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Das wird man wohl noch sagen dürfen!? Nein, darf man nicht

Eine neue Studie schiebt die Debatte zu Hass im Netz an. Und wirft etwa die Frage auf, wie man es schafft, online keine Grenzen zu überschreiten.

Ralf Hillebrand

Jeder dritte Österreicher, der vergangenes Jahr auf Social Media etwas gepostet hat, hat zumindest ein Mal Hass in die Welt gesetzt. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie der Salzburger Privatuni Schloss Seeburg (die SN berichteten). Und allein schon, weil es die erste österreichische Erhebung ist, die sich ausführlich mit Hass im Netz aus Sicht der Poster beschäftigt, hallt die Studie nach. Sie schiebt etwa die Frage an, wie man es schafft, online keine Grenzen zu überschreiten - in Zeiten, in denen die Grenzen fließend zu sein scheinen.

Schon der Begriff Hass wird von Studie zu Studie anders definiert. Bei jener der Uni Seeburg etwa galten "Nachrichten, in denen negative Einstellungen über andere Personen öffentlich gepostet werden" als Hasspostings. "Negative Einstellungen"? Darf man denn heutzutage gar nichts mehr sagen oder schreiben, mag sich nun der eine oder die andere denken.

Doch, darf man. Aber es gibt eben Grenzen. Michael Lanzinger, Welser Anwalt mit Schwerpunkt Hass im Netz, machte diese Demarkationslinie im SN-Gespräch vor Kurzem sehr gut fest: "Wenn ich etwas genau so am Küchentisch vor meinen Kindern sagen würde und auch kein Problem damit hätte, dass es meine Kinder wiederholen, dann kann ich es posten."

Eine Demokratie lebt davon, dass ein jeder und eine jede seine oder ihre Meinung äußern kann. Aber sie lebt nicht davon, dass man nach Lust und Laune beleidigen oder verhetzen kann. Erst recht, da sich die Zeiten durch Social Media und Co. geändert haben, wie Michael Lanzinger ergänzt: "Wenn früher jemand jemand anderen öffentlich beschimpft hat, stand Aussage gegen Aussage. Heute passiert das im Netz - und die Beleidigung ist somit viel leichter beweisbar." Lanzinger selbst hat eine Software entwickelt, die einfacher macht, Hass zu belegen: Auf netzbeweis.com können Opfer kostenlos fälschungssichere Screenshots machen.

Und was sollte man tun, hat man die Hassgrenze überschritten? Auch dafür hat Michael Lanzinger einen Ratschlag - dieses Mal auf juristischer Basis: "Lassen Sie das Posting ein wenig stehen und posten direkt darunter eine Gegenrede, also erklären die Umstände, sagen, dass es Ihnen leidtut. Und nach gewisser Zeit löschen Sie das beleidigende Posting. Dann könnte man von tätiger Reue ausgehen."