längst überholt.

"Mehr Frauen in die Technik und IT!", hört man vielfach vonseiten der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. In diese Kerbe schlägt auch Martina Gaisch, wissenschaftliche Leiterin des Diversity-Managements an der Fachhochschule Oberösterreich. Sie ist Studiengangsleiterin an der IT-Fakultät in Hagenberg und sagt: "Ich möchte Mädchen dabei helfen, Türen aufzustoßen und Neues zu entdecken - konkret im Bereich der Informatik, die wesentlich kreativer, vielseitiger und weniger nerdig ist, als viele denken."

Mehr Schülerinnen für MINT-Bereiche begeistern

Wie notwendig das ist, zeigt die jüngst veröffentlichte Studie "Wie MINT gewinnt", die von der FH Oberösterreich im Auftrag der MINTality-Stiftung durchgeführt wurde. Von den über 1500 befragten österreichischen Schülerinnen zwischen 14 und 18 Jahren können sich mehr als die Hälfte keine Ausbildung in den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) vorstellen.

Für jede Vierte scheint ein solcher Karriereweg zumindest teilweise denkbar. Und in eben dieser Gruppe der Unentschlossenen sieht Martina Gaisch auch das größte Potenzial, um mehr Schülerinnen für MINT-Fächer zu begeistern. "Es braucht einfach eine Stärkung des Selbstvertrauens und bessere Aufklärung über die Möglichkeiten, die eine solche Ausbildung bietet", betont die FH-Professorin. Denn: "Meistens gehen Mädchen in traditionelle Berufe, weil sie keine anderen kennen, weil sie hören, dass MINT-Berufe unweiblich seien, und weil sie bei vorhandenem Interesse für MINT zu wenig positives Feedback erfahren." Es gebe also viel zu tun, und zwar vor allem im Bereich der Motivation und Aufklärung.

Was würde Schülerinnen motivieren, eine IT-Ausbildung zu starten?

Laut Gaisch ist dies leicht zu beantworten: Mehr Bezug zu gesellschaftlichen Themen, eine andere Begrifflichkeit bei der Beschreibung der Studieninhalte und Karrierewege, mehr weibliche Vorbilder sowie projektbasiertes Lernen.

Wie lauten nun die Lösungsvorschläge? Gaisch hat mit weiteren Frauen aus dem IT-Bereich ein eigenes Studium für ihre Fakultät in Hagenberg entwickelt. Ziel des vergangenen Herbst gestarteten Bachelors "Design of Digital Products" (der neben UX-Design auch die Themen Nachhaltigkeit, Ethik und Kreativität in der Softwareentwicklung beinhaltet) war es, mehr Vielfalt in die Informatik zu bringen.

Um den Studentinnen mehr Möglichkeiten zum Vernetzen zu bieten, ist ein eigenes Studentinnennetzwerk gegründet und für den umliegenden Softwarepark der Tech Fem Club ins Leben gerufen worden. Mit dem Projekt MINT your future wurden zudem weibliche Role Models sichtbar gemacht. Dafür sind über 50 Frauen aus den MINT-Bereichen interviewt und deren Tätigkeiten, Karrieren und Ausbildungswege skizziert worden. In einem nächsten Schritt steht die Produktion von Videos an, um die Vielfalt von MINT-Berufen aufzuzeigen.

Zusätzlich holen die "Female Leadership Talks" weibliche Führungspersonen vor den Vorhang und ermöglichen spannende Diskussionen über Themen wie Führung, Kind und Karriere, flexible Arbeitszeiten und Verdienstaussichten. "Die IT braucht dringend mehr Weiblichkeit, denn mit gerade mal 18 Prozent weiblichen Studierenden in Österreich sind noch viel zu wenige Informatikerinnen am Werk", sagt Gaisch. Der Frauenanteil am Campus Hagenberg liege mittlerweile bei über 30 Prozent. "Unsere FH hat den richtigen Weg eingeschlagen", ist sich die Professorin sicher.