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KI in der Schule! Was hätte Goethe dazu gesagt?

Zu künstlicher Intelligenz wurde schon vieles gesagt, aber noch nicht von jedem. Hier ein paar Goethe-Zitate in einem völlig neuen Kontext.

Thomas Hofbauer

"Eine Schule ist als ein einziger Mensch anzusehen, der hundert Jahre mit sich selbst spricht und sich in seinem eignen Wesen, und wenn es auch noch so albern wäre, ganz außerordentlich gefällt." Darum war der Vorstoß von Bildungsminister Polaschek doch sehr verwunderlich, als er in dieser Woche ankündigte, dass künstliche Intelligenz in den Schulen eine große Rolle spielen werde und er auch gleich 100 Bildungsanstalten zu KI-Kompetenzzentren umfunktionieren will. Und weil nichts schrecklicher ist "als ein Lehrer, der nicht mehr weiß als das, was die Schüler wissen sollen", oder gar noch weniger, sollen auch Pädagoginnen und Pädagogen in den Genuss von Fortbildungen kommen. "Wir lernen nur von denen, die wir lieben" - bei Schülerinnen und Schülern kann da wohl nur das Smartphone gemeint sein, bei manchen Lehrkräften ist diese Liebe aber noch nicht entfacht. Sie wollen neben Smartphones auch gleich künstliche Intelligenz, Social Media und Internet aus dem Unterricht verbannen. "Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube (an den Nutzen von KI in der Schule)" gilt für sie und für alle andern: "Mit dem Wissen wächst der Zweifel" und wenn der erst einmal gewachsen, wird es mit der KI-Offensive an unseren Schulen bald vorbei sein. "Es hört doch jeder nur, was er versteht" oder verstehen will.

Schüler und all jene, die sich zur Avantgarde zählen, mögen entgegnen: "Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum" und "es irrt der Mensch, solang er strebt", also warum nicht das Neue wagen. Ohnehin dürfte "ein jeder, nur zehn Jahre früher oder später geboren, was seine eigene Bildung und Wirkung nach außen betrifft, ein ganz anderer geworden sein". Die Zeiten haben sich geändert. "Die Welt urteilt nach dem Scheine." Außerdem: "Nicht allen Menschen ist es eigentlich um ihre Bildung zu tun. Viele wünschen nur so ein Hausmittel zum Wohlbefinden, Rezepte zum Reichtum und zu jeder Art von Glückseligkeit." Denken Sie nur an die vielen Influencer auf Instagram und TikTok. Dennoch gilt bei den Jungen, "die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen", vor allem wenn er mit dem Finger über das Smartphone wischend die digitale Welt erobert.

Wie jetzt? "Ihr müsst mich nicht durch Widerspruch verwirren!" Ist KI in der Schule nun gut oder schlecht? Dem ist zu erwidern, "sobald man spricht", oder wie in diesem Fall schreibt, "beginnt man schon zu irren." Eines ist aber dennoch gewiss: "Wenn man sich nur bewegt, andere in Bewegung bringt, so fügt sich gar manches schön und gut."

KOMMENTARE (1)

Martin Tippel

Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! "KI" aka "Man hilft uns beim Denken, bis wir nicht mehr denken können" (Diesmal nicht Goethe, sondern kurz und bündig Immanuel Kant)
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