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Was von Abo-Förderung für junge Leute zu halten ist

Peter Plaikner

Papier ist geduldig. Noch geduldiger aber sind Zukunftsreden. In einer solchen hat ÖVP-Kanzler Karl Nehammer E-Paper für alle Schüler ab der siebten Klasse angekündigt. 13 Monate später ist noch nichts dergleichen geschehen. Doch SPÖ-Chef Andreas Babler präsentiert am Samstag ein Projekt zur Förderung von Zeitungsabonnements für alle 16- bis 30-Jährigen. 150 Euro Zuschuss pro Jahr.

Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter reagiert darauf geradezu reflexartig negativ: "Diese Altersgruppe informiert sich anders." Stimmt. Vielleicht ist genau das ein Argument für das Projekt. Dann behauptet sie, nur 13% der Österreicher seien bereit, für journalistische Inhalte zu bezahlen. Stimmt nicht. Das lässt einerseits die Finanzierung des ORF außer Acht und ignoriert andererseits 1,34 Millionen täglich verkaufte Zeitungen. Exakt ein Drittel der österreichischen Haushalte.

Brandstötter hat damit einen Disput mit "Falter"-Chef Florian Klenk auf X entfacht. Sie schreibt, junge Menschen informierten sich auf TikTok & Co. Er sagt, wie Jugendliche als Zeitungsleser zu gewinnen sind. Und einige argumentative Trittbrettfahrer missverstehen das Ganze bewusst als Wettstreit von Papier- und Digitalangeboten. Eine Mini-Recherche hätte genügt, um herauszufinden, dass der rote Plan Print und Online gleichermaßen umfasst. Es geht um journalistisch geprägte Titel bzw. Marken.

Über ihre Qualität lässt sich streiten. Das Projekt sieht deshalb klare Kriterien vor. Außer Streit steht, dass die Kontrolle durch redaktionelle Medien eine Grundlage der Demokratie ist. Unbestritten bleibt zudem der enorme Erfolg der "Zeit im Bild" auf TikTok. Das Medium ist die Botschaft - unabhängig vom Kanal. Überdies geht laut Jugend-Internet-Monitor die Nutzung nahezu aller Social Media zurück. Brandstötters Kritik aber wirkt wie die Aufforderung zur bedingungslosen Kapitulation vor ihnen.

Dieses Signal ist falsch. Die redaktionell verfasste Zeitung, Print wie online, ist ein Kulturgut, um das es zu kämpfen lohnt. Gegen digitale Kanäle, die verantwortungslos alles transportieren, was zieht - unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Es ist eigenartig, dass Neos ihre prinzipielle Förderungsskepsis auch auf ORF und Zeitungen übertragen. Denn Pink steht mit Rot im Wettbewerb um Bildungskompetenz. Und hat eine stille interne Konkurrenz um Medienkompetenz: Ex-Chefredakteur Helmut Brandstätter und Ex-Verlagschef Veit Dengler schweigen bisher zum SPÖ-Vorschlag. Sie wissen einiges besser als Brandstötter, denken bei Bablers Projekt aber wohl an Nehammers Zukunftseffekt: Papier ist geduldig.

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