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Ice, ice, Baby

Nicht nur Menschen gehen ins Internet, auch immer mehr Dinge folgen ihnen dorthin.

Thomas Hofbauer

Der Käse war stinkig und die Milch sauer. Kein Wunder, der Kühlschrank hat in der Sommerhitze seinen Geist aufgegeben. Doch davon wussten wir einen ganzen glücklichen Urlaubstag nichts. Erst am Abend erreichte uns eine WhatsApp der Zuhausegebliebenen, die längst mit dem Aufräumen fertig waren. So weit, so gut. Nur was ein Kühlschrank in einer Kolumne zum digitalen Leben verloren hat, hätte ich bis vor wenigen Tagen auch nicht beantworten können. Seither ist aber klar:
Der neue hat es - Internet.

Jetzt kann ich, sooft ich will, über eine App die aktuelle Temperatur im Tiefkühler und im Kühlteil abrufen. Minus 18 Grad und sechs Grad plus sind es derzeit. Und die Kühlschranktür ist geschlossen. Perfekt. Und ich kann auch berichten, dass die Tür des Gefrierabteils bei uns zu Hause am öftesten zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet wird, die des Kühlabteils zwischen 6 und 9 Uhr. Unglaublich, welches Gefühl von Sicherheit so ein Kühlschrank am Internet vermitteln kann. Er schickt mir sogar Push-Benachrichtigungen, wenn die Tür zu lange offen ist. Das führt zwar dazu, dass ich zuerst auf das Handy schaue, was wiederum bedingt, dass die Tür noch länger offen bleibt - doch da kann man sicher noch etwas nachbessern.

Langsam taut auch die Erkenntnis, wir hätten uns doch für das Modell mit Innenkamera entscheiden sollen. Die zeigt auf einem Bildschirm, der an der Tür angebracht ist, den Inhalt des Kühlschranks. Noch dazu können die Bilder auch online abgerufen werden. Die Frage, ob noch Milch im Haus ist, beantwortet fortan nicht mehr jemand aus der Familie, sondern eine App. Wie verhindert wird, dass dann alle aus der Familie Milch kaufen, wenn niemand mehr miteinander spricht, dafür gibt es sicher auch eine digitale Lösung.

Das Allerbeste ist aber: Wenn der neue Kühlschrank irgendwann, in hoffentlich fernen Tagen, ebenfalls seinen Geist aufgibt, könnte man 1) das direkt im Urlaub mit der App feststellen, 2) den Verfall der eingelagerten Lebensmittel mit der Innenkamera beobachten, um dann 3) wenigstens im Urlaub so viel Eis zu schlecken, dass man für die Tage ohne Kühlschrank genug davon hat und im Idealfall auch noch eine Verkühlung davonträgt, um den Gestank bei den Aufräumarbeiten nicht zu bemerken. Aber derzeit noch: Sechs Grad plus im Kühlteil und minus 18 Grad im Tiefkühler - nur wer hat gerade die Tür geöffnet?

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